19.12.2013 22:56:30

MÄRKTE USA/Durchatmen an der Wall Street - Gold fällt auf Dreijahrestief

   Von Thomas Rossmann

   Nach der "Tapering-Rally" am Vortag haben die Indizes an der Wall Street am Donnerstag durchgeatmet. Nur der Dow-Jones-Index legte einen Zwischenspurt ein und erreichte bei 16.195 Punkten ein neues Allzeithoch, konnte dieses Niveau aber nicht behaupten. Am Vortag war es mit der Entscheidung der US-Notenbank, eine leichte Drosselung der monatlichen Anleihe-Käufe vorzunehmen, stark nach oben gegangen. Die Börsianer feierten das Ende der Ungewissheit, wann der Einstieg in den Ausstieg beginnt. Zudem sicherte der Fed-Chairman Ben Bernanke niedrige Zinsen für einen längeren Zeitraum zu.

   "Nach der Fed-Entscheidung herrscht nun mehr Klarheit", merkte Analyst Jeff Knight von Columbia Management an. Die Notenbank habe signalisiert, dass es auch weiterhin stimulierende Maßnahmen für die Märkte geben werde. Zudem fiel die Drosselung mit zehn Milliarden Dollar recht gering aus. Damit kauft die Fed weiterhin monatlich Anleihen im Volumen von 75 Milliarden Dollar.

   Die Fed-Entscheidung war eine schlechte Nachricht für den Goldpreis, der am Tag danach auf den tiefsten Stand seit drei Jahren fiel. Zum Settlement lag das Edelmetall bei 1.193,60 Dollar, ein Abschlag von 3,4 Prozent. Mit dem erneuten Rückschlag erhöht sich das Jahresminus bereits auf knapp 30 Prozent. Im Zuge der Finanzkrise 2008 und dem darauf folgenden aggressiven Kurs der Fed hatten viele Investoren Gold als Absicherung entdeckt. Einige Experten hatten davor gewarnt, dass die unkonventionellen Stimulierungs-Maßnahmen der Fed Inflation und einen schwachen Dollar nach sich ziehen würden. Doch die Teuerung blieb im Zaum und Gold verlor in der Folge seinen Glanz und seinen Status als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten.

   Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 16.179 Punkte und schloss damit bereits das 46. Mal in diesem Jahr auf einem Rekordhoch. Der S&P-500 Index fiel dagegen um 0,1 Prozent auf 1.810 Punkte. Der Nasdaq-Composite verzeichnete ein Minus von 0,3 Prozent auf 4.058 Punkte. Dabei standen 1.315 (Mittwoch: 2.461) Gewinnern 1.797 (685) Verlierer und 82 (68) unveränderte Aktien gegenüber. Der Umsatz reduzierte sich auf 0,70 (0,88) Milliarden Aktien.

   Die überwiegend negativen US-Konjunkturdaten hatten kaum Einfluss. So stiegen die wöchentlichen Erstanträge auf das höchste Niveau seit Ende März. Und die Verkäufe bestehender Häuser verzeichneten den dritten Monat in Folge einen Rückgang. Zudem fiel dieser mehr als doppelt so stark aus wie erwartet. Auch der Philly-Fed, der Indikator für das Verarbeitende Gewerbe der Region, blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Index der Frühindikatoren traf dagegen mit einem Plus von 0,8 Prozent exakt die Prognose.

   Der Ölpreis legte weiter zu. Der auslaufende Januar-Kontrakt für ein Barrel der Sorte WTI erhöhte sich zum Settlement um 1,4 Prozent auf 99,15 Dollar. Der nun führende Februar-Kontrakt legte um 1,3 Prozent auf 99,36 Dollar zu. Die Reduzierung der Wertpapierkäufe wurde weiterhin als Signal für eine an Dynamik gewinnende Erholung der US-Konjunktur gewertet, was zu einer höheren Nachfrage für Öl führen dürfte. "Die Konjunktur erholt sich und dieser Eindruck hat sich mit dem Beginn des Tapering noch einmal verstärkt", sagte Analyst Tom Reilly von SCS Commodities.

