29.06.2015 06:31:48
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sentix: Anleger erwarten für Montag starke Nachfrage nach Bunds und Gold
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Deutsche Investoren rechnen nach Aussage des Beratungsunternehmens sentix für Montag mit einer starken Nachfrage nach Bundesanleihen und Gold sowie kurzfristig mit deutlichen Verlusten beim Euro. Wie sentix im Ergebnis einer Umfrage unter über 600 Investoren mitteilte, halten die Anleger die Ereignisse in Griechenland jedoch auf Sicht von drei bis sechs Monaten mit Blick auf den Euro für ein Non-Event. Auch Bundesanleihen sollten bis Herbst ihre Gewinne wieder abgeben. Lediglich Gold wird demnach anhaltend attraktiv bleiben.
sentix hatte die Umfrage initiiert, nachdem Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras überraschend ein Referendum über die Reformforderungen der Kreditgeber angesetzt hatte. Daraufhin hatten die Euro-Finanzminister ihren griechischen Kollegen Yanis Varoufakis von den weiteren Beratungen ausgeschlossen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte sich am Sonntag geweigert, den Notkreditrahmen der griechischen Zentralbank auszuweiten, worauf Griechenland eine vorübergehende Schließung seiner Banken und Kapitalverkehrskontrollen ankündigte.
Die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands (Grexit) aus dem Euro ist aus Sicht der Anleger durch die Referendumsankündigung nicht gestiegen. Sie wurde unverändert bei rund 50 Prozent eingestuft. Diejenigen, die den Grexit für wahrscheinlich hielten, erwarteten keine Wendung mehr in letzter Sekunde. Dagegen rechneten die anderen Anleger zu 75 Prozent mit einer solchen "Wendung in letzter Sekunde".
Zudem sahen die Grexit-Befürworter mit fast 70 Prozent den Euro gestärkt, während die Investoren, die nicht den Grexit erwarten, den Euro mehrheitlich geschwächt sehen. Einig sind sich mehr oder weniger alle Anleger, dass die EZB die ELA-Finanzierung stoppen muss.
Wären die sentix-Umfrageteilnehmer Griechen, würden sie nicht der Tsipras-Linie folgen. Nach Aussage von sentix-Chef Manfred Hübner lässt das hoffen, dass sich der innenpolitische Druck auf die Regierung in Griechenland noch so erhöhen wird, dass sie einlenkt. "Zudem könnte dies ein Fingerzeig darauf sein, dass das Referendum gegen die Regierung und Pro-Europa ausfallen könnte", urteilte Hübner.
Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, haben sich die Investoren mit sehr hohen Abschreibungen in Griechenland abgefunden. 94 Prozent von ihnen erwarten einen Ausfall von 40 Prozent oder mehr, im Mittel wird ein Verlust auf die Griechenland-Kredite von mehr als 70 Prozent von den Anlegern erwartet.
Zugleich zeigen sich die sentix-Teilnehmer weiter sehr solidarisch mit Griechenland und befürworten, dass erhebliche Hilfen auch nach einem Staatsbankrott geleistet werden. Höchste Priorität haben dabei die Sicherung der EU-Mitgliedschaft und humanitäre Hilfen wie Lebensmittel und Medikamente), während Renten und laufende Einkommen nicht aus Hilfsprogrammen finanziert werden sollten. Und diese Hilfen dürften weitere enorme Transfers nach sich ziehen. Die Teilnehmer rechnen für die nächsten zwölf Monate mit rund 30 Milliarden Euro.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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