Kurz vor Verlust 05.08.2014 13:37:47

Banco Espirito Santo belastet Credit Agricole schwer

Die französische Großbank verbuchte aus ihrer knapp 15-prozentigen Beteiligung eine Sonderbelastung von 708 Millionen Euro, wie sie am Dienstag in Paris mitteilte. Das ließ den Überschuss um 98 Prozent auf 17 Millionen Euro einbrechen. Dennoch herrschte an der Börse Erleichterung, dass nun eine weitere Baustelle in Südeuropa geschlossen wurde. Crédit Agricole-Aktien legten zeitweise mehr 6 Prozent zu.

Die Franzosen schrieben den Wert ihrer BES-Aktien komplett ab - zudem belastete der Milliardenverlust bei der portugiesischen Bank das Ergebnis an sich. BES hatte im ersten Halbjahr wegen einer Reihe hausgemachter Probleme einen Verlust von 3,6 Milliarden Euro verbucht und musste am Wochenende vom Staat aufgefangen werden. Das Institut wurde aufgeteilt. Der gesunde Teil kam in eine neue Bank, die Hilfen von 4,9 Milliarden Euro erhielt. Die Problemanlagen blieben dagegen bei BES und damit bei den bisherigen Anteilseignern und Inhabern nachrangiger Anleihen.

Credit-Agricole-Chef Jean-Paul Chifflet kündigte an, die Vorgänge rechtlich prüfen zu wollen, um die Interessen seines Hauses zu schützen. Das genossenschaftliche Institut aus Frankreich war seit der Reprivatisierung Anfang der 1990er Jahre an Portugals ältester Bank beteiligt. Er fühle sich von der Haupteigentümerfamilie Espirito Santo "betrogen", sagte Chifflet. Deren Machenschaften seien seinem Haus nicht bekannt gewesen und außerhalb jeder Kontrollmöglichkeiten abgelaufen. Die Familie hatte die übrigen Geschäfte ihres weit verzweigten Firmenimperiums mit Krediten der Bank gestützt. Credit Agricole hatte fünf Mitglieder im BES-Aufsichtsrat.

BES ist eine der letzten Auslandsbeteiligungen der vor der Finanzkrise stark wachsenden französischen Bank. Lange sorgte etwa die inzwischen abgestoßene griechische Bank Emporiki für Verluste. Nun droht den Franzosen aber neues Ungemach aus den USA. Nach der Rekordstrafe für den französischen Konkurrenten BNP Paribas wegen Verstößen gegen Sanktionen bei Geschäften mit sogenannten Schurkenstaaten stellt sich auch Credit Agricole auf eine Buße ein. Diese werde aber geringer sein als die 9 Milliarden Dollar gegen BNP, sagte Vorstandschef Chifflet. Insgesamt hat Credit Agricole für Rechtsrisiken 1,1 Milliarden Euro zur Seite gelegt.

Jenseits der Sonderbelastungen setzte die Bank ihren Aufwärtstrend fort. Bereinigt auch um die oft stark schwankende Neubewertung eigener Schulden hätte die Bank eine Milliarde Euro im zweiten Quartal verdient. Dabei profitierte sie vor allem davon, dass Schuldner ihre Kredite wieder regelmäßiger bedienen. Das steigerte den Gewinn im Privatkundengeschäft. Besser lief auch das stark eingedampfte Investmentbanking./enl/zb/fbr

PARIS (dpa-AFX)

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