23.06.2010 15:00:14
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Börse Frankfurt-News: Ende der Gold-Euphorie? (Rohstoffe)
Nach wie vor stecken Anleger viel Geld in Gold, der ganz große Ansturm auf Gold-ETCs scheint allerdings vorbei zu sein - für den Moment jedenfalls. "Nach einigen Wochen mit Rekordzuflüssen gibt es bei Investoren offenbar eine Verschnaufpause", meint ETF Securities. Die Bestände an Gold-ETCs hielten sich dennoch weiter nahe dem Rekordniveau.
Am Montag ist der Goldpreis in New York auf ein neues Hoch von 1.266 US-Dollar geklettert. Auslöser war neben der Angst vor Inflation der zuletzt wieder schwächere US-Dollar. Daneben sorgte nach Einschätzung einiger Analysten auch die in Aussicht gestellte Aufwertung des chinesischen Yuan für festere Kurse beim Gold, ebenso wie bei anderen Rohstoffen. Erwartet wird nämlich, dass die Importe Chinas durch die schwächere Währung anziehen werden.
Gold überkauft
Gold hat sich seit Jahresbeginn somit um knapp 15 Prozent verteuert. Laut Henning Beck von Lupus Alpha wird das aber nicht unbedingt so weitergehen: "Gold ist überkauft, die Investoren sind zunehmend bereit, wieder mehr Risiken einzugehen. Damit verliert Gold als sicherer Hafen etwas an Bedeutung", meint der Fondsmanager. Beck sieht daher Korrekturpotenzial bis auf 1.150 US-Dollar. Auch die Flexibilisierung des Renminbi sollte seines Erachtens nicht überbewertet werden: "Das war schon eingepreist", kommentiert er. Florian Perini vom Market Maker Flow Traders berichtet allerdings von einer anhaltend guten Nachfrage nach ETFS Physical Gold (WKN A0N62G), Gold Bullion Securities (WKN A0LP78), ETFS Gold (WKN A0KRJZ) und Xetra-Gold (WKN A0S9GB).
Palladium als Renditerenner
Auch andere Edelmetalle wie Platin und Silber in Form des ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) und des ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) legten sich Investoren Perini zufolge gerne ins Portfolio. Laut ETF Securities sind die Nettozuflüsse in Platin- und Palladium-ETCs in der vergangenen Woche wieder nach oben geschnellt, nach Gold-ETCs haben sie in diesem Jahr die höchsten Zuflüsse zu verzeichnen. Hintergrund sei die Nachfrage von US-Investoren, wie der Emittent erklärt. Palladium-Anleger haben in diesem Jahr übrigens eine gute Nase bewiesen: Der Palladium-ETC ist mit einem Plus von 20 Prozent bislang der Renditerenner 2010.
Widerstand bei Ölpreis von 80 US-Dollar/Barrel
Bei Öl und den Öl-ETCs wird die Luft nach oben offenbar dünn. Für einige Öl-ETCs, etwa den ETFS WTI, meldet ETF Securities für die vergangene Woche sogar Nettoabflüsse, insgesamt sind die Zuflüsse in Öl-ETCs zumindest rückläufig. Dabei sind die Aussichten auf weiter steigende Ölpreise Henning Beck zufolge gut: "Die USA werden ihre Offshore-Förderung jetzt neu überdenken, mittelfristig sollte die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko den Ölpreis deutlich unterstützen", glaubt er. Auch die konjunkturelle Erholung in den USA spreche für hohe Preise. "Bei 80 US-Dollar gibt es zwar offenbar einen Widerstand, unter 70 US-Dollar wird Öl aber nicht mehr fallen", erklärt er.
Mais- und Weizen-ETCs gesucht
Ein höherer Ölpreis sollte sich Henning Beck zufolge auch positiv auf einige Agrarrohstoffe, etwa Mais, auswirken. Der Grund: Die Beimischung von Ethanol wird durch das teurere Öl wieder attraktiver. Am optimistischsten zeigt sich Beck allerdings bezüglich Weizen: "Hier sind, unter anderem durch eine niedrigere Produktion in Kanada und der Ukraine, auf Sicht von ein bis zwei Monaten Preissteigerungen von 10 bis 20 Prozent möglich", meint er. Wie Florian Perini von Flow Traders meldet, war die Nachfrage nach Mais- (WKN A0KRJV) und Weizen-ETCs (WKN A0KRJ9) zuletzt auch gut.
Rohstoffwunderland Afghanistan?
Der medial breit getretene "Rohstoffboom am Hindukusch" wird nach Einschätzung von Martin Pachtner vom Finanzportal www.boerse-go.de übrigens vorerst ohne große Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte bleiben. Die "New York Times" hatte unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter Afghanistan als neues Zentrum der Minenindustrie präsentiert, sogar der Vergleich mit Saudi Arabien wurde nicht gescheut. Riesige Mengen an Eisenerz, Kupfer, Lithium und Gold sowie anderen Metallen im Wert von etwa einer Billion US-Dollar sollen in Afghanistan zu finden sein. "Eine Erschließung der Rohstoffvorkommen wird noch Jahre in Anspruch nehmen", meint Pachtner allerdings.
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© 23. Juni 2010/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)