Konzerngewinn gestiegen |
14.01.2021 16:43:00
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AGRANA-Aktie legt zu: Geschäft mit Bioethanol und Zucker läuft besser als im Vorjahr
Auch wenn es im Bereich Zucker höhere Erlöse und Mengen gab, gab es aufgrund nicht voll ausgelasteter Zuckerfabriken, insbesondere in Österreich, einen Verlust. Die Fruchtzubereitung brachte zwar ein besseres Ergebnis als im Vorjahr, wegen der schlechten Apfelernte war aber das Fruchtsaftkonzentratgeschäft deutlich schwächer, sodass im Segment Frucht insgesamt das EBIT um zehn Prozent sank, teilte CEO Johann Marihart mit.
Das Segment Stärke profitierte nach dem Preiseinbruch im ersten Lockdown von einem Höhenflug der Preise für Ethanol im Herbst mit einer Spitze im September, das EBIT im Segment Stärke lag über neun Monate gerechnet mit 58,5 Mio. Euro leicht über dem Vorjahreswert. Im Bereich Zucker halbierte sich der Verlust in den ersten drei Quartalen auf 15,5 Mio. Euro.
Im Wiener Handel verteuern sich AGRANA-Aktien um 1,72 Prozent auf 17,78 Euro.
AGRANA im Corona-Geschäftsjahr "weit entfernt vom Jammern"
Der börsennotierte AGRANA-Konzern ist eine jener Firmen, die ganz gut durch die Coronakrise steuern. Nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 - dem letzten mit Langzeit-Generaldirektor Johann Marihart an der Spitze - ist der Konzerngewinn mit knapp 54 Mio. Euro um ein Viertel höher als im Jahr davor. In Österreich testet die Firma ihre hier 2.000 Mitarbeiter freiwillig zwei Mal wöchentlich auf Corona.
"Corona macht es nicht einfach", hielt Marihart im Gespräch mit der APA am Donnerstag grundsätzlich fest. "Aber auch wenn wir manche schwächere Märkte haben: Da wir Lebensmittel erzeugen und auch Rohstoffe zur Kartonerzeugung liefern - Stichwort Versandhandel - sind wir weit entfernt vom Jammern."
Die Mitarbeiter-Coronatests finden seit gut zwei Monaten statt. Der Konzern lässt sich diese in Österreich rund 20.000 Euro pro Woche kosten. "Die Mitarbeiter betrachten es als Service. Jeder fühlt sich nach einem negativen Test wohler", sagt der Generaldirektor. Die Tests führten zudem zu einer Sensibilisierung rund um die Coronathematik. "Jedenfalls verhindern wir damit Clusterbildungen, auch wenn wir bisher nur vereinzelte positive Fälle registriert haben."
Der scheidende Vorstandschef hat vor seinem operativen Abschied auch noch dringend an die Bundesregierung appelliert, endlich und wie eigentlich schon lange geplant E10-Treibstoff einzuführen. Statt fünf Prozent sollen dem Sprit - wie eigentlich seit 2010 geplant - endlich zehn Prozent Bioethanol beigemischt werden. "Diese Möglichkeit zur CO2-Entlastung wird nicht genutzt", kritisierte Marihart ÖVP und Grüne. "Wieso sollen wir das Bioethanol nach Rotterdam liefern, wenn wir es auch in Österreich beimischen könnten", fragte er. "Es geht schon auch um die Verlässlichkeit der Politik. Das steht im Regierungsprogramm." Signale zur Umsetzung gebe es bisher aber keine.
Mariharts Karriere als AGRANA-CEO endet am 28. Februar. Dann läuft das Mandat des TU-Absolventen der technischen Chemie aus. 45 Jahre war er in dem Bereich tätig, begonnen 1976 in der Stärkefabrik in Gmünd in Niederösterreich. Ab der Gründung der AGRANA 1988 war er im Vorstand, ab 1992 Vorstandsvorsitzender. Einen Nachfolger wird der Aufsichtsrat der AGRANA erst benennen.
Langweilig wird Marihart, der 1950 in Eggenburg in Niederösterreich geboren wurde, aber nicht werden. Einerseits zeigte er sich auf Nachfrage dafür offen, der AGRANA beratend erhalten zu bleiben, sollte das gewünscht werden. Andererseits hat er eine Reihe anderer Funktionen, die zum Teil erst kürzlich verlängert wurden. So ist Marihart für die kommenden fünf Jahre als Fachverbandsobmann der Nahrungsmittelindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ) gewählt. Zudem ist er Aufsichtsratschef des TÜV-Österreich und der Spanischen Hofreitschule. Weiters ist er etwa in den Aufsichtsräten der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Bundesbeschaffungsbehörde jeweils stellvertretender Vorsitzender.
Agrana an Regierung: Endlich mehr Bioethanol in den Sprit mischen
Der börsennotierte AGRANA-Konzern pocht darauf, dass die seit langem geplante zehnprozentige Beimischung von Bioethanol in Benzin endlich umgesetzt wird. Derzeit werden in Österreich nur fünf Prozent beigemischt. "Jetzt haben wir eine türkis-grüne Regierung und es passiert nichts. Diese Möglichkeit zur CO2-Entlastung wird nicht genutzt", kritisierte AGRANA-Generaldirektor Johann Marihart im Gespräch mit der APA am Donnerstag anlässlich neuer Konzern-Quartalszahlen.
"Es geht schon auch um die Verlässlichkeit der Politik. Das steht im Regierungsprogramm", führte der Manager ins Treffen. 2008 habe die AGRANA eine entsprechende Anlage errichtet. Das Ziel habe damals gelautet, E10 im Jahr 2010 einzuführen. "Jetzt haben wir 2021", sagte Marihart in Richtung der Bundesregierung. "Wieso sollen wir das Bioethanol nach Rotterdam liefern, wenn wir es auch in Österreich beimischen könnten", fragt er.
ÖVP und Grüne schreiben in ihrem Regierungsübereinkommen, dass eine "forcierte Beimischung von Bioethanol (E10)" und eine "Überarbeitung der entsprechenden Zielsetzungen in der Kraftstoffverordnung" in der laufenden Legislaturperiode ansteht. Marihart hat "bisher aber überhaupt keine Signale, wann es zur Umsetzung kommen soll", sagte er auf Nachfrage.
Derzeit exportiert die AGRANA fast zwei Drittel (60 Prozent) ihres Bioethanols. Doch das müsste nicht sein, so Marihart. "So entgehen Österreich gut 200.000 Tonnen an Treibhausgaseinsparungen; oder anders gesagt: 60 Prozent des heimischen Treibhausgas-Einsparungspotenzials werden anderen Ländern gutgeschrieben." Werde der Beimischungsanteil von 5 auf 10 Prozent erhöht, sinke der Feinstaubausstoß bei Autos um gut 20 Prozent - "sofort".
Auch an bestimmten Zielsetzungen der EU übt Marihart Kritik. Die Plastikstrategie sieht vor, dass der Ersatz von Plastik nicht auf Basis von potenziellen Nahrungsmitteln erfolgen soll. Theoretisch dürfte man also keine Stärke verwenden, wie es die AGRANA etwa bei ihren thermoplastischen, teilkompostierbaren Müllbeuteln tut. "Da glaubt man in der EU offenbar, dass man hier Menschen das Essen wegnimmt. Das ist aber völliger Unsinn."
Die Stärke, die die AGRANA verwendet, entstamme einer kaskadischen Nutzung, betont der Generaldirektor. "Wir nehmen dem Teller nichts weg." Er fordert eine "vernünftige Debatte, ansonsten wird es nie petrochemische Ersatzstoffe geben". Beispielsweise stamme die Stärke aus Futtermais, dem diese entzogen wird, um den Eiweißanteil im Futtermais zu erhöhen.
APA
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