Fonds im Visier |
25.01.2014 03:00:01
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Fondskosten: Nicht blenden lassen
Im Einkauf liegt der Gewinn. Diese alte Kaufmannsweisheit gilt auch für den Fondserwerb. Denn je mehr Anlegergeld tatsächlich in Investments fließt und nicht in Gebühren, desto größer fällt am Ende der Wertzuwachs aus. Doch wer beim Fondskauf sparen will, muss meist selbst aktiv werden.
Ordern Anleger traditionell in ihrer Bank- oder Sparkassenfiliale einen Aktienfonds, bezahlen sie meist fünf Prozent als Ausgabeaufschlag (Agio). Wer zum Beispiel 5.000 Euro anlegen will, bei dem werden gleich zu Beginn 250 Euro abgezwackt, sodass nur 4750 Euro als tatsächliche Investitionssumme übrig bleiben.
Ein Ausweg sind Fonds, die die Anbieter selbst ohne Ausgabeaufschlag anbieten. Zu erkennen sind sie an speziellen Kürzeln im Fondsnamen. Bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, ist diese Anteilklasse durch den Zusatz "-net-" gekennzeichnet. Bei der Sparkassentochter Deka weist das Kürzel "TF" (für Tradingfonds) auf ein Produkt ohne Agio hin. Und bei der DWS sind das die "Typ 0"-Fonds.
All diese Produkte lassen sich ohne Ausgabeaufschlag beziehen - auch bei der Hausbank. In Fachkreisen heißen sie No-Load-Fonds. Doch für den offensichtlichen Vorteil müssen Anleger an anderer Stelle bezahlen. Denn statt der Einstiegsgebühr verlangen derartige Fonds eine höhere jährliche Verwaltungsgebühr.
Von den 186 Publikumsfonds im Sortiment von Union Investment sind 52 ohne Ausgabeaufschlag. 24 davon sind mit dem Zusatz "-net-" gekennzeichnet und werden als Alternative zur gängigen Anteilklasse angeboten. Beispiel UniGlobal: Bei der klassischen Tranche des internationalen Aktienfonds mit Agio liegen die laufenden Gebühren bei 1,58 Prozent im Jahr. Beim UniGlobal - net - ohne Agio fallen dagegen 1,95 Prozent pro Jahr an. Das sind 0,37 Prozentpunkte Unterschied, die auf Dauer ins Gewicht fallen.
Je länger der Fonds gehalten wird, desto teurer wird der Anteilbesitz. Umgekehrt gilt aber auch: Je kürzer der Fonds im Depot bleibt, desto günstiger ist er rechnerisch für Anleger. Deshalb auch die Bezeichnung Trading-Fonds. Diese sollen eher den taktischen Anleger ansprechen, der häufig Fondsanteile kauft und verkauft. So verlangen die Anbieter meist auch keine Rücknahmegebühr für diese Fonds. Etwa die Deka, die für fast jeden Fonds mit klassischem Gebührenmodell - erkennbar am Kürzel CF - seit Ende der 90er-Jahre auch eine Version ohne Ausgabeaufschlag (TF) anbietet.
Doch in welchem Zeitraum rechnet sich diese Anteilklasse? Als grober Anhaltspunkt gelten vier bis sieben Jahre. Erst dann fahren Anleger mit der klassischen Tranche besser. Im konkreten Fall lässt sich mit einer Formel näherungsweise der Break-even berechnen (s. Investor-Info).
Unterschiedliche Ausschüttungen
Eine Besonderheit sollten Anleger im Zusammenhang mit No-Load-Fonds beachten: Die höhere Verwaltungsvergütung dieser Produkte mindert stärker deren ordentliche Erträge, die sich aus Zinsen und Dividenden zusammensetzen. Bei ausschüttenden Fonds wird dies für den Anleger augenfällig.
Investiert er beispielsweise aktuell 1.000 Euro (abzüglich drei Prozent Ausgabeaufschlag: 970 Euro) in den globalen Mischfonds UniRak, hätte er auf Basis der letzten Ausschüttung 10,64 Euro zu erwarten. Bei der Version mit höheren Jahresgebühren, dem UniRak -net-, könnte er aber nur mit 8,33 Euro rechnen. Auch hier ist die letzte Ausschüttung zugrunde gelegt. Wer großen Wert auf diese Ertragskomponente legt, greift also eher zur klassischen Anteilklasse. Ebenso alle Anleger, die auf lange Sicht in einen aktiv gemanagten Fonds investieren wollen.
Denn auch zahlreiche Fonds mit klassischem Gebührenmodell lassen sich zu deutlich reduziertem oder ganz ohne Ausgabeaufschlag erwerben - zum Beispiel beim Kauf über eine Onlinebank, einen Fondsvermittler oder die Börse. Daneben wählen Anleger, die einen Markt oder ein Anlagethema taktisch spielen wollen, heute oft einen anderen Weg: Sie investieren in börsengehandelte Indexfonds (ETFs), bei denen oft nur wenige Zehntelprozent an Gebühren anfallen.
Bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS hat man in den vergangenen Jahren auf diese Entwicklung reagiert und den Anteil der No-Load-Fonds reduziert. Denn die Deutsche Bank hat über ihren Vermögensverwalter Deutsche Asset & Wealth Management auch ein breites Sortiment an ETFs im Angebot.
Investor-Info
Break-even-Zeitpunkt
Formel zur Berechnung
Wie lange dauert es, bis ein Fonds mit üblichem Ausgabeaufschlag, aber niedrigen Verwaltungsgebühren einen Fonds ohne Ausgabeaufschlag, aber mit höherer Verwaltungsvergütung in puncto Rendite eingeholt hat? Mit der Formel, die der Anlageexperte Gerd Kommer in seinem Buch "Weltweit investieren mit Fonds" (Campus Verlag) vorstellt, lässt sich dieser Break-even-Zeitpunkt näherungsweise berechnen. Keine Angst, die Formel ist nicht so kompliziert, wie sie auf den ersten Blick aussieht:
t = (A1-A2) : {(V2 : 12) - (V1 : 12)}
Dabei ist t das, was berechnet werden soll, nämlich die Anzahl der Monate bis zum Break-even. A1 ist der Ausgabeaufschlag des ersten Fonds, A2 der Ausgabeaufschlag des zweiten (bei No-Load-Fonds null). V1 sind die jährlichen Verwaltungsgebühren des ersten Fonds in Prozent und V2 die des zweiten. Es ist sinnvoll, die jährliche Gesamtkostenquote für den Vergleich zu nehmen. Diese steht in den "Wesentlichen Anlegerinformationen" (KIID).
No-Load-Fonds
Investments für Taktierer
No-Load-Fonds eignen sich für jene Anleger, die
relativ kurzfristig, vielleicht ein oder zwei Jahre, auf einen Markt oder eine Branche setzen wollen. Gute Produkte (mindestens FondsNote 2) sind der DWS German Equities Typ 0 für deutsche Standardwerte (ISIN: DE0008474289), vom Typ 0 zudem der DWS Technology (DE0008474149) und der DWS Telemedia (DE0008474214) für die entsprechenden Branchen. Auch die Deka bietet mit dem TeleMedien TF (DE0009771923) einen guten Tradingfonds für den Bereich Telekommunikation und Medien. Und bei Union Investment können sich Anleger den
Ausgabeaufschlag bei kürzerer Haltedauer sparen, wenn sie auf die Net-Version des weltweiten Aktienfonds UniGlobal setzen (DE0009750273).
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