US-Investoren beflügelt |
24.06.2015 15:13:47
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Hedgefonds profitieren von der Unsicherheit in Europa
Fusionswelle half Fondsmanagern
Für Hedgefonds-Manager wie John Paulson, Dinakar Singh und David Tepper erweisen sich die gemischten Signale im Markt jedoch in diesem Jahr als rentabel. Diese Entwicklung stellt sich ein, nachdem die Branche jahrelang mit schleppenden Ergebnissen kämpfen musste. Die Fonds liegen teilweise prozentual zweistellig im Plus, ihre Handelsgewinne dürften Milliarden von US-Dollar erreicht haben. Fonds der großen Investoren haben einen so starken Vorsprung gegenüber den Benchmarks wie seit Jahren nicht.Natürlich könnte der Schwung, den die Hedgefonds in der ersten Hälfte des Jahres aufgebaut haben, mit Leichtigkeit wieder in sein Gegenteil verkehrt werden. Das kann etwa der Fall sein, wenn sich beispielsweise die Übernahmen und Fusionen verlangsamen oder die Aktienmärkte schnell einbrechen. Doch bislang ist die Bilanz noch sehr positiv.
Der Gewinnzuwachs in diesem Jahr wurde teilweise von einem florierenden Markt für Fusionen beflügelt, besonders im Gesundheitsbereich. Das zahlt sich für Händler aus, die potenzielle Übernahmekandidaten und deren Aufkäufer weit vor den Ankündigungen der Transaktionen ausgemacht hatten. Disponenten gaben auch zu Protokoll, die Aktienkurse bewegten sich nach jahrelangem Gleichschritt zunehmend unabhängig voneinander. Das gebe ihnen größere Gelegenheit, Geld zu verdienen, indem sie bei bestimmten Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt Geld anlegten und wieder abzögen.
Die Zahlen sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache. Auf Aktien konzentrierte Hedgefonds haben im Schnitt in diesem Jahr bis Ende Mai 5 Prozent zugelegt, schreibt das Analysehaus HFR. Der S&P-500-Index erhöhte sich im gleichen Zeitraum inklusive Dividenden um 3,2 Prozent. Das ist der größte Vorsprung, den Hedgefonds-Manager seit 2009 zu diesem Zeitpunkt im Jahr gegenüber dem S&P-500-Index vorweisen konnten. Damals übertrafen sie den Index bis Ende Mai um 9 Prozentpunkte. Auf die Aktienauswahl spezialisierte Manager haben den S&P-500-Index seit 2008 nicht mehr in einem vollen Jahr schlagen können.
"Es hat ohne Zweifel eine Marktveränderung gegeben", sagt der Hedgefonds-Manager Steve Bulko von Lombard Odier Asset Management USA. Bulkos 1,1 Milliarden US-Dollar schwerer Fonds hat in diesem Jahr bis Mitte Juni mehr als 8 Prozent zugelegt, sagt ein Insider.
Vor allem Wetten im Gesundheitssektor gingen auf
Hedgefonds-Manager verdienen an der Wall Street mit am meisten. Sie werden für ihre Fähigkeit belohnt, die steigenden und fallenden Märkte weltweit zu navigieren. In den vergangenen Jahren allerdings hatten viele von ihnen Mühe, mit Aktien und anderen Vermögenswerten Schritt zu halten, während die Anlagen sich ihren Weg zurück von den Tiefs der Krisenära bahnten.Wenige haben mehr verdient als John Paulson, der für seine zeitlich klug gewählte Wette gegen Subprime-Immobilien vor der Finanzkrise 2008 bekannt geworden war. Nachdem einige seiner Fonds 2014 ihr historisch zweitschlechtestes Jahr aufwiesen, hat der Milliardär sich zurück gekämpft. Dabei haben ihm Anteile an Firmen wie Salix Pharmaceuticals und Time Warner Cable in den sich schnell konsolidierenden Pharma- bzw. Telekommunikationsbranchen geholfen. Valeant Pharmaceuticals International erwarb Salix nach einem Bieterwettkampf in diesem Frühjahr. Charter Communications kaufte Time Warner Cable im vergangenen Monat. Der Deal soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Der Vorzeigefonds von Paulson & Co über mehr als 19 Milliarden Dollar ist um 9 Prozent geklettert. Ein verwandter Fonds, der sich auf geliehenes Geld stützt, hat 19 Prozent zugelegt, berichtet eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Weitere Firmen, die von der Fusionswelle profitieren, umfassen Larry Robbins Glenview Capital Management. Das Unternehmen machte an einem einzigen Tag auf dem Papier Gewinne von fast 200 Millionen Dollar aus seinem Anteil an Humana. Die Aktien der Krankenversicherung waren im vergangenen Monat in die Höhe geschossen, nachdem bekannt geworden war, dass das Unternehmen einen möglichen Verkauf untersucht, ergibt sich aus einer Eingabe bei der Wertpapieraufsicht und Informationen eines Insiders.
