27.06.2014 16:10:00

Casinolizenzen: Wien bekommt ein "Grand Casino" und mehr Grünfläche

Wien bekommt bald zwei neue Casinos, eines davon im seit rund einem Jahrzehnt leer stehenden Palais Schwarzenberg in der Innenstadt. Rund 50 Millionen Euro wollen das Bieterkonsortium um die Schweizer Stadtcasino Baden AG und den deutschen Automatenkonzern Gauselmann für die Errichtung der Spielbank in die Hand nehmen. Und: Die Wiener dürfen bald in den palais-eigenen Park.

Allerspätestens mit der Eröffnung des Casinos, die in rund einem Jahr stattfinden soll, solle ein Teil des acht Hektar großen Parks der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, sagte Hubertus Thonhauser, Aufsichtsratschef der Bewerbergesellschaft, am Freitag zur APA. Hätte man die Casinolizenz nicht bekommen, wäre dort eine Luxussiedlung gebaut worden. "Jetzt kann man dann vom Belvedere zum Palais Schwarzenberg durchgehen."

Thonhauser ist wenig überraschend "enorm" erfreut, dass seine Gesellschaft den Zuschlag für die heiß begehrte Wiener Casinolizenz Süd-West bekommen hat. "Wir bedanken uns beim Finanzministerium für den Vertrauensvorschuss."

Zielgruppe des "Grand Casino Wien" sind reiche Gäste aus dem Ausland, in eigenen Vertriebsbüros in Abu Dhabi, Shanghai und Moskau wollen die Schweizer dafür die Werbetrommel rühren. In den Prunkräumen des Palais sollen 28 Spieltische für Roulette, Black Jack oder Baccara aufgestellt werden, weiters sind 290 Spielautomaten sowie ein Gastronomiebereich geplant. Die Bars bzw. das Restaurant sollen auch ohne Casinobesuch zugänglich sein. "Wir rechnen pro Tag mit etwas über 1.000 Gästen." Der angepeilte Bruttospielertrag des "Grand Casino" liegt bei 27 Mio. Euro.

Zusätzlich will die Stiftung der Familie Schwarzenberg etwas über 20 Mio. Euro in ein Luxushotel im Nebenhaus mit rund 22 Suiten investieren. Der Baubeginn für das Hotel ist etwas später angesetzt. "Das hängt auch davon ab, ob es Einsprüche wegen der Casinokonzessionen gibt", so Thonhauser. Schon gegraben wird indes an einer Tiefgarage mit mehr als 200 Stellplätzen. Diese errichtet die Breiteneder-Gruppe für rund 20 Mio. Euro.

Für die Spielbank hat das Konsortium noch alte Baubewilligungen des austro-saudischen Investors Mohammend Al Jaber. Dieser wollte im Palais ursprünglich ein neues Hotel errichten, wegen Geldstreitigkeiten mit der Volksbanken-Tochter Immoconsult scheiterte das Projekt jedoch. "Auch die Widmung ist vorhanden", so Thonhauser. Ausständig ist noch das endgültige grüne Licht des Denkmalamts. "Bis jetzt haben wir beim Denkmalschutz alles eingereicht, was einzureichen war und ein positives Aviso für die Pläne bekommen", sagte Thonhauser, der 12 Jahre lang Schweiz-Geschäftsführer der nunmehrigen Konkurrentin Casinos Austria war und jetzt im Private-Equity-Bereich als Selbstständiger tätig ist.

Die Casinos Austria dürfte es einigermaßen schmerzen, dass ihre Spielbank in der Kärntner Straße nun Konkurrenz in der Nähe bekommt. Kürzlich hat die bisherige Monopolistin angekündigt, sich ebenfalls stärker auf reiche Gäste fokussieren und das Restaurant ausbauen zu wollen.

Den Casinos-Konzernchef Karl Stoss trifft es dem Vernehmen nach schwer, dass er gar keine der neuen Lizenzen bekommen hat. Das Unternehmen hatte sich nicht nur im Prater, direkt neben dem Riesenrad, beworben, sondern zielte auf eine Baulücke im 15. Wiener Gemeindebezirk ab. In einem BIG-Gebäude, das ursprünglich als Ausweichquartier für eine nahegelegene Schule gedacht war, wollten sie ihr Spiel machen - wohl, um nicht den eigenen City-Standort zu kannibalisieren. Daraus wird aber nun nichts. Ebenso leer ausgegangen ist der Investor Michael Tojner, der gemeinsam mit den börsennotierten Century Casinos eine Spielbank in seinem Hotel Intercontinental bauen wollte. Die unterlegenen Bewerber haben sich bisher nicht zu Wort gemeldet.

Die 50 Mio. Euro, die das siegreiche Bieterkonsortium für das Palais Schwarzenberg in die Hand nehmen will, kommen zu zwei Drittel von der Schweizer Stadtcasino Baden AG, den Rest steuert der deutsche Gauselmann-Konzern bei.

Die Stadtcasino Baden AG gehört mehrheitlich (51 Prozent) der Einwohner- und Ortsbürgergemeinde Baden (Kanton Aargau). 49 Prozent sind in Händen von mehr als 2.000 Einzelaktionären. Die Gruppe hat 2013 einen Gewinneinbruch erlitten und auch deutlich weniger umgesetzt. Schuld daran war auch die neue Konkurrenzspielstätte in Zürich, die im Vorjahr erstmals ein volles Jahr in Betrieb war. Der deutsche Gauselmann-Konzern wiederum gehört dem "Automatenkönig" Paul Gauselmann, der mit seinen rund 200 Spielhallen in Deutschland rund 50 Mio. Euro im Jahr verdient. In seiner Heimat setzten ihm momentan die schärferen Regeln für das Automatenspiel zu. Zum Thema Spielerschutz meinte er zuletzt in der "Bild"-Zeitung: "Wer nicht spielt, ist krank." Ein Prozent seiner Kunden zocke zu viel, "aber nur mit dem Geld, das sie in der Tasche haben."

(Schluss) snu/sp

ISIN AT0000499900 WEB http://www.novomatic.com http://www.casinos.at http://www.centurycasinos.com

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