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23.02.2023 22:43:00
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Gewaltiger Betrug: Rohstoffhändler Trafigura entdeckt gefälschte Nickellieferungen - Halbmilliarden-Verlust droht
• Indischer Unternehmer Gupta wohl für Nickel-Betrug verantwortlich
• Geringe Sicherheitsvorkehrungen im Nickelhandel
Nickel ist ein Rohstoff, der in den vergangenen Jahren einen großen Aufschwung erlebte, besonders dank der hohen Nachfrage aus der E-Auto-Industrie. Nickel ist nämlich ein wichtiger Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien von Elektrowagen, weshalb Tesla in dem größten Nickel-Exportland Indonesien wohl den Bau einer Gigafactory plant. Mit den Philippinen liegt auch das zweitwichtigste Exportland des Rohstoffes in Südostasien. Das niederländische Rohstoffhandelsunternehmen Trafigura ist unterdessen einer der führenden Abwickler des internationalen Nickelhandels. Seit kurzem steht Trafigura dabei unter besonderer medialer Aufmerksamkeit, was das Unternehmen aber kaum freuen dürfte.
Trafigura spürte schon im Dezember Nickel-Fälschungen auf
Trafigura ist nämlich offenbar Opfer eines systematischen Betrugsschemas geworden. So fielen Ermittlern des Unternehmens im Hafen von Rotterdam kurz vor Weihnachten erstmals Nickel-Fälschungen in einer bereits gekauften Containerladung auf. "Seit Ende Dezember 2022 wurde ein kleiner Teil der von diesen Unternehmen gekauften Container bei der Ankunft am Bestimmungsort überprüft, und es wurde festgestellt, dass sie kein Nickel enthielten", zitiert Bloomberg aus einem Communiqué von Trafigura. "Der Großteil der Sendungen befindet sich weiter im Transit und muss noch inspiziert werden." In den letzten Tagen seien weitere Container mit minderwertigen Materialen aufgespürt worden, die als Nickel ausgegeben wurden.
Infolgedessen hat Trafigura bereits Abschreibungen in Höhe von 577 Millionen US-Dollar vorgenommen, dies entspricht einer Nickelmenge von mehr als 20.000 Tonnen. Diese Summe stelle das maximale Verlustrisiko vor. Trafigura hofft jedoch, dass die endgültige Belastung niedriger ausfallen wird. Dafür müsste Trafigura aber Erstattungskosten vonseiten der schuldig gesprochenen Unternehmen erhalten, was momentan noch nicht als sicher gelten kann. Trotz der Millionenbelastung rechnet der aufstrebende Rohstoffkonzern mit einer Steigerung vom Nettogewinn des ersten Halbjahres, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Trafigura leitet Ermittlungen gegen indisches Unternehmensimperium ein
Obwohl sich Trafigura von seinem Leiter des Nickel- und Kobalthandels, Socrates Economou, einvernehmlich getrennt hat, schließt das Unternehmen aus, dass ein eigener Angestellter in den Betrug verwickelt war. Vielmehr verdächtigt Trafigura den indischen Unternehmer Prateek Gupta, der mittels seiner Tochtergesellschaften TMT Metals und Tochtergesellschaften der UD Trading Group für die gefälschten Nickellieferungen verantwortlich sein soll. "Inzwischen müssen wir davon ausgehen, dass wir Opfer eines Betrugsschemas durch Herrn Gupta geworden sind", zitiert die Neue Zürcher Zeitung eine Unternehmenssprecherin. Die Nickel-Lieferungen seien falsch deklariert und zahlreiche Frachtdokumente gefälscht worden. Trafigura habe bereits Ermittlungen gegen das indische Unternehmens-Imperium Gupta eingeleitet. Bereits seit 2015 verkaufte Gupta Nickel und andere Metalle an Trafigura, nun legte der niederländische Rohstoffkonzern die Handelsbeziehungen mit dem indischen Konzern vorerst auf Eis.
Nickel: Gefragtes Metall kann leicht gefälscht werden
Es ist nicht das erste Mal, dass Medienberichte von gefälschten Metallen berichten. Vielmehr gab es in den letzten Jahren bereits mehrmals Informationen über gefälschte Lagerbestätigungen, doppelte Versanddokumente und Container, die mit bemalten Steinen gefüllt an Stelle von wertvollen Materialien waren. So wurde 2021 bekannt, dass der Rohstoffhändler Mercuria Energy Group mit Sitz in Genf mit Steinen befüllte Container erhielt, die als Kupferladungen deklariert worden waren.
Auch der Nickelhandel ist ein besonders beliebter Bereich von Betrügern, da Nickellieferungen einerseits profitabel genug sind, um durch Fälschungen hohe Profite zu erzielen. Institutional Money beziffert den Wert eines mit Nickel gefüllten Containers auf 500.000 US-Dollar. Andererseits ist Nickel ausreichend schwer und in so großen Massen verfügbar, dass das silbrig-weiße Metall deutlich weniger streng kontrolliert wird als die wertvolleren Edelmetalle wie Gold, Platin oder Palladium. In Anbetracht des von Trafigura aufgedeckten Betrugs könnten sich die Sicherheitsvorkehrungen aber auch beim Nickel-Handel zunehmend strenger gestalten.
Redaktion finanzen.at
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