14.04.2008 13:00:50

Fonds für Krisenzeiten

München (aktiencheck.de AG) - Die Experten von "Morningstar" haben ihre Datenbank nach Fonds durchsucht, die in fallenden Märkten deutlich besser waren als ihre Kategorie.

In den letzten Monaten seien die Nerven der Aktienanleger strapaziert worden. Das Marktumfeld sei von immer neuen Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche geprägt gewesen. Die negativen Renditen der Aktienfonds würden sich seit Jahresbeginn über alle Kategorien erstrecken. Auffällig sei die überdurchschnittlich schlechte Performance von Fonds mit Schwerpunkt Schwellenländer. Besonders Fonds mit osteuropäischen und asiatischen Aktien im Portfolio würden seit Jahresanfang einen Verlust von über 18% verzeichnen. Einen vergleichsweise moderaten Verlust würden die Standardwerte und Mid Caps aus der Schweiz zeigen. Die Schweizer Pharma- und Konsumwerte würden seit jeher als sicherer Hafen dienen.

In den kommenden ein bis zwei Jahren würden Experten anhaltend volatile Märkte erwarten. In diesem Marktumfeld sollten es Exchange Traded Funds (ETFs) oder indexnahe Fonds schwer haben, überzeugende Renditen zu liefern. Die Finanzwerte seien in den Indices noch stark vertreten, allerdings mit Unterschieden. Im DJ STOXX 600 hätten Finanzaktien noch ein Gewicht von 28%, während sie im S&P 500 nur noch mit 17% vertreten seien.

Im Mittelpunkt der Fondsselektion stehe daher der Kapitalerhalt für den Privatanleger in besonders turbulenten Zeiten. Im ersten Schritt des Auswahlprozesses seien Fonds nach der Rendite im Bärenmarkt 2000 bis 2002 ausgesucht worden. Es seien nur Fonds gewählt worden, die sich in jedem Kalenderjahr des Bärenmarktes im oberen Drittel ihrer Kategorie befunden hätten. Im zweiten Schritt hätten die Fonds im ersten Quartal 2008 zum oberen Drittel ihrer Kategorie nach Rendite gehören müssen. Drittens seien nur Fonds ausgewählt worden, deren Manager seit mindestens acht Jahren den Fonds verwalten würden (bzw. in dessen Management-Team das älteste Mitglied mