27.08.2015 20:57:39
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Aachener Zeitung: Kommentar: Aberwitzig / Der Fußball-Transfermarkt dreht komplett durch /Thomas Thelen
Aachen (ots) - Der sich gestern abzeichnende Wechsel von
Fußballprofi Kevin De Bruynes vom VfL Wolfsburg zu Manchester City
für die aberwitzige Summe von bis zu 80 Millionen Euro ist der
vorläufige Höhepunkt in einem absurden Spiel, das sich mehr und mehr
hochschaukelt. Der Transfermarkt dreht durch. Da wird mit Zahlen
jongliert, die unvorstellbar sind. Ausgerechnet in England, dem
Mutterland des Fußballs, laufen die Dinge aus dem Ruder. Möglich
machen es die TV-Einnahmen. Zum Vergleich: In der abgelaufenen Saison
kassierten die Queens Park Rangers als Tabellenletzter der Premier
League mit 86 Millionen Euro an Fernsehgeldern 36,6 Millionen Euro
mehr als der Deutsche Meister Bayern München. Ab der kommenden Saison
kann die Premier League mehr als drei Milliarden Euro pro Saison an
ihre Vereine verteilen. Die Bundesliga kann da nicht mithalten. Und
das ist gut so. Denn klar ist: Dauerhaft kann das so nicht
weitergehen. Die Situation erinnert fatal an einen Börsencrash.
Irgendwann wird die Blase platzen. Wohl dem, der dann solide
gewirtschaftet hat. Interessanterweise zieht im Wechselpoker um De
Bruyne mit dem VfL Wolfsburg ein Verein den Kürzeren, dem man selbst
nachsagt, er werfe die Millionen zum Fenster raus. In der Tat kann
sich der VfL mit Volkswagen im Rücken fast alles leisten - und so
haben es die Wolfsburger auch lange Zeit gehalten. Doch mit der
Verpflichtung von Sportdirektor Klaus Allofs im November 2012 scheint
Augenmaß Einzug gehalten zu haben. Allofs ist einer, der weiß, dass
man sich mit Geld allein keinen Champions-League-Titel kaufen kann.
Dazu gehört mehr. Bis Manchester hat sich das noch nicht
rumgesprochen. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Spieler, die für
Rekordsummen den Verein gewechselt haben, in der Versenkung
verschwanden. Auch im Falle von De Bruyne würde das nicht verwundern.
De Bruyne, der bei Manchester um die 20 Millionen Euro per Anno
verdienen soll, schien in Wolfsburg alles zu haben, was ein Spieler
zum Glück braucht. Einen guten Trainer, ein perfektes Umfeld, ein
sehr gutes (!!!) Gehalt. Doch das reichte nicht. Bei Manchester wird
der Druck enorm sein. Ob der Wohlfühlspieler dem gewachsen ist,
bleibt abzuwarten. Niemand wünscht ihm ein Scheitern. Doch falls er
es nicht packt, muss man kein Mitglied mit ihm haben. Das gilt auch
für David Odonkor. Bei der WM 2006 in Deutschland bereitete er kurz
vor Spielende mit einer Flanke von rechts das Siegtor gegen Polen zum
1:0 von Oliver Neuville vor. Und danach? Wechsel von Borussia
Dortmund zum spanischen Erstligisten Betis Sevilla für eine
Ablösesumme von 6,5 Millionen Euro. Wechsel von Sevilla zu Alemannia
Aachen. Abstieg mit der Alemannia am Ende der Saison 2011/12 aus der
Zweiten Liga. Wechsel zum ukrainischen Erstligisten
Hoverla-Zakarpattya Uschhorod. Aktuell spielt er bei Sat 1 im
"Promi Big Brother"-Haus. Der peinlich-tragische Abstieg eines
talentierten Fußballers.
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Pressekontakt: Aachener Zeitung Redaktion Aachener Zeitung Telefon: 0241 5101-389 az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
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