08.04.2020 12:15:00
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Fondsgipfel 2020 – positiver Marktausblick
Mannheim im Januar 2020: In bewährter Runde treffen sich Jens Ehrhardt, Frank Fischer und Hendrik Leber, um über ihre Markteinschätzungen, spannende Investmentideen und die Auswirkungen des Coronavirus zu diskutieren. 29 Mal findet der Fondsgipfel 2020 statt — in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz. Das Treffen in Mannheim war bereits die dritte Zusammenkunft in diesem Jahr.
Die Stimmung ist heiter, der Start ins neue Jahr ist allen drei Portfoliomanagern nach eigener Aussage gut gelungen. Hendrik Leber etwa, der Chef von ACATIS, malt für das Jahr insgesamt ein positives Bild. „Es gibt viele Anzeichen, die dafür sprechen, dass 2020 aus Investorensicht ein gutes Jahr wird.“
Ganz ähnlich die Einschätzung von Frank Fischer, dem Vorstand der Shareholder Value Management AG. Das neue Jahr sei „mit einem fantastischen Setup gestartet“. Zudem würden die Frühindikatoren zeigen, „dass wir gut unterwegs sind“. Allerdings schiebt er sofort nach, dass das Coronavirus die Märkte überrascht habe und die Auswirkungen nicht wirklich abzuschätzen seien. „Doctor Copper“ — der Kupferpreis als eine Art Alarmsignal — sei bereits gefallen. Daher hat auch Fischer mit seinen Fonds auf Defensive umgeschaltet. Zumindest so lange, bis die Ausbreitung des Virus sich wieder verlangsame.
Auch Jens Ehrhardt, der Gründer der DJE Kapital AG, hofft auf ein positives Jahr. Er geht davon aus, dass sich der positive Trend aus 2019 weiter fortsetzen wird — auch weil die Zinsen in diesem Jahr noch einmal gefallen sind — und favorisiert Technologiewerte einerseits und andererseits Versorger. Gerade Versorgeraktien wie RWE nach dem Kohleausstieg und Eon als reiner Netzbetreiber für grünen Strom könnten sich als „die neuen grünen Value-Aktien“ entpuppen. Womit wir beim Thema Nachhaltigkeit wären, das nach Auffassung der drei Experten die Märkte dauerhaft bewegen dürfte.
Top-Thema Nachhaltigkeit
„Ich fürchte, dass die Politik ihre Probleme auf die Finanzbranche verlagern will und die EU uns mit ihren Auflagen und Verordnungen erschlagen wird“, ahnt Leber. Aber da man sich dem fügen müsse, stelle ACATIS bereits jetzt in den Monatsberichten der betreuten Fonds dar, wie viel Prozent der Investitionen nachhaltig sind und in welchem Maß.
Frank Fischer rechnet mit Einführung der Taxonomie „mit einem Verwaltungsaufwand ohne Ende“, sieht aber auch Chancen. Beispielsweise bei Dienstleistern wie Sustainalytics, die Unternehmen dabei unterstützen, kommende und wahrscheinlich weitreichende Auflagen zu erfüllen. Die Anleger würden aber nicht umhinkommen, sich selbst auch auf dem Laufenden zu halten und ihre Investments entsprechend zu disponieren.
Fondsgipfel 2020 in Mannheim: Investmentprofis im Gespräch
Moderator Stefan-David Grün, DJE Kapital AG; Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG; Frank Fischer, Shareholder Value Management AG; Hendrik Leber, ACATIS; Moderator Philipp Prömm, Shareholder Value Management AG (v.l.)
Die Favoriten des Fondsgipfels
Apropos disponieren. Hinsichtlich ihrer Favoriten sind die drei Gipfelteilnehmer sehr positiv eingestellt. Etwa für den Technologiebereich. Frank Fischer kann sich diesbezüglich etwa für Halbleiterhersteller erwärmen. Unternehmen mit Wettbewerbsvorsprung als „breitem Burggraben“, der sie vor der Konkurrenz schützt. „Das ist wie eine Art Monopol, was wir als Investoren sehr mögen“, erklärt Fischer. Auch Luxustitel erachtet er als interessant und will sie sich genauer anschauen. Sofern die Aktien aufgrund einer möglichen Zurückhaltung insbesondere der chinesischen Kundschaft zurückfallen, könnte dies ein gutes Einstiegsniveau bieten.
Insgesamt möchte sich Fischer aber lieber nicht auf eine bestimmte Branche festlegen. Er zieht es vor, jeden Wert für sich zu analysieren und auf seine Chancen hin abklopfen. „Ich suche nach Titeln, die ich dauerhaft begleiten möchte“, sagt er. Das könnten auch Unternehmen wie Instagram und Facebook sein, bei denen er die Vermarktungsmöglichkeiten bei Weitem nicht für ausgeschöpft hält.
Hendrik Leber wiederum forscht mit Vorliebe nach Techfirmen, „die ihren Hirnschmalz dafür einsetzen, möglichst viel freien Cashflow zu erzeugen“. Es müsse aber nicht per se der Technologiebereich sein, sondern generell Branchen, die schnell wachsen. Und hier sucht er nach Aktien, die sich hervorheben, die besonders interessant sind. Das können Werte aus der Pharmakologie sein, die beispielsweise erfolgreich an Antiviren arbeiten, wie an einem Mittel, um das gefährliche Coronavirus einzudämmen. „Oder ganz einfach auch chinesische Hersteller von Sportschuhen, die mehr Potenzial bieten als traditionelle Sportartikler“, wie er hinzufügt.
Jens Ehrhardt mag dagegen Aktien, die nicht überinvestiert sind und keine Gewinnenttäuschungen erwarten lassen. „Gewinnwarnungen werden zurzeit stärker bestraft als Gewinnüberraschungen belohnt werden“, sagt er.
Und der Jahresausblick?
„In diesem Jahr ist alles drin“, mahnt Jens Ehrhardt, „von der Seitwärtsbewegung bis zur Korrektur — aber alles in allem bin ich positiv eingestellt.“ Zum Beispiel weil sehr viel Kapital in defensiven Investments stecke, das, sobald es in Aktien umgeschichtet werde, die Märkte stärken würde. Zugleich erteilt er den zuletzt gehäuft auftretenden Crashgurus eine klare Abfuhr: „Die sind wie eine kaputte Uhr — zweimal am Tag haben sie recht.“
Als mögliche Achillesferse sieht der DJE-Chef die Privatverschuldung und nicht die Staatsverschuldung. Allerdings hält er Erstere für zu gering, um zu einem Problem zu werden, während die Staatsverschuldung von den Notenbanken gedeckt werde. Insbesondere die US-Notenbank werde ihre geldpolitische Lockerung in diesem Jahr fortsetzen und US-Präsident Trump im Vorfeld der Wahlen gegebenenfalls die Steuern weiter senken, was die Börsen am Ende nach oben bringen werde, so seine Einschätzung.
Dass letztlich die Notenbanken dafür sorgen werden, alle Probleme aus dem Feld zu räumen, ist auch für Frank Fischer ein Fakt. Gleichwohl hält er eine Hängepartie bei den Kursen für möglich, schlussendlich aber werde es wieder nach oben gehen.
Durchaus optimistisch zeigt sich final auch Hendrik Leber, der darauf hinweist, dass noch keine Gier im Markt sei. Seine Portfolios sind weiterhin offensiv ausgerichtet — „mit einer Erdbebenversicherung“, wie er hinzufügt.
"Versorger könnten sich als
neue grüne Value-Aktien
entpuppen.“

Dr. Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG
"Auf der Suche nach
Techfirmen, die viel freien
Cashflow erzeugen.“
Dr. Hendrik Leber, ACATIS
"Ins neue Jahr mit einem
fantastischen Setup
gestartet.“
Frank Fischer, Shareholder Value Mgmt.

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