06.11.2013 18:13:30
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Börse Frankfurt/Rohstoffe: Im Seitwärtstrend gefangen
6. November 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zum Monatsauftakt bleiben viele Rohstoffmärkte unter Druck. "Der DJ-UBS-Index der 19 wichtigsten Rohstoffe fiel gleich um zwei Prozent auf ein Dreimonatstief", bemerkt Ole Hansen von der Saxo Bank. Die Prognosen für die kommenden Monate gehen vielfach von einer kaum veränderten Situation aus. Positive konjunkturelle Perspektiven könnten zwar für leichten Rückenwind bei den Rohstoffpreisen sorgen. "Die Marktverhältnisse in den meisten Gattungen werden allerdings durch ein strukturell hohes Angebot dominiert sein, das als Preisbremse wirkt", meint Heinrich Peters von der Helaba.
Im Handel überwiegen Verkäufe, ETF Securities berichtet von Nettoabflüssen in Höhe von insgesamt 34,5 Millionen US-Dollar in Edelmetall-ETCs. Auch von ihren Ölinvestments (WKN A0KRKM, A1A72T) verabschieden sich Anleger tendenziell.
Öl-Lager gut gefüllt
Herlinghaus
Die Entwicklung des Ölpreises sieht Axel Herlinghaus mittelfristig weiterhin im Spannungsfeld zwischen einem ausreichend versorgten Markt und den Krisen in Iran, Israel und Ägypten. "Der seit zwei Jahren andauernde Seitwärtstrend mit einem Preis für die Sorte Brent zwischen 100 und 120 US-Dollar wird vermutlich anhalten." Viel niedrigere Kurse wird es nach Auffassung des Rohstoffanalysten der DZ Bank schon aufgrund von Haushaltszwängen der OPEC-Länder nicht geben. Diese bräuchten zwischen 80 und 85 US-Dollar pro Barrel, um ihre Staats-Budgets bestreiten zu können. "Ab rund 100 US-Dollar pro Fass wird Saudi Arabien deshalb vermutlich die Reißleine ziehen."
Auch Hansen erkennt wenig Raum für höhere Ölpreise. Es sei gut möglich, dass Investoren Long-Positionen in Brent auflösen und dessen Preis damit Richtung 100 US-Dollar je Barrel schicken würden. "WTI könnte umgekehrt den Boden in seiner alten Spanne zwischen 91 und 95 US-Dollar je Barrel gefunden haben. Der Preisunterschied zwischen den Sorten könnte sich damit verringern."
Gas-ETCs beliebt
Die größten Zuflüsse auf Wochensicht in Höhe von insgesamt 17 Millionen US-Dollar verbucht ETF Securities für den gehebelten ETFS Leveraged Natural Gas (WKN A0V9Y3). "Taktische Investoren nutzen den niedrigen Erdgaspreis, um sich für den Kälteeinbruch in den USA zu wappnen", berichtet Bernhard Wenger von ETF Securities. Die US-amerikanische Energy Information Administration rechne mit einem kalten Winter im Nordosten des Landes. "Der erhöhte Heizungsbedarf könnte dem Erdgaspreis Auftrieb verleihen."
Sinkendes Interesse an Gold
Wenger
Der Abzug von Anlegermitteln aus Gold-ETCs (WKN A0N62G, A0LP78) setzt sich bei Produkten von ETF Securities mit einem Minus von 8,8 Millionen US-Dollar fort. "Die Nachfrage nach Gold unterscheidet sich derzeit deutlich zwischen Europa und USA auf der einen und Asien auf der anderen Seite", analysiert Wenger. In asiatischen Ländern steige der Bedarf nach dem gelben Edelmetall. Nettoimporte von 856 Tonnen Gold seit Jahresbeginn überstiegen die Einfuhren des Vorjahren zu diesem Zeitpunkt um 54 Prozent. "Auch in Indien hält die Bereitschaft, Gold zu kaufen während der religiösen Festzeit unvermindert an, obwohl die Regierung versucht, die Goldimporte zu begrenzen."
Dennoch vermutet Gabor Vogel von der DZ Bank einen weiter sinkenden Goldpreis, der Ende 2014 um 1.200 US-Dollar pro Feinunze liegen könne. Zwar hätte die US-Regierung den Einstieg zum Ausstieg aus der Politik des ultralockeren Geldes verschoben. "Wenn die Konjunktur sich weiter erholt, wird ein voraussichtlicher Start im Frühjahr für steigende Zinsen sorgen und damit Gold unattraktiver machen."
Gewinnmitnahmen bei Palladium
Hellwig
Auch mit Palladium geht es weiter seitwärts. Die ETF-Bestände haben einmal mehr nachgegeben, diesmal um 0,9 Prozent", meldet Sonia Hellwig aus dem Edelmetallhandel von Heraeus. Wenger verbucht dies unter Gewinnmitnahmen. Investoren trennten sich beispielsweise vom ETFS Palladium Trust (WKN A0YJYQ), der unterm Strich ein Minus von 14,3 Millionen US-Dollar verzeichne. Trotz anziehender Autoverkäufe in Japan und China drücke der stärkere US-Dollar den Preis. Mittelfristig unterstützende Faktoren für Palladium erkennt Wenger in einer stabilen Nachfrage vonseiten der Automobilindustrie und einem limitierten Angebot.
"Der in Russland ansässige, weltweit größte Palladiumproduzent Norilsk Nickel verkündete beispielsweise, dass die Palladium-Produktion im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent auf 703.000 Unzen gefallen ist", ergänzt Hellwig. Neben Südafrika sei Russland das wichtigste Produktionsland.
Anleger trennen sich von Kupfer
Vogel
Wenig Beachtung schenken Investoren gegenwärtig den Industriemetallen. Für Kupfer sieht Vogel einen strukturellen Angebotsüberhang, der auch im kommenden Jahr den Kupferpreis belasten könne. Ähnlich beurteilt Eugen Weinberg von der Commerzbank die Angebotssituation für Aluminium. Allein China werde in diesem Jahr rekordhohe 24 Millionen Tonnen Aluminium herstellen, womit die Produktionskapazitäten im Reich der Mitte immer noch nicht ausgelastet seien. "Solange es in China nicht zu umfangreichen Produktionskürzungen kommt, wird auch der Weltmarkt überversorgt bleiben." Mit gut 20 Millionen Tonnen stünde China im vergangenen Jahr für 44 Prozent der weltweiten Aluminiumproduktion.
Im Handel spricht Wenger von Abflüssen etwa im ETFS Copper (WKN A0KRJU) in Höhe von 6,4 Millionen US-Dollar. Allerdings habe es mittlerweile positive Signale vom chinesischen Dienstleistungssektor gegeben, die für Optimismus sorgen könnten.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG © 6. November 2013
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