22.03.2023 19:17:40
|
US-Notenbank erhöht Leitzins um 25 Basispunkte
Von Nick Timiraos
WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Notenbank hat den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht, signalisierte aber, dass die Turbulenzen im Bankensystem ihre Zinserhöhungskampagne früher beenden könnten, als es vor zwei Wochen noch wahrscheinlich erschien. Der Leitzins liegt jetzt in der Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten mit diesem Beschluss gerechnet. Der Beschluss des Federal Open Market Committee (FOMC) fiel einstimmig. Es war die neunte Zinserhöhung in Folge.
In ihrem Statement deuteten die Währungshüter an, dass sie die Zinssätze möglicherweise bald nicht mehr erhöhen werden. "Der Rat geht davon aus, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte", hieß es in der Erklärung. Die Notenbanker ließen allerdings eine Formulierung fallen, die in den acht vorangegangenen Erklärungen verwendet wurde und die besagte, dass der Rat davon ausgeht, dass "kontinuierliche Erhöhungen" der Zinssätze angemessen wären.
Neue Zinsprojektionen zeigten, dass 17 der 18 an der Sitzung teilnehmenden Notenbanker davon ausgehen, dass der Leitzins bis zum Jahresende auf mindestens 5,10 Prozent steigen wird, was eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte bedeutet. Die vierteljährlichen Projektionen haben sich gegenüber dem vorherigen, im Dezember veröffentlichten Material kaum verändert.
Die Fed muss derzeit zwei Probleme gleichzeitig bekämpfen - hohe Inflation und Instabilität im Bankensektor. Das Bankenbeben ließ die Aktienmärkte weltweit abstürzen und Forderungen nach einer Pause der geldpolitischen Straffung durch die Fed laut werden. Ungeachtet der weit verbreiteten Marktvolatilität liegt die Inflation aber nach wie vor deutlich über dem 2-Prozent-Ziel der Fed, insbesondere im besonders gefährdeten Dienstleistungssektor.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unterdessen ihre Zinssätze um 50 Basispunkte angehoben und hielt damit an den Plänen fest, die sie vor Beginn der Bankenkrise aufgestellt hatte. Vor diesem Hintergrund hätte eine Entscheidung der Fed, die Zinssätze im März nicht anzuheben, das Signal ausgesandt, dass die US-Notenbank in ihrem Kampf gegen die Inflation nachlässt und dafür dem Bankenchaos Vorrang vor einer breit angelegten Inflation einräumt.
Mitarbeit: Andreas Plecko
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/apo/sha
(END) Dow Jones Newswires
March 22, 2023 14:18 ET (18:18 GMT)