12.01.2016 20:33:46
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UPDATE/Bafin sieht in niedrigen Zinsen ernsthafte Bedrohung für Banken
-- Hufeld: Zinsänderungsrisiko "dickster Brocken"
-- Umfeld auch für die Versicherer hart
-- Zinszusatzreserve Ende 2015 schätzungsweise gut 32 Milliarden Euro
Von Madeleine Nissen
(NEU: Weitere Aussagen Hufelds)
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht, Felix Hufeld, hat in seiner Neujahresrede eine harte Gangart bei der Regulierung angekündigt. Angesichts der für Banken bedrohlichen Niedrigzinsphase sieht er keinen Grund, die Leine locker zu lassen. So wird die Bafin laut Hufeld darauf achten, dass Institute stille Reserven nur einmal zur Risikoabdeckung einsetzen. Auch werde die Aufsicht zukünftig die Eigenmittelausstattung für "sämtliche" Risiken festlegen, sagte er.
Die niedrigen Zinsen sieht Hufeld als eine ernsthafte Bedrohung für die Banken an. Noch verfügten diese über ein ausreichendes Polster, sagte er. Doch die Ergebnisse werden sich nach seiner Einschätzung deutlich verschlechtern. "Dass die Zinsen seit Jahren extrem niedrig sind, macht den Banken in Deutschland zusehend zu schaffen", sagte Hufeld. "Auch ein Zinsanstieg würde das Problem nicht von jetzt auf gleich lösen", warnte er. "Institute, die sehr stark auf die Fristentransformation gesetzt haben, werden einen langen Atem beweisen müssen.
Für das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch gibt es in der Säule 1 des regulatorischen Rahmenwerks derzeit keine allgemeinen Eigenkapitalanforderungen. "Wir werden aber in der Säule II, genauer gesagt, im aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess prüfen, ob die Institute unter anderem für dieses Risiko so viel Eigenkapital vorhalten, dass sie es im Notfall abfedern können", kündigte Hufeld an. "Und wir werden künftig explizit festlegen, wie hoch die Eigenmittelausstattung sein muss, um sämtliche wesentliche Risiken abdecken zu können, also auch das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch."
Das macht die Bafin bei allen 1.500 kleineren und mittelgroßen Banken, die sie direkt beaufsichtigt. Im so genannten SREP, eine Abkürzung für "Supervisory Review and Evaluation Process", prüft die Bafin, ob ein Institut genug Eigenkapital hat, um alle seine Risiken abzudecken. Einige Risiken werden in Säule I nicht adressiert, müssen aber dafür in Säule II aufgefangen werden. "Das Zinsänderungsrisiko ist das prominenteste Beispiel, man könnte auch sagen, der dickste Brocken", sagte Hufeld.
Auch für die Versicherer ist das Umfeld hart. Wegen der sehr niedrigen Zinsen wächst die Zinszusatzreserve stark. Nach ersten Prognosen haben die Versicherer allein im vergangenen Jahr mehr als 10 Milliarden Euro aufgewendet, so dass sich die Zinszusatzreserve Ende 2015 auf schätzungsweise gut 32 Milliarden Euro beläuft, wie Hufeld sagte. "Auch in den kommenden Jahren wird sie kräftig steigen", prognostizierte er. "Wenn erforderlich, werden wir überprüfen, ob die Zinszusatzreserve angemessen kalibriert ist", kündigte er an.
Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com
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January 12, 2016 14:03 ET (19:03 GMT)
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