Interview 18.12.2016 07:00:01

Fondsmanager Stanislawski: China gilt als Mysterium

€uro am Sonntag: Aktien aus Schwellenländern haben fünf Jahre lang stagniert. Im Jahr 2016 sind sie wieder gestiegen. Wie kam es dazu?
Wojciech Stanislawski:
Ende 2015 waren Emerging-Markets-Aktien unpopulär und günstig bewertet. Die meisten schlechten Nachrichten waren eingepreist. Manchmal muss dann nur wenig passieren, damit die Kurse steigen.


Hält der positive Trend an?
Ich glaube nicht, dass unmittelbar ein neuer Bullenmarkt bevorsteht. Auf lange Sicht bleiben Schwellenländeraktien aber attraktiv. Wer langfristig orientiert ist, sollte daher kontinuierlich nachkaufen, wenn die Kurse fallen.

Donald Trump wird neuer US-Präsident. Ist das eine gute oder schlechte Nachricht für die Schwellenländer?
Die US-Wirtschaft könnte durch die Wirtschaftspolitik von Donald Trump etwas stärker wachsen. Das wäre positiv für die Schwellenländer. Allerdings würde der US-Dollar über steigende Zinsen vermutlich stärker. Das wäre negativ für die Schwellenländer. Welcher Effekt stärker sein wird, können wir aus heutiger Sicht nicht abschätzen. Die Weltwirtschaft besteht aber nicht allein aus den Vereinigten Staaten, die Bedeutung der Emerging Markets nimmt weiter zu.

Viele Anleger sehen China skeptisch. Im Comgest Magellan und im Comgest Growth Emerging Markets halten Sie jedoch über 30 Prozent in chinesischen Aktien. Warum?
China ist für viele Anleger ein Mysterium. Ist das Land kapi­talistisch oder kommunistisch? Ist die Währung frei handelbar oder nicht?


Was ist Ihre Meinung?
China wird oft falsch verstanden. Viele Anleger fürchten seit Jahren eine harte Landung der Wirtschaft. Bislang ist das nicht passiert. China wird auch nicht kollabieren, glauben wir. Zudem betrachten Anleger die hohen Schulden skeptisch. Aber andere Länder haben sich auch hoch verschuldet. Warum sollten wir daher auf China verzichten? Dort finden wir momentan viele hochwertige Unternehmen zu günstigen Bewertungen.

Was spricht für Indien, Ihre zweitgrößte Länderposition?
Indien ist in den Emerging Markets eines der interessantesten Länder. Dort haben wir schon immer viel investiert. Auch weil die Aktienkurse weitgehend die Fundamentaldaten der Unternehmen reflektieren.

Ist China oder Indien auf lange Sicht attraktiver?
Das ist schwer zu sagen. Wenn Anleger in den nächsten zehn bis 20 Jahren aber nur in zwei Ländern investieren könnten, dann sollten es China und Indien sein.

Im Jahr 2016 sind Ihre globalen Emerging-Markets-Fonds hinter den MSCI-Emerging- Markets-Index zurückgefallen. Woran liegt dies?
Wir wollen unsere Benchmark langfristig übertreffen und haben dies auch immer geschafft. Phasen der Underperformance nehmen wir dafür in Kauf. Ich kann Anlegern versprechen, dass sich das wiederholen wird. Das gehört zu unserem Anlagestil.

Und was lief 2016 schief?
Der Grund ist simpel. Wir verzichten traditionell auf Banken und zyklische Werte, die in den vergangenen Monaten ein Come­back gefeiert haben.

Welche Titel bevorzugen Sie?
Wir suchen nach Geschäftsmodellen, die dauerhaft wachsen und profitabel sind. Zudem muss uns das Management überzeugen.

Interview: Ralf Ferken

Investor-Info

Fonds im Fokus
Comgest Magellan

Das nennt man Tradition. Seit drei Jahrzehnten investieren die Fondsmanager bei Comgest in sogenannte Quality-Growth-Werte. Das gilt auch für den Comgest Magellan, den Wojciech Stanislawski seit März 1999 managt. Er investiert in Aktien aus Schwellenländern. Im Portfolio des Magellan-Fonds hält er lediglich 45 Einzelwerte. Die größten Titel sind Taiwan Semiconductor (6,3 Prozent), Net Ease (4,5) und China Life Insurance (4,3). Regional stammen die meisten Werte aus China (31,8) und Indien (14,2). Alternativ können Anleger den Comgest Growth Emerging Markets kaufen. Er ist nahezu identisch mit dem Comgest Magellan. Allerdings bietet Comgest ihn auch in einer ausschüttenden Tranche an (ISIN: IE00B11XZH66).
Fazit: Comgest investiert weiterhin rigoros in wachstumsstarke Qualitätsaktien.

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