19.06.2015 16:14:46
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Castor-Behälter mit Atommüll sollen auch nach Bayern gehen
BERLIN (AFP)--Ein Teil der Castor-Behälter mit Atommüll, die in den kommenden Jahren in Deutschland zurückerwartet werden, soll zur Zwischenlagerung nach Bayern gehen. Das sieht ein Konzept von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) vor, das sie am Freitag in Berlin vorstellte. "Das ist ein großer Schritt voran", sagte Hendricks. Ihre Pläne sind mit den Akw-Betreibern abgestimmt. Scharfe Kritik kam von der bayerischen Landesregierung.
Fünf Castor-Behälter mit mittelradioaktivem Atommüll sollen 2017 aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague und ab 2018 weitere 21 mit hochradioaktivem Atommüll aus dem britischen Sellafield zurückgebracht werden. Das strahlende Material stammt aus der Verarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomanlagen.
Nach Hendricks Plänen sollen die Castoren auf insgesamt vier Bundesländer verteilt werden. Die Behälter aus La Hague sollen ins baden-württembergische Philippsburg kommen. Von den Castoren aus Sellafield sollen je bis zu sieben in Zwischenlager an Akw-Standorten im hessischen Biblis und im schleswig-holsteinischen Brokdorf gebracht werden, bis zu neun zum bayerischen Akw Isar bei Landshut.
Die genaue Verteilung muss allerdings letztlich von den Energiekonzernen beantragt und dann vom Bundesamt für Strahlenschutz genehmigt werden. Angestrebt werden drei Transporte mit je sieben Castoren. Denkbar wären auch drei Transporte mit sechs Castoren sowie ein zusätzlicher mit drei für den Standort Isar. Die mögliche Mehrbelastung in Bayern begründete Hendricks damit, dass dort auch "am meisten Atommüll produziert" worden sei.
Die Energiekonzerne E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall begrüßten nach einem Gespräch mit Hendricks am Freitagmorgen in gemeinsamen Eckpunkten grundsätzlich die Vorlage des Konzepts. Sie erklärten sich auch bereit, eine Rücknahme mehrerer von ihnen gegen das Atomgesetz eingereichten Klagen zu prüfen und diese zunächst ruhend zu stellen. Die Konzerne hatten bislang darauf beharrt, die Castoren wie bisher ins niedersächsische Gorleben zu bringen.
Die Umweltministerien der Länder wurden laut Hendricks am Freitag telefonisch durch Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth über das Konzept informiert. Die Zustimmung der Länder sei rechtlich nicht erforderlich; gleichwohl will sich Hendricks weiterhin um Einvernehmen bemühen.
"Wenn der Bund hier allein entscheiden will, stellt er eine Einigung bei der Energiewende insgesamt in Frage", warnte der bayerische Staatskanzlei-Chef Marcel Huber (CSU) Hendricks vor einem Alleingang. "Einseitige Festlegungen des Bundes hier sind politisch unklug und dreist." Bayern hat die Aufnahme von Castoren bisher abgelehnt.
"Schleswig-Holstein ist weiter bereit, Verantwortung zu übernehmen", erklärte dagegen Landesumweltminister Robert Habeck (Grüne). Auch die hessische Ressortchefin Priska Hinz (Grüne) bekräftigte die Aufnahmebereitschaft ihres Landes: "Wir ducken uns nicht weg." Auch Baden-Württemberg ist zur Aufnahme der Castoren aus La Hague bereit. Der Greenpeace-Experte Heinz Smital wertete Hendricks' Konzept als "Fortschritt".
Um die Zwischenlagerung der Castoren, bis voraussichtlich nach 2050 ein Endlager dafür zur Verfügung stehen soll, wird seit Jahren gerungen. In Verbindung mit dem nationalen Konsens über ein neues Endlager-Suchverfahren war auch festgelegt worden, dass keine weiteren Castoren mehr nach Gorleben gehen sollen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/mgo
(END) Dow Jones Newswires
June 19, 2015 09:44 ET (13:44 GMT)- - 09 44 AM EDT 06-19-15
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