02.11.2016 22:23:48
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Bosch-Chef Denner sieht keine Verantwortung für Abgasskandal
Von Hendrik Varnholt
BERLIN (Dow Jones)--Bosch-Chef Volkmar Denner hat eine Verantwortung für den Volkswagen-Abgasskandal zurückgewiesen. Die Systemverantwortung für die Motortechnik habe der Fahrzeughersteller, sagte Denner am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in Berlin. Den "Gesamtüberblick über das System" hätten nur die Autohersteller. Sie seien auch für die Zertifizierung zuständig, sagte der Bosch-Chef.
Bosch steht vor allem in den USA zusammen mit Volkswagen wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte am Pranger. Autokäufer richten ihre Schadensersatzforderungen auch gegen den Zulieferer, weil dieser Komponenten der Motorelektronik betroffener VW-Fahrzeuge entwickelt hat und frühzeitig von den Manipulationen gewusst haben soll.
Denner: Bosch ist "nur einer von mehreren Lieferanten" Denner ging am Mittwoch nicht im Detail auf die Vorwürfe aus den USA ein. "Über die Schuldfrage werden Gerichte entscheiden", sagte er. Bosch nehme das Thema aber "sehr ernst". Der Konzern kooperiere mit den Behörden und liefere diesen etwa von sich aus Unterlagen, die im Zusammenhang mit den Untersuchungen stünden.
Der Bosch-Chef kritisierte zudem indirekt, dass in der Öffentlichkeit immer wieder Bosch mit den Abgasmanipulationen in Verbindung gebracht wird, andere Zulieferer in dem Zusammenhang aber kaum genannt werden. Zwar sei Bosch alleiniger Lieferant der entsprechenden Steuergeräte für die in den USA betroffenen Volkswagen-Modelle. In Europa sei das Unternehmen aber "nur einer von mehreren Lieferanten" des Bauteils.
Bratzel: Abgasskandal ist "Wendepunkt für die Branche" Der Automobilprofessor Stefan Bratzel bezeichnete den Abgasskandal bei der Veranstaltung des VDA als "Wendepunkt für die Branche". Der Skandal sei "kein VW-Problem, sondern ein Branchenproblem". Der Wirtschaftszweig müsse angesichts der Manipulationen mit strengeren Regeln rechnen. Das lasse die Kosten für Verbrennungsmotoren steigen und verschaffe Elektrofahrzeugen Vorteile.
Bosch-Chef Denner setzte sich zwar abermals für die Diesel-Technik ein. "Wir sind in der Lage, einen sauberen Diesel herzustellen", sagte er. Denner gab aber zu, dass Dieselmotoren angesichts aufwendiger Abgasnachbehandlung teurer würden. Bei kleinen Autos werde der Diesel-Anteil deshalb zurückgehen, prognostizierte er.
Denner erwartet gleichwohl keine schnelle Ablösung von Autos mit Diesel- oder Benzinmotoren durch Fahrzeuge mit Elektroantrieb. "Der Transformationsprozess braucht Zeit", sagte er. Für Bosch sei der Wandel "wahrscheinlich der schwierigste Transformationsprozess, den das Unternehmen je erlebt hat".
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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November 02, 2016 16:53 ET (20:53 GMT)
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