Markt ohne Erinnerung |
01.11.2022 22:47:00
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Analyse von Renditen in Neun-Monats-Perioden: Experte sieht mögliche zukünftige Renditen positiv
• Korrelation zwischen vergangenen Renditen und zukünftigen Renditen nahe Null
• Median zukünftiger Renditen in Daten immer deutlich positiv
In den neun Monaten von Januar bis September 2022 hat der breite US-Index S&P 500 angesichts von Rezessions- und Inflationssorgen knapp 25 Prozent an Wert verloren. Auch weiterhin zeigen sich die Aktienkurse recht volatil und die Anleger verunsichert. Um möglicherweise aus der Vergangenheit ein paar Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen zu können, hat sich Craig Lazzara, Finanzanalyst und Managing Director in der Core Product Management Group bei S&P Dow Jones Indices, einige historische Daten angesehen. Genauer gesagt hat er "alle Neun-Monats-Perioden seit 1971, nicht nur die Intervalle von Januar bis September" auf die in diesen Zeiträumen jeweils erwirtschafteten Renditen hin untersucht - und dabei etwas entdeckt, dass er als "versteckte gute Nachrichten" sieht.
Analyse zeigt: Vergangene Renditen irrelevant für Zukunft
Wie Craig Lazzara auf dem "Indexology Blog" von S&P Dow Jones Indices ausführt, ging es ihm zunächst darum herauszufinden, welche Korrelation zwischen den nachlaufenden und den zukünftigen Renditen in einem Zeitraum von jeweils neun Monaten besteht. Dabei fand er heraus, dass der Wert für diese Korrelation lediglich 0,006 beträgt und somit "nur ein sehr geringer Zusammenhang zwischen nachlaufenden Renditen und zukünftigen Renditen" besteht. Zur Erinnerung: Je näher der Wert für die Korrelation bei 1 liegt, desto eher entwickeln sich die zwei Vergleichsgrößen im Gleichschritt. Nähert sich der Wert -1, verhalten sie sich genau entgegengesetzt. Bei einem Wert von 0 besteht keinerlei Korrelation.
"Die beste Schätzung eines Statistikers für die Renditen der nächsten neun Monate würde einfach die mittlere Rendite der Reihe widerspiegeln und dabei die tatsächlichen Renditen der letzten neun Monate außer Acht lassen", schreibt Lazzara. Auch wenn man anhand der nachlaufenden Renditen also keine Aussage für die zukünftigen Renditen treffen kann, sind das für ihn jedoch im Grunde gute Nachrichten. Denn die Daten würden zeigen, dass der Markt "kein Gedächtnis" habe. "Die beste Schätzung für zukünftige Renditen hängt nicht von der unmittelbaren Vergangenheit ab", so der Analyst. Das bedeutet auch, dass negative Renditen in der Vergangenheit - wie etwa den letzten neun Monaten - nicht automatisch bedeuten, dass die Entwicklung in den kommenden neun Monaten ähnlich ausfallen wird.
Besonders schlechte nachlaufende Renditen hatten historisch gesehen positive Folgen
In einem nächsten Schritt gruppierte Lazzara den Datensatz in Zehntel-Segmente gemessen an den nachlaufenden Neun-Monats-Renditen. Das bedeutet, die Zeiträume mit den zehn Prozent der besten nachlaufenden Neun-Monats-Renditen wurden in einer Gruppe zusammengefasst, die nächstbesten zehn Prozent in einer weiteren und so weiter. "Das unterste Zehntel-Segment enthält somit die schlechtesten 10 Prozent der Neun-Monats-Renditen (einschließlich, wir brauchen es kaum zu erwähnen, der ersten neun Monate des Jahres 2022)", so der Experte. In allen Gruppen ergab sich mit Blick auf die den Zeiträumen folgenden zukünftigen Neun-Monats-Renditen dabei im Schnitt ein positives Bild. So lagen die mittleren Renditen nach Zehntel-Segmenten basierend auf den nachlaufenden Renditen über die nächsten neun Monate bei Werten zwischen 7,6 Prozent und 11,1 Prozent. "Über alle Neunmonatszeiträume in den letzten 50 Jahren betrug die mittlere Rendite 9,5 Prozent. Als die historischen Renditen im untersten Zehntel-Segment lagen, lag die Medianrendite in den nächsten neun Monaten bei 10,8 Prozent, eine nicht unerhebliche Verbesserung gegenüber dem globalen Median", schreibt Lazzara.
Auch wenn man nicht den gesamten Zeitraum von 50 Jahren betrachtet, sondern nur Perioden mit relativ hoher Inflation - so etwa die Jahre von 1973 bis 1982 - ergebe sich laut dem Experten ein ähnliches Bild. So habe seine Statistik auch für diese Jahre gezeigt: Lagen die nachlaufenden Renditen im untersten Zehntel-Segment, war die mittlere Rendite in den nächsten neun Monaten positiv und lag in diesem Fall im Median sogar bei 21,8 Prozent.
Nun liefert die vergangene Performance aber bekanntermaßen keine Garantie für die zukünftige Entwicklung, wie ja auch Lazzara gleich zu Beginn seiner Analyse herausgefunden hat. Dennoch macht er Anlegern letztlich Hoffnung: "Gelegentlich gibt es schlechte Renditen. Aber die Tatsache, dass es sie in den letzten neun Monaten gab, macht es nicht wahrscheinlicher, dass es sie in den nächsten neun Monaten geben wird. Langfristige Anleger sollten die langfristigen Ergebnisse im Auge behalten."
Redaktion finanzen.at
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