24.03.2016 22:47:37
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Börsen-Zeitung: Geldpolitische Despotie, Kommentar zur EZB von Bernd Wittkowski
Befinden wir uns noch in der Realität oder schon in der Satire? Vermutlich ist es wie vieles, womit uns die EZB seit Jahren beglückt, real existierender Surrealismus. Ganz im Ernst müssen wir konzedieren, die sogenannten Hüter des Euro unterschätzt zu haben. Schon häufig hatten wir glauben wollen, die europäische "Zentralbankverwaltungswirtschaft", wie sie der Metzler-Bankier Michael Klaus bereits 2014 nannte, habe ihr ultimatives Stadium erreicht. Weit gefehlt! Draghi & Co. fällt immer noch ein Komparativ des Superlativs ein. Und sei es eine Steigerung ins Irrwitzige.
Dabei kennt die EZB auf ihrer unermüdlichen Jagd nach dem
Deflationsgespenst durchaus eine Konstante: den Tabubruch. Diesmal
ist es - noch als "sehr interessantes Konzept", in nicht zu ferner
Zukunft gewiss als letzter Schrei der unkonventionellen Geldpolitik
das Verschenken von Geld. Ökonomen finden Gefallen an dem Instrument,
der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke ("Helicopter Ben") hat
damit geliebäugelt, und Helikopter-Mario, da sind wir ziemlich
sicher, wird es einsetzen.
Kai Ostermann, der Chef der Deutschen Leasing, hat dieser Tage richtigerweise angemerkt, für solche Ideen wären Studenten früher zwangsexmatrikuliert worden. Wir würden noch etwas weiter gehen: Schon dass über diese nächste Eskalationsstufe der Geldentwertung allen Ernstes diskutiert wird, ist kriminell. Längst ist der Euro wertlos, nämlich in dem Sinn, dass er mit der faktischen Abschaffung des Zinses und von dessen Steuerungsfunktion keinen Preis mehr hat. Schlag nach bei Albert Einstein: Was nichts kostet, ist nichts wert. Inzwischen sind wir nun sogar so weit, dass diejenigen, die Geld in seiner Funktion als Wertaufbewahrungsmittel verwenden, bestraft werden, nicht mehr nur real, sondern oft bereits auch mit nominalen Negativzinsen. Eine Notenbank, die zu allem Überfluss sinnbildlich noch Geld aus dem Helikopter aufs Volk wirft, hütet ihre Währung nicht, sondern verachtet sie und tut ihr Gewalt an. Das ist nicht nur komplett krank. Das ist geldpolitische Despotie.
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Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion
Telefon: 069--2732-0 www.boersen-zeitung.de
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