Goldpreis
Strategiewechsel |
07.04.2020 22:12:00
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Russische Zentralbank beendet Goldkäufe - was das für den Goldmarkt bedeutet
• Russische Wirtschaft leider unter Corona-Folgen und dem Ölpreisverfall
• Was bedeutet das für den Goldmarkt?
Corona-Pandemie sogt für wachsende Goldnachfrage
Seit das Coronavirus sich mehr und mehr in der Welt ausbreitet und in zahlreichen Länder eine wachsende Zahl von Opfern fordert, ist nichts mehr wie es war. Volkswirtschaften schotten sich und ihre Bürger ab, die Aktienmärkte sind von einer starken Volatilität geprägt und auch die Zentralbanken greifen zu drastischen Maßnahmen, um Unternehmen und Regierungen zu stützen. Dass in unsicheren Zeiten ein "sicherer Hafen" wie Gold sehr gefragt ist, dürfte niemand verwundern. Doch auch an Goldminen, -prägeanstalten und -raffinerien geht die Pandemie nicht spurlos vorbei. Die Produktion steht vielerorts still, Gold, dass schon gefördert und weiterverarbeitet wurde, liegt zum Teil schon abgepackt in Kisten und wartet auf den Weitertransport - der zu einem großen Teil durch Corona ebenfalls zum Erliegen kam.
Physisches Gold wird knapp
Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das gelbe Edelmetall derzeit angesichts der hohen Nachfrage schwer zu ergattern ist. Insbesondere physisches Gold in Form von Barren und Münzen ist gerade Mangelware. Banken und Online-Goldhändler sehen sich in diesem Zusammenhang gezwungen aufgrund des gestiegenen Orderaufkommens nur noch eine begrenzte Zahl von Aufträgen überhaupt anzunehmen.
Russland gleich doppelt getroffen
Die Folgen des Coronaausbruchs spürt nun auch Russland, einem Land, das für den internationalen Goldmarkt nicht unerheblich ist. Dabei sind die wirtschaftlichen Probleme der russischen Föderation nicht allein auf die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit zurückzuführen. Auch der aktuell Ölpreisverfall macht den Vielvölkerstaat schwer zu schaffen. Dieser ist wiederum zurückzuführen auf einen Preiskrieg, der zwischen Russland und dem OPEC-Mitglied Saudi-Arabien erst kürzlich entbrannte. Keines der beiden Länder erklärte sich bereit, seine Ölförderungen zu kürzen, eine klare Botschaft, die Schockwellen aufgrund des drohenden Überangebots durch den Ölmarkt schickte. Hinzu kommt, dass die internationale Ölnachfrage durch die vielerorts stillstehenden Volkswirtschaften derzeit ohnehin schon stark zurückgegangen ist. Da die russische Wirtschaft jedoch stark vom Öl abhängig ist, trifft sie dies besonders hart. So informierte die russische Zentralbank denn auch erst vor wenigen Tagen, dass sie mit einer rückläufigen Wirtschaftsaktivität in den nächsten Monaten rechne.
Keine Goldkäufe seitens Russlands mehr
Doch was Goldanleger weltweit noch weitaus mehr überrascht haben dürfte, war die Ankündigung der Zentralbank, ab dem 1. April jegliche Goldkäufe einzustellen. Seit Jahren ist Russland der größte Abnehmer von Gold. Dabei bezieht das Land seine Reserven aus lokalen, russischen Quellen. Jeden Monat hat die russische Föderation in den letzten Jahren Gold hinzu gekauft. Wie Zahlen des World Gold Council zeigen, seien letztes Jahr insgesamt 158,1 Tonnen Gold durch Russland erworben worden. Noch im Januar stockte das Land seine massiven Reserven um 8,1 Tonnen auf. Insgesamt besitzt der Vielvölkerstaat 2.279,2 Tonnen des Edelmetalls und befindet sich damit weltweit auf dem fünften Platz. Wie Forbes berichtet, wird geschätzt, dass sich Russland diesen massiven Schatz bisher rund 40 Milliarden US-Dollar hat kosten lassen. Dabei wird es nun erst einmal bleiben: "Weitere Entscheidungen bezüglich Gold-Käufen werden von der Entwicklung der Situation abhängen", verlautete die Zentralbank in einem Statement.
Folgen für den Goldmarkt
Die Entscheidung dürfte auch für den Goldmarkt von großen Interesse sein. Denn dadurch, dass Russland als größter Käufer ausfällt, wird das Angebot, insbesondere durch Gold, dass in russischen Minen gefördert wurde, nun erhöht. Wie ING-Chefökonom Dmitry Dolgin gegenüber Bloomberg sagt: "Die Zentralbank signalisiert nun den Goldverkäufern, dass sie ihr Angebot extern umleiten sollen. Die globale Nachfrage scheint hoch". Die Verknappung, die insbesondere beim Erwerben von physischem Gold zu teilweise heftigen Aufpreisen führte, dürfte so etwas gelindert werden, was auch den Goldpreis wieder etwas senken dürfte. Schon die Entscheidung der Zentralbank, die am 30. März bekannt gegeben wurde, schickte den Goldpreis denn auch sogleich wieder unter die Marke von 1.600 Dollar je Feinunze, um die das Edelmetall bis dahin gependelt war.
Wird Russland Gold abstoßen?
Noch gravierender würde der Preis des Edelmetalls wohl fallen, sollte sich Russland entscheiden, etwas von seinen Reserven zu verkaufen. Denn wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann der Goldverkauf einer Zentralbank ein rapides Absacken des Goldpreises bedeuten, wie es beispielsweise in den 90er Jahren geschah, als die Bank of England 58 Prozent ihrer Reserven verkaufte und damit den Preis je Feinunze von zuvor 400 US-Dollar auf 250 US-Dollar einbrechen ließ. Dieses Ereignis führte dann auch zu dem sogenannten Washington-Abkommen, dass es unterzeichnenden Zentralbanken verbot, mehr als 400 Tonnen Gold in einem Jahr und mehr als 2.000 Tonnen innerhalb von fünf Jahren zu verkaufen. Das Abkommen, dass 1999 von zahlreichen Zentralbanken unterschrieben wurde, wurde seitdem fünfmal verlängert, fand im Jahr 2019 jedoch sein Ende.Dennoch halten Analysten es derzeit für unwahrscheinlich, dass Russland diesen drastischen Schritt bald gehen könnte. Wie Juan Carlos Artigas vom World Gold Council im Gespräch mit Kitco News verlautete, bleibe Gold weiterhin eine attraktive Möglichkeit zur Diversifizierung für Zentralbanken. Insbesondere in Niedrigzinszeiten könnten die Notenbanken mithilfe ihrer Goldreserven ihre Währung stützen. Nordea Bank-Analystin Nordea Bank kommentierte den Schritt gegenüber Bloomberg folgendermaßen: "Die Zentralbank will wahrscheinlich den Goldanteil in ihrer Reserve nicht erhöhen, während die Reserven-Größe fällt". Rund 20 Prozent der internationalen Rücklagen der Notenbank wird durch Gold ausgemacht, ein sehr hoher Anteil verglichen mit anderen Zentralbanken, wie Bloomberg schätzt.
Nun bleibt abzuwarten, welche Schritte Russland als nächstes ankündigt.
Redaktion finanzen.at
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