13.01.2015 20:44:30
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Niedrige Zinsen bereiten Bafin-Präsidentin Kopfschmerzen
Von Madeleine Nissen
Die Präsidentin der Finanzaufsicht Bafin, Elke König, hat vor den Nebenwirkungen niedriger Zinsen für Versicherer und Banken gewarnt. "Vor allem für die Lebensversicherer ist die Lage schwierig", sagte König beim Neujahrsempfang der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Unternehmen könnten zwar kurz- bis mittelfristig ihre Leistungsversprechen erfüllen, aber die Erträge der Kapitalanlagen gingen schneller zurück als die garantierten Zinsen im Bestand, warnte König. "Wenn die Zinsen weiter so niedrig bleiben, werden sich die Lebensversicherer in der 16-jährigen Übergangsphase sehr anstrengen müssen, um ihre Kapitalbasis hinreichend zu stärken", sagte sie.
Auch für die Banken zählt das niedrige Zinsniveau zu den größten Schwierigkeiten. Das sieht nicht nur König so, sondern auch die Banken selbst. Der Zinsüberschuss macht rund siebzig Prozent der operativen Erträge der deutschen Institute aus. Doch so sehr die Erträge der Banken unter den historisch niedrigen Zinsen leiden, eine plötzliche Wendung in der Zinspolitik könnte die Institute laut König bei langfristigen Finanzierungen vor Probleme stellen.
Eine Lösung sieht König in einer schlankeren Aufstellung der Banken. Die Institute könnten über ihre Präsenz in der Fläche nachdenken, sagte sie. Die Bankendichte in Deutschland ist sehr hoch. Durch das Drei-Säulen-Modell aus Privat- und Genossenschaftsbanken sowie Sparkassen ist das Angebot groß und die Margen entsprechend dünn. Insbesondere kleinere Häuser sind in den vergangenen Jahren bereits aus dem Markt verschwunden. Die Deutsche Bank soll laut Insidern gar darüber nachdenken, sich aus dem margenarmen Privatkundengeschäft teilweise zurückzuziehen und die Postbank zu verkaufen. Die Bank nannte die hartnäckigen Spekulationen über die Veräußerung von Geschäftsbereichen unverantwortlich. Klarheit wird eine Investorenkonferenz im zweiten Quartal geben.
Viele Banken haben es schwer, in den schwierigen Marktbedingungen zu bestehen. Kosten senken oder Fusionen sind laut König jedoch kein Allheilmittel. So seien etwa risiko- und kostengerechte Preise wegen des harten Wettbewerbs hierzulande häufig nicht durchsetzbar, sagte sie. Auch seien die viel beschworenen Synergieeffekte bei Fusionen oft allzu flüchtig, warnte König. "Aus zwei hässlichen Entlein wird nicht automatisch ein schöner Schwan."
Für König ist es der letzte Neujahrsempfang bei der Bafin. Sie wird künftig die Brüsseler Abwicklungsbehörde leiten. Die Suche nach ihrer Nachfolge soll in wenigen Wochen zu einem Ergebnis kommen.
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January 13, 2015 14:13 ET (19:13 GMT)
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