Nachfrage vs. Angebot |
17.11.2023 22:43:00
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Goldman Sachs sieht höheren Eisenerzpreis voraus: "Deutliches Defizit" erwartet
• Lagerbestände und Produktion gesunken
• Preisprognose für Eisenerz angehoben
Die restlichen Wochen des Jahres 2023 sind angebrochen und zumindest auf dem Eisenerzmarkt dürfte in dieser verbleibenden Zeit Bewegung zu sehen sein. Angesichts geringerer Lagerbestände und sinkender Produktion sei für den Rest des Jahres hier mit einem Defizit zu rechnen, so die Rohstoffanalysten von Goldman Sachs. "Anstatt dieses Jahr mit einem Überschuss zu rechnen, wird der Eisenerzmarkt nun ein deutliches Defizit verzeichnen", zitiert CNBC aus einem aktuellen Bericht der Experten.
Damit legen Analysten eine deutliche Kehrtwende hin, noch im August war man bei Goldman Sachs von einer Fortsetzung des Bärenmarktes bei Eisenerz ausgegangen, damals hatten die Experten einen Preisrückgang bis auf 90 US-Dollar pro Tonne in Aussicht gestellt.
Eisenerzpreise deutlich gestiegen
Entgegen der Sommerprognose haben sich die Eisenerzpreise aber deutlich positiv entwickelt: In den letzten drei Monaten stieg der Eisenerzpreis um rund 23 Prozent auf nunmehr rund 129 US-Dollar.
Dies soll insbesondere auf ein niedriges Angebot und geringere Lagerbestände zurückzuführen sein, insbesondere die Eisenerzproduzenten Australien und Brasilien hätten auf der Angebotsseite im dritten Quartal underperformt, heißt es in dem Goldman Sachs-Bericht. Den Experten zufolge seien die weltweiten Eisenerzvorräte im Jahr 2023 von 1.557 Milliarden Tonnen auf 1.536 Milliarden Tonnen gesunken.
Auch in China seien die Eisenerzbestände niedrig, stellten die Analysten weiter fest. Das Land ist der drittgrößte Eisenerzproduzent der Welt. "Angesichts des Risikos einer Wiederauffüllung der Lagerbestände der Fabriken an Land vor dem chinesischen Neujahr und geringen Lagerbeständen in der Lieferkette, um das Risiko einer Versorgungsunterbrechung abzufedern, ist das Risiko auf kurze Sicht eher nach oben gerichtet", heißt es bei CNBC unter Berufung auf den Analystenbericht weiter.
Erholung von Chinas Immobilienmarkt als Preistreiber?
Positiv für die Nachfrageseite heben die Experten das Ausmaß der jüngsten Staatsausgaben Pekings hervor, das als ein positives Zeichen für die inländische Wachstumsstimmung gewertet werden könnte, die oftmals mit einer gesünderen Bauindustrie und damit einer höheren Nachfrage nach Eisenerz verbunden sei. Die Eisenerzvorräte im Land seien drastisch gesunken und müssten aktuell durch Importe über den Seeweg gestützt werden.
Preisprognose angehoben
Angesichts der stützenden Faktoren für die Nachfrage und zeitgleich einer pessimistischeren Einschätzung der Versorgungsseite sind die Goldman Sachs-Experten von ihrer bislang wenig bullishen Preisprognose für Eisenerz abgerückt und haben ihre Eisenerzprognose um über 20 Prozent angehoben. Die Experten erwarten nun, dass der Gesamtjahresdurchschnitt für das Benchmark-Eisenerz mit einem Gehalt von 62 Prozent von 101 US-Dollar pro Tonne auf 117 US-Dollar im Jahr 2023 steigen wird. Für 2024 erwarten Analysten einen Anstieg von 22 Prozent gegenüber ihrer vorherigen Prognose von 90 US-Dollar pro Tonne auf 110 US-Dollar.
Hohe Eisenerzpreise mit Folgen für die Stahlindustrie
Unterdessen war von der China Mineral Resources Group, einem staatlich gestützten chinesischen Unternehmen, zu hören, dass der Anstieg der Eisenerzpreise "unangemessen" sei. Dies hätte Folgen für die chinesischen Stahlwerke. Bei einer Veranstaltung in Shanghai während der China International Import Expo sagte Guo Bin, Präsident der staatlichen China Minerals Resources Group, dass die erhöhten Eisenerzkosten die Margen der Stahlhersteller schmälern würden. Es müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Preissysteme für Rohstoffe zu "verbessern", so Guo Bloomberg zufolge weiter.
Redaktion finanzen.at
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