Ebenso hat die auf M&A spezialisierte Pentwater Capital Management von den Fusionsaktivitäten im Gesundheitsbereich profitiert. Die von dem Elektroingenieur Matthew Halbower gegründete Firma liegt bei ihrem Hauptfonds um rund 12 Prozent im Plus, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
In Boom-Zeiten für Aktien erklären Hedgefonds-Manager ihre verhaltene Entwicklung oft, indem sie darauf hinweisen, sich ausgleichende Positionen einzunehmen. Das habe den zweifachen Effekt, die Investoren von der vollen Wucht eines Marktabschwungs abzuschirmen. Gleichzeitig werde die Entwicklung in einem nachhaltigen positiven Marktumfeld aber behindert. Der Hedgefonds-Industrie ist weiter Geld zugeflossen und zwar besonders von institutionellen Anlegern, die sich vor künftigen Turbulenzen schützen wollen.
Nicht jeder bewegte sich in diesem Jahr reibungslos vorwärts. Einige Makromanager, die globale Trends vorwegzunehmen versuchen, haben viele ihrer Gewinne von Anfang des Jahres wieder abgeben müssen. Dafür haben Schlaglöcher auf dem Weg der Aufwertung für den US-Dollar und unerwartet schwache Konjunkturdaten gesorgt.
Einige Manager, die untypischere Wetten eingegangen sind, haben ebenfalls Einbußen erlitten. Hayman Capital Management von Hedgefonds-Manager Kyle Bass notiert beim Hauptfonds bis Ende Mai um rund 2 Prozent in der Verlustzone, wird in einer Mitteilung an die Investoren berichtet, in die das Wall Street Journal Einsicht nehmen konnte. Die Firma hat sich auf die Strategie verlegt, Patentklagen gegen Pharmaunternehmen einzureichen, während sie gegen ihre Aktien wettet.
Hedgefonds-Größe Edward Lampert schreibt Verluste. Er ist als Chairman von Sears in einen Streit verwickelt, wie der Einzelhändler zu einer Kehrtwende geführt werden kann. Lamperts ESL Investments hat bis Ende April mehr als zwei Prozent eingebüßt, geht aus einem Dokument hervor, das dem Wall Street Journal vorlag.
Dennoch hat die Wende in diesem Jahr einigen Managern Erleichterung gebracht, deren verwaltetes Vermögen stetig geringer wurde. Der Aktienspezialist TPG-Axon Capital Management hatte davon im Jahr 2010 rund 8 Milliarden Dollar. Anfang dieses Jahres waren es nur noch 3 Milliarden Dollar verwaltetes Vermögen, sagen mit der Firma Vertraute. Während dieses Zeitraums lieferte TPG-Axon einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 5 Prozent ab, darunter auch zwei Jahresverluste.
Der Fonds, der vom ehemaligen Co-Chef des Eigenhandels bei Goldman Sachs Group Singh geleitet wird, hat Anzeichen der Wiederbelebung ausgesendet. Der Hauptfonds von TPG-Axon ist in diesem Jahr um 13 Prozent gestiegen. Negativ-Wetten in diesem Quartal im bedrängten Europa hätten genauso Gewinne eingefahren wie indische Bankaktien.
DJG/DJN/ama/kgb
Dow Jones Newswires
Von Rob Copeland
NEW YORK (Dow Jones)
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