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Versteckter Bärenmarkt 03.07.2024 23:45:00

Charles Schwab mahnt zur Vorsicht: Marktveränderungen könnten Crash auslösen

Charles Schwab mahnt zur Vorsicht: Marktveränderungen könnten Crash auslösen

• Charles Schwab blickt mit Sorge auf US-Indizes
• Kluft zwischen Performance von US-Indizes und durchschnittlichem Index-Mitglied nimmt zu
• Historische Parallelen lassen Bärenmarkt befürchten


Die Stimmung an den US-Börsen ist im Sommer 2024 weiterhin gut. Erst am 28. Juni hat etwa der breite US-Index S&P 500 bei 5.523,64 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht und der NASDAQ Composite knackte erstmals die Marke von 18.000 Zählern. Wie bereits im vergangenen Jahr mit den Magnificent Seven werden die Indizes jedoch auch momentan hauptsächlich durch wenige schwergewichtige Aktien nach oben getrieben - und genau das bereitet den Experten des Brokers Charles Schwab Sorgen. "Die dramatische Outperformance einer Handvoll Aktien am oberen Ende des Marktkapitalisierungsspektrums hat die Performance auf Indexebene der kapitalisierungsgewichteten Indizes erheblich verbessert", schreiben die Investmentstrategen Liz Ann Sonders und Kevin Gordon in einem Online-Beitrag auf der Unternehmenswebseite von Charles Schwab. Das sei an sich nicht ungewöhnlich, so die beiden Experten weiter. "Wenn der 'Rest' des Marktes jedoch weit zurückliegt, wird das Konzentrationsrisiko akuter" - und genau das sei nun immer mehr der Fall.

Herrscht bei US-Indizes unter der Oberfläche bereits ein Bärenmarkt?

"Sowohl beim S&P 500 als auch beim NASDAQ hat der Index stark zugelegt, allerdings ging dies mit einer sich verschlechternden Breite einher, gemessen an der Anzahl der steigenden bzw. fallenden Aktien innerhalb jedes Index auf kumulativer Basis", schreiben Sonders und Gordon. So hätten etwa nur 17 Prozent der Indexmitglieder des S&P 500 in den letzten zwölf Monaten eine bessere Performance ausgewiesen als der Index selbst, beim NASDAQ Composite seien es sogar nur elf Prozent der enthaltenen Werte gewesen. Außerdem nehme auch die Anzahl der Aktien mit einem Kurs über ihrem jeweiligen gleitenden 50-Tage-Durchschnitt ab. Mit Stand 21. Juni - dem Tag, der als letzter in die Analyse der beiden Experten einfloss - hätten zudem weniger als 10 Prozent der im S&P 500 und im NASDAQ Composite notierten Aktien neue 52-Wochen-Hochs erreicht, gleichzeitig sei jedoch die Anzahl der Papiere mit neuen Tiefstständen deutlich gestiegen und befände sich auf Bärenmarktniveau.

"Im Laufe des Jahres ist der prozentuale Anteil der Aktien im S&P 500 und NASDAQ 100, die sich in einem eigenen Bärenmarkt befinden (definiert als Aktien, die mindestens 20 Prozent unter ihrem 52-Wochen-Hoch liegen), stetig gestiegen", heißt es in dem Artikel der Charles Schwab-Strategen weiter. Tatsächlich sei eine im S&P 500 enthaltene Einzelaktie von ihrem Jahreshoch zum tiefsten Punkt im Durchschnitt um 15 Prozent gefallen, während der S&P 500 von seinem Jahreshoch aus lediglich um maximal fünf Prozent nachgegeben habe. Beim NASDAQ betrage dieser Rückgang für den Index maximal sieben Prozent, ein durchschnittliches Indexmitglied habe jedoch eine Korrektur von 38 Prozent vom Jahreshoch erlebt. Auch der Dow Jones und der Nebenwerte-Index Russell 2000 hätten im Jahr 2024 keine Korrektur von zehn Prozent oder mehr ausgehend vom YTD-Hoch erlebt, während das bei ihren Komponenten anders gewesen sei, so die Experten. "Bei den wichtigen Indizes kam es zwar zu keiner Korrektur, unter der Oberfläche kam es jedoch zu Rückgängen im Bärenmarkt-Ausmaß", fassen Sonders und Gordon die Ergebnisse ihrer Studie noch einmal zusammen.

Historische Parallelen: Crash-Gefahr steigt

Doch die von den Investmentstrategen aufgedeckte aktuelle Lage am Aktienmarkt ist nicht ohnegleichen. So habe es seit der Jahrhundertwende zwar nicht viele Beispiele für so große Divergenzen in Breite und Preis gegeben, schreiben die Charles Schwab-Experten mit Verweis auf eine Analyse der Bespoke Investment Group, jedoch seien in den 1990er Jahren mehrfach ähnliche Situationen aufgetreten. "Die Lehren aus der Geschichte der 1990er Jahre deuten darauf hin, dass es hinsichtlich der Indexperformance kurzfristig zu einer Konsolidierung kommen könnte", so Sonders und Gordon.

Daneben gebe es momentan außerdem auch eine "unheimliche" Ähnlichkeit zum Markt in der zweiten Jahreshälfte 2021. Auch damals habe der S&P 500 mehrere neue Höchststände erreicht, der Prozentanteil der Indexmitglieder, die über ihrem gleitenden 50-Tage-Durchschnitt gehandelt wurden, habe jedoch abgenommen. Das habe laut den Experten "im Nachhinein richtigerweise signalisiert, dass der Markt nicht mehr in der Lage sein würde, sich auf Indexniveau zu halten" - was zu einem Bärenmarkt im Jahr 2022 geführt habe. In diesem hatte der breite US-Index dann rund 25 Prozent an Wert verloren, bevor es wieder zu einer Erholung kam.

"Wir denken, dass ein Risiko, das es zu beobachten gilt, das Fortbestehen der oben erwähnten Divergenz zwischen der Performance auf Einzelmitglieds- und Indexebene ist. Wenn wir weiterhin mehr Schwäche auf ersterer und Stärke auf letzterer Ebene beobachten, wird dies auf unheimliche Weise die Dynamik von 2021 nachahmen", warnen Sonders und Gordon daher. Und dann könnte der bislang versteckte Bärenmarkt womöglich für alle sichtbar werden.

Redaktion finanzen.at

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