Ära des Easy Moneys |
18.09.2024 22:12:00
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Leitzinsen im Fokus - US-Notenbank dürfte Leitzinsen senken
• Einstieg in Zinswende gilt als sicher
• Positive Auswirkungen auf US-Wirtschaft erhofft
Im Kampf gegen eine historisch hohe Inflation hat die US-Federal Reserve seit März 2022 ihren Leitzins von nahe Null auf inzwischen 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben - den höchsten Satz seit mehr als zwei Jahrzehnten. Mit Erfolg: Nach nunmehr elf Zinserhöhungen in Folge liegt die Inflation inzwischen wieder deutlich unter dem 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent, das sie 2022 erreicht hatte.
Viel Geduld gefordert
Bisher hat die Fed die so sehr herbeigesehnte Leitzinssenkung immer wieder hinausgezögert. Anfang des Jahres 2024 hatten optimistische Marktteilnehmer noch mit bis zu sechs Senkungen gerechnet, doch bisher wurden sie enttäuscht. Auch bei ihrer Sitzung Ende Juli 2024 beließen die US-Währungshüter den Leitzins unverändert in seiner Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, bei der er nun schon seit Juli 2023 verharrt. Allerdings lieferten sie recht deutliche Hinweise darauf, dass es auf der nächsten Sitzung im September eine Zinssenkung geben dürfte.
Leitzinssenkung erwartet
Nun ist es endlich soweit: Heute Abend wird die US-Notenbank aller Voraussicht nach die lang ersehnte Zinswende einläuten. Ein kleiner Wermutstropfen ist dabei, dass es dabei wohl keinen großen Zinsschritt von 50 Basispunkten geben wird. Diese Hoffnung hat durch die letzten US-Verbraucherpreise für August einen deutlichen Dämpfer erhalten, denn die von den Währungshütern als Inflationsmaß herangezogene Kerninflation (bereinigt um die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel) hielt sich mit 3,2 Prozent unverändert auf einem hohen Niveau.
Hatten die Märkte zuerst noch negativ auf die Inflationsdaten reagiert, so gewann letztlich aber die Auffassung die Oberhand, dass die Zahlen grundsätzlich weiter in die richtige Richtung deuteten und der Inflationsdruck abnehme. Somit gilt eine Zinssenkung weiterhin als gesichert, nur eben lediglich um 25 Basispunkte. Laut "Yahoo Finance" liegt die Wahrscheinlichkeit eines solchen kleinen Einstiegs in einen Zinssenkungszyklus im September bei rund 65 Prozent.
Die Folgen der Corona-Pandemie
Es waren pandemiebedingte Störungen und Lieferkettenprobleme, welche die US-Inflation in die Höhe hatte schießen lassen. Im März 2022 kletterte sie mit 8,5 Prozent sogar auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. Die anfängliche Ansicht der Währungshüter, dass der Inflationsanstieg nur "vorübergehend" sei, hatte sich damit als falsch erwiesen, weshalb sie zu einem aggressiven Zinserhöhungskurs umschwenkten. Bei der letzten Erhöhung im Juli 2023 wurde der Leitzins auf ein 22-Jahres-Hoch von 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben. Seitdem steht er auf diesem Niveau.
Weiche Landung angestrebt
Bisher hatten Fed-Vertreter Forderungen nach Zinssenkungen stehts mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass sie mehr Fortschritte bei der Inflation sehen müssten, bevor sie bereit wären, die die Geldpolitik zu lockern. Jedoch war diese falkenhafte Geldpolitik für die Währungshüter auch ein Balanceakt, denn höhere Zinsen helfen zwar dabei, die Inflation zu dämpfen, können aber zugleich das Wirtschaftswachstum bremsen. Viele Marktteilnehmer sorgten sich deshalb vor einer Rezession. Bisher hat sich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten jedoch als widerstandsfähiger als erwartet erwiesen. Das Ziel einer "weichen Landung", bei der die Inflation auf das 2-Prozent-Ziel der Fed zurückgeht ohne die US-Wirtschaft in eine schmerzhafte Rezession zu stürzen, scheint nun in Reichweite.
Was bedeutet die Zinswende?
Sollten die Währungshüter heute tatsächlich die Zinsen zum ersten Mal seit vier Jahren senken, so würden sie damit eine neue Ära der lockeren Geldpolitik einleiten, die laut "Yahoo Finance" voraussichtlich auch in den Jahren 2025 und 2026 noch andauern wird. Die Auswirkungen auf die US-Wirtschaft dürften enorm sein, schließlich wird es damit für die US-Bürger günstiger, Kredite etwa für den Kauf von Häusern und Autos aufzunehmen und auch Käufe mittels Kreditkarten werden billiger. Dies könnte den so wichtigen privaten Konsum ankurbeln, der mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht. Daneben wird es auch für Unternehmen billiger, ihre Geschäfte mittels Kredite zu finanzieren.
Redaktion finanzen.at
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