23.09.2016 22:32:37
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Börsen-Zeitung: Hoffen auf Algier, Kommentar zum Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn
Ähnliche Verhandlungen hatte es schon im April dieses Jahres in Doha gegeben. Dort waren sie gescheitert, mit dem Ergebnis, dass der Ölpreis noch einmal kräftig nachgegeben hatte. Diesmal scheinen die Gespräche zwar besser vorbereitet zu sein. In den vergangenen Wochen hat es hinter den Kulissen bereits fieberhafte Aktivitäten gegeben, wobei (fast) jeder mit jedem gesprochen hat. Aber auch diesmal ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass es zur Vereinbarung eines Maßnahmenpakets kommt, das wirklich in der Lage wäre, den Ölpreis zu stützen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum einen ist der Konflikt zwischen den beiden Opec-Schwergewichten Saudi-Arabien und Iran immer noch ungelöst. In dem Streit zwischen den beiden Ländern geht es um Marktanteile. Der Iran, der seine Förderung seit dem Ende der Sanktionen aus dem Atomstreit stark ausgebaut hat, möchte wieder die Position einnehmen, die er vor dem Streit innehatte. Das Land hat im August schon wieder 3,8 Mill. Barrel pro Tag (bpd) exportiert, womit das Niveau von vor dem Atomstreit von rund 4 Mill. bpd fast erreicht ist. Die Exportoffensive des Iran geht vor allem auf Kosten Saudi-Arabiens. Dementsprechend sind die Saudis geneigt, ihre Marktposition mit allen Mitteln - sprich niedrigen Preisen - zu verteidigen und den Iranern gegenüber keine Zugeständnisse zu machen.
Auf der anderen Seite ist Saudi-Arabien aber auf höhere Einnahmen angewiesen. Das auch im eigenen Land unbeliebte Regime erkauft sich das Stillhalten der Bevölkerung mit teuren Subventionen, die im Zuge des Ölpreisverfalls zu einem hohen Haushaltsdefizit geführt haben.
Zudem will das Land in einer großangelegten Offensive die momentan fast hundertprozentige Abhängigkeit der saudischen Wirtschaft von den Öleinnahmen verringern und das Land modernisieren. Dazu benötigt das Regime viel Geld. Eine Finanzierungsmaßnahme ist der geplante Börsengang des staatlichen Ölkonzerns Aramco. Das Aramco-IPO kann aber nur dann die gewünschten hohen Summen einspielen, wenn die Perspektive für den Ölpreis halbwegs ansprechend ist. Dies könnte die Kompromissbereitschaft der sunnitischen Saudis sogar mit Blick auf den schiitischen Erzfeind Iran deutlich vergrößern. Für eine Einigung hätte Saudi-Arabien aber die Kröte zu schlucken, dass der Iran erst ab einer Fördermenge von 4 Mill. bpd bereit ist, über eine Deckelung nachzudenken.
Was den Kern der Maßnahmen betrifft, auf die sich die an diesen
Gesprächen teilnehmenden Länder einigen könnten, so dürfte es
lediglich um die erwähnte Deckelung und nicht etwa sogar um eine
Reduzierung der Fördermengen gehen. Daher dürfte sich die Wirkung auf
den Ölpreis von kurzfristigen Ausschlägen abgesehen in Grenzen halten
zumal die Internationale Energieagentur IEA zuletzt ihre
Erwartungen für das globale Nachfragewachstum deutlich
heruntergeschraubt hat. Ihre Analysten gehen jetzt erst für 2017 und
nicht mehr für das laufende dritte Quartal 2016 von einem Abbau des
Überangebots aus.
Somit sind die folgenden beiden Szenarien die wahrscheinlichsten. So könnten einerseits die Gespräche erneut scheitern, mit dem Ergebnis, dass der Ölpreis abermals den Sinkflug antritt. Allerdings dürften die neuerlichen Verluste nicht so dramatisch ausfallen wie im Frühjahr. Einen Ölpreis von 30 Dollar wird die Welt wohl so schnell nicht wieder sehen.
Andererseits könnte es eine mit warmen Worten formulierte Übereinkunft geben, mit der sich die Teilnehmer verpflichten, ihre Produktion nicht noch weiter zu steigern. Dies hätte zweifellos auf kurze Sicht einen positiven Einfluss auf den Ölpreis, der wieder über die Marke von 50 Dollar steigen und sich möglicherweise sogar auf 60 Dollar zubewegen würde. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich der positive Effekt rasch abnutzt und dass der Ölpreis nach einem ersten Preissprung wieder abbröckelt. Ein wirklich nachhaltiger Ölpreisschub durch das Treffen wird von den wenigsten Beobachtern erwartet.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
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