   Der Dollar profitierte ebenfalls von der etwas strafferen US-Geldpolitik. Nachdem der Euro am Vortag bis knapp an die Marke von 1,38 Dollar gestiegen war, ging es nun deutlicher nach unten. Im späten US-Handel notierte der Euro bei 1,3658 Dollar. Zum Yen stieg der Dollar sogar auf den höchsten Stand seit fünf Jahren und überwand dabei das Niveau von 104 Yen.

   Nachdem sich die Notierungen am US-Anleihemarkt am Vortag noch recht gut gehalten hatten, ging es nun deutlicher abwärts. Der Beginn der Drosselung der Anleihekäufe durch die Fed wird als Hinweis für eine nachhaltige Erholung der Konjunktur gesehen, was die Nachfrage für Anleihen dämpft. Dies wurde auch bei der Auktion siebenjähriger Titel deutlich. Hier musste die höchste Rendite seit Juni 2011 geboten werden. Die Rendite der zehnjährigen Papiere stieg um vier Basispunkte auf 2,92 Prozent und markierte damit den höchsten Stand seit mehr als drei Monaten.

   Auf der Unternehmensseite standen die Aktien von Facebook im Blickpunkt. Das soziale Netzwerk will weitere Aktien platzieren und den Streubesitz erhöhen. Insgesamt will Facebook 70 Millionen Aktien der Klasse A an den Markt bringen. Die meisten davon will Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg abgeben und im Gegenzug eine Option zum Kauf weiterer Aktien der Klasse B ausüben. Die Aktie reduzierte sich um 0,9 Prozent.

   Für die Titel von Bristol-Myers Squibb ging es dagegen um 2,4 Prozent nach oben. AstraZeneca hat bestätigt, das gemeinschaftlich betriebene Diabetes-Unternehmen für bis zu 4,1 Milliarden Dollar komplett zu übernehmen. In der US-Telekombranche zeichnet sich ein Bieterkampf ab. Offenbar hat nicht nur Sprint Interesse an T-Mobile US, sondern auch Dish Network. Die Sprint-Titel legten um 3,2 Prozent zu und T-Mobile US kletterten um 8,7 Prozent. Die Papiere von Dish kletterten um 1,0 Prozent.

   Die Oracle-Aktie verzeichnet einen Aufschlag von 5,8 Prozent. Der Software-Konzern hat im zweiten Quartal trotz eines leicht rückläufigen Gewinns für Erleichterung am Markt gesorgt. Der SAP-Rivale, der seine Investoren in den vergangenen Quartalen regelmäßig enttäuschte, übertraf die Gewinnerwartungen. Zudem stieg der Umsatz, und das Cloud-Geschäft nahm Fahrt auf.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.179,08 0,07 11,11 S&P-500 1.809,60 -0,06 -1,05 Nasdaq-Comp. 4.058,13 -0,29 -11,93 Nasdaq-100 3.498,63 -0,31 -11,00

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/4% 2-year 99 25/32 dn 2/32 0,368% +3,6 Bp 5/8% 3-Year 99 25/32 dn 6/32 0,699% +6,6 Bp 1 1/2% 5-year 99 10/32 dn 13/32 1,642% +12,6 Bp 2% 7-Year 97 29/32 dn 17/32 2,328% +8,2 Bp 2 3/4% 10-year 98 17/32 dn 11/32 2,923% +3,8 Bp 3 3/4% 30-year 97 12/32 up 7/32 3,900% -1,2 Bp

DEVISEN zuletzt '+/- % Do. 8.56 Uhr Mi, 17.38 Uhr EUR/USD 1,3658 -0,22% 1,3688 1,3768 EUR/JPY 142,3556 0,03% 142,3116 142,0176 EUR/CHF 1,2268 0,26% 1,2236 1,2208 USD/JPY 104,2170 0,21% 103,9940 103,1600 GBP/USD 1,6370 -0,05% 1,6379 1,6393 === Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@wsj.com

   DJG/DJN/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   December 19, 2013 16:23 ET (21:23 GMT)

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