Durchwachsene Meinungen 16.12.2018 22:51:00

Bank of America überrascht mit Ölpreisprognose entgegen des Konsens

Bank of America überrascht mit Ölpreisprognose entgegen des Konsens

Vor wenigen Tagen trafen sich die OPEC Plus Mitglieder, um über die Öl-Förderkürzung zu entscheiden. Das Ölkartell OPEC und seine verbündeten Ölstaaten einigten sich schlussendlich auf eine Drosselung um insgesamt 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Unter anderem auf Grundlage dieses Ereignisses wartet die Bank of America Merrill Lynch mit einer optimistischen Prognose für den Ölpreis im neuen Jahr auf.

Ölpreise unter Druck

Der Ölmarkt verbuchte in diesem Jahr deutliche Kursverluste. Belastend wirkten dabei insbesondere globale Unsicherheiten, unter anderem kamen diese aus der Handelspolitik. Von seinem Jahreshoch im Oktober bei 86,29 US-Dollar pro Barrel hat sich Brent-Rohöl rasant entfernt. Und auch das kürzlich abgehaltene Treffen zwischen den OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten beeinflusst die Zukunft des Ölpreises: Letztendlich wollen die Ölförderländer mit der Produktionsdrosselung die Preise stützen und einer möglicherweise nachlassenden Nachfrage entgegenwirken. Die Stärke von Rohöl steht jedoch weiterhin als Sorgenkind unter Beobachtung, verlautet der US-amerikanische Sender CNBC.

Optimistische Prognose für 2019?

Doch trotz der anhaltenden Unsicherheiten sieht die Bank of America Merril Lynch im neuen Jahr eine positive Tendenz: Für 2019 erwartet die Investmentbank einen erholten Brent-Ölpreis bei 70 US-Dollar je Barrel - im zweiten Quartal des neuen Jahres könnte der Ölpreis sogar noch etwas weiter steigen, prognostiziert Hootan Yazhari, Leiter der Merrill Lynch-Forschungsabteilung für Grenzmärkte. "Wir glauben, dass die (OPEC)-Kürzungen ausreichend waren", begründet Yazhari die Einschätzung gegenüber CNBC. Und obwohl der leitende Analyst mit einer hohen Volatilität in naher Zukunft rechnet und vermutet, dass die Auswirkungen der US-Sanktionen gegen den Iran noch nicht gänzlich eingepreist seien, sagt er für 2019 einen "relativ ausgeglichenen Ölmarkt" mit stabilen Beständen voraus. Der Ausblick der US-Investmentbank kündigt derweil eine weltweite Öl-Nachfrage von 1,3 Millionen Barrel pro Tag an, was die Ölpreisprognose stützen würde. Es werde wieder zu einer "Aufwärtsbewegung der Ölpreise kommen […] aber sicherlich sehen wir nicht, dass die Ölpreise auf das Niveau von 90 US-Dollar steigen", so Yazhari gegenüber CNBC.

Unsicherheiten belasten wohl weiterhin

Währenddessen zeigen sich andere Marktexperten weniger zuversichtlich und bleiben bei 60 US-Dollar pro Barrel bei Brent-Rohöl. Außerdem sieht das Londoner Ölunternehmen PVM Oil Unstimmigkeiten auf den Ölmarkt zukommen: "Entweder hält der Markt die Produktionsreduktion der OPEC+-Gruppe […] für unzureichend oder es gibt anderen bärenhafte Faktoren, die wirken", zitiert CNBC den Konzern. Zuletzt führten die Sorgen rund um den US-chinesischen Handelsstreit und dem bislang unsicheren Ausgang des Brexits zu den jüngsten Ausverkäufen, schätzt PVM Oil laut CNBC - diese könnten weiterbestehen. Auch der US-amerikanische Finanzdienst Citigroup prognostiziert 60 US-Dollar pro Barrel für das neue Jahr und hält die Drosselung der OPEC eher für kontraproduktiv, da infolge die US-Schieferölproduzenten ihre Förderung ankurbeln könnten, verlautet die Bank in einer Studie.

Insgesamt bleiben die Einschätzungen durchwachsen: Neben der Bank of America Merrill Lynch zeigen sich aber auch andere Experten - entgegen der vielen Negativmeinungen - optimistisch für die Entwicklung des Ölpreises. Der Merrill Lynch-Analyst fügte hinzu: "Wir glauben, dass die einzige Gewissheit momentan die Ungewissheit ist."

Redaktion finanzen.at

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