Jahresrückblick Teil 2 |
27.12.2014 23:00:02
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ATX und DAX 2014 im Schatten des Dow Jones
Ukraine-Konflikt, Ölpreissturz und Rubelkrise setzen heimischer Wirtschaft zu
Nicht nur "Russland ist ein großes Sorgenkind", räumte vor Kurzem der Außenwirtschaftschef in der Wirtschaftskammer Österreich, Walter Koren, ein. Im ablaufenden Jahr brachen die heimischen Exporte nach Russland kräftig ein.
Im gesamten Jahr 2014 betrug das österreichische Export-Minus Schätzungen der Wirtschaftskammer zufolge 15 Prozent. Das spiegelt sich auch in den Bilanzen der heimischen Konzerne wider - insbesondere in den Bilanzen der Unternehmen, die in Russland und Osteuropa engagiert sind.
OMV leidet unter Ölpreisverfall und Russland-Krise
Die OMV war einer der Konzerne, der in den vergangenen Monaten mit Ukraine-Konflikt und Rubelkrise zu kämpfen hatte. In den ersten drei Quartalen gingen bei der OMV sowohl Umsatz als auch Gewinn deutlich zurück. Und nicht zuletzt der niedrige Ölpreis dürfte den heimischen Konzern weiter belasten. OMV-Chef Gerhard Roiss äußerte sich dazu im Quartalsbericht: Speziell wegen des schwachen Ölpreises "zusammen mit der Unberechenbarkeit unserer Produktion in Libyen haben wir entschieden, das Tempo unseres Investitionsprogramms für die nächsten zwei bis drei Jahre zu überprüfen."
Nach der Entscheidung der OPEC, die Fördermenge beim Öl nicht zu verringern, rutschte die OMV-Aktie auf ein Zweijahrestief. Verschiedene Analystenhäuser kürzten inzwischen die Kursziele für die OMV-Aktie teilweise kräftig, unter anderem reduzierte die Erste Group den fairen Wert für die Anteilsscheine des heimischen Ölkonzerns auf 24,90 Euro.
Raiffeisen Bank International schließt Jahr erstmals mit Verlust ab
Voll erwischt hat es wegen der Russland-Krise auch die RBI. Nachrichten rund um die Raiffeisen Bank International (RBI) dominierten in den vergangenen Monaten immer wieder die heimischen Medien - häufiger als sich das die Verantwortlichen des Geldinstituts wohl gewünscht hätten. 2014 war für die RBI ein rabenschwarzes Jahr: Zum ersten Mal in ihrer vierjährigen Geschichte muss die Bank ein Jahr mit einem Verlust abschließen. Schuld daran sind vor allem die Turbulenzen in der Ukraine und in Russland, wo die RBI stark engagiert ist. Die Bank leidet unter den kunjunkturellen Problemen in Russland, die mit der Ukraine-Krise und den damit verbundenen Sanktionen einhergehen, sowie unter dem immer weiter fallenden Rubel-Kurs.
RBI-Aktie rutscht immer tiefer
Die Raiffeisen Bank International ist eines der Unternehmen, das 2014 besonders im Mittelpunkt des Interesses stand. Entsprechend war auch die RBI-Aktie in diesem Jahr bei den heimischen Investoren sehr beliebt: Für keinen anderen Anteilsschein interessierten sich die Nutzer von finanzen.at mehr, kein anderer Aktienkurs wurde häufiger aufgerufen. Für die meisten Anleger ist das nicht unbedingt ein Grund zum Feiern: Die Anteilsscheine der Raiffeisen Bank verloren im Jahresverlauf mehr als die Hälfte ihres Wertes. Von ihrem Jahreshoch bei 31,79 Euro im Januar büßten die RBI-Titel gar fast 60 Prozent ein - ein einziges Trauerspiel aus Sicht der Anleger.
Zu den größten Verlierern im ATX seit Jahresbeginn gesellen sich neben der RBI-Aktie der Anteilsschein der bereits erwähnten OMV mit einem Verlust von annähernd 40 Prozent und die Immofinanz-Aktie mit einem Minus von 25 Prozent sowie das Erste Group-Papier, das im Jahresverlauf um mehr als 25 Prozent einbüßte.
Von den Konjunktursorgen abkoppeln konnten sich nur wenige heimische Unternehmen. Die performancestärksten Titel waren 2014 Zumtobel mit einem Plus von annähernd 40 Prozent, Flughafen Wien-Papiere legten 26 Prozent zu, Lenzing-Aktien kletterten über zehn Prozent sowie CA Immo und die Post, die annähernd fünf Prozent zulegten.
Inflation fällt immer weiter und schürt Ängste vor einer Rezession
Zu den genannten Problemen kam in der Mitte des Jahres eine weitere Angst an den Finanzmärkten hinzu: Die Rezession. Die Inflationsrate der Eurozone fiel im November auf 0,3 Prozent zurück und die Gefahr einer negativen Inflation wird immer realer. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet warnte davor bereits vor einigen Wochen.
Die Europäische Zentralbank senkte Anfang Dezember die Wachstums- und Preisaussichten im Euroraum noch weiter. Für die Jahre 2014 bis 2016 rechnet die Notenbank mit einem noch schwächeren Wachstum und geringerem Preisauftrieb. Besonders deutlich wurden die Erwartungen für 2015 nach unten gesetzt. Das Wifo befürchtet für Österreich bereits im vierten Quartal 2014 eine "technische Rezession", die heimische Wirtschaft dürfte also in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen schrumpfen.
In Japan ist das Schreckgespenst Rezession bereits aufgetaucht: Das Bruttoinlandsprodukt der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt war zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von real 1,6 Prozent zurückgegangen. Die Tokioter Börse brach daraufhin kräftig ein. Zeitweise verlor japanische Leitindex Nikkei 225 annähernd drei Prozent und sackte unter die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten.
Europäische Zentralbank kämpft gegen Inflation und Konjunkturschwäche
Gegen die Inflation und die Konjunkturschwäche im Euroraum kämpft die Europäische Zentralbank seit einigen Monaten mehr oder weniger erfolgreich. Mitte Okotber begann die EZB zunächst mit dem Ankauf von Covered Bonds. Zeitgleich wurde außerdem bekannt, dass die EZB erwägt, Unternehmensanleihen aufzukaufen. Ende Oktober startete die Notenbank dann den Kauf von Pfandbriefen, sogenannten Asset Backed Securities (ABS).
Im Kampf gegen die weiter sinkende Inflation in der Eurozone zeigten diese Maßnahmen bisher keinen großen Erfolg - daran ist auch der weiter fallende Ölpreis schuld. Doch an den Finanzmärkten sind es nach wie vor die Aussagen von EZB-Chef Mario Draghi und die Ankündigungen anderer Notenbanker, die die Stimmung der Investoren beherrschen und die Leitindizes nach oben treiben.
DAX springt dank EZB auf neues Allzeithoch
Enttäuschende US-Wirtschaftsdaten und Sorgen um die europäische Konjunktur hatten den heimischen ATX und den deutschen Leitindex DAX am 15. Oktober auf ihre Jahrestiefs einbrechen lassen: Der DAX war auf 8.354,97 Punkte abgerutscht, der ATX hatte seinen Boden bei 1.980,53 Punkten gefunden. EZB-Chef Mario Draghi höchstpersönlich war es, der die Leitindizes befeuerte und vor allem dem DAX eine unvergleichliche Aufwärtsrally bescherte. Zuerst übersprang der DAX Mitte November die Marke von 10.000 Punkten. Kurz darauf stellte der DAX ein neues Allzeithoch bei 10.083,74 Punkten auf.
Fast gebetsmühlenartig hatte Draghi im Vorfeld des Allzeithochs erklärt, dass er jederzeit zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen bereit sei, die notfalls auch unkonventiell sein dürfen.
Nicht zuletzt war es der rekordtiefe Leitzins, der die Aktienmärkte antrieb. Anfang September hatten die Notenbanker um EZB-Chef Draghi den Leitzins für die Eurozone auf 0,05 Prozent gesenkt. Die Märkte nahmen die Maßnahmen der EZB dankbar auf, die europäischen Leitindizes kletterten steil nach oben. Nach einem kurzen Rücksetzer legte der deutsche Leitindex eine Jahresendrally hin und stabilisierte sich am Ende des ablaufenden Jahres auf hohem Niveau. Seit Beginn des Jahres kletterte der DAX damit mehr als vier Prozent.
ATX im Schatten des deutschen Leitindex
Für den ATX war 2014 ein einziges Trauerspiel. Gegen den großen deutschen Bruder scheint das heimische Börsenbarometer machtlos, denn der ATX ist am Ende des ablaufenden Jahres weit von seinem Allzeithoch entfernt. Bei 5.010,93 hatte der österreichische Leitindex 2007 einen Höchststand markiert und seitdem nicht mehr an der Rekordmarke gekratzt - im Gegenteil: Seit Jahresanfang ging es fast 15 Prozent abwärts. Das Jahreshoch - im Januar bei 2.730,45 Punkten aufgestellt - ist für den heimischen Leitindex nun nicht mehr erreichbar. Den Tiefpunkt hatte er Mitte Oktober erreicht, als der ATX sein Jahrestief markierte und zeitweise fast 25 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang verloren hatte.
Rekordjagd auch beim Dow Jones
Weder ATX noch DAX können mit der Performance des US-amerikanischen Leitindex mithalten. Der Dow Jones verbucht in seiner Jahresbilanz ein Plus von annähernd acht Prozent. Für die Aufwärtsrally in diesem Jahr gibt es vor allem zwei Gründe: Die amerikanische Wirtschaft und die US-Notenbank Fed.
Wie sich die starke US-Wirtschaft auf den Dow auswirkte, welchen Anteil die US-Notenbank Fed daran hatte und wie davon Alibaba bei seinem Börsengang im September des ablaufenden Jahres profitierte, erfahren Sie im dritten und letzten Teil unserer Jahresrückblick-Trilogie. Dieser erscheint am 30. Dezember hier auf finanzen.at!
Von Markus Gentner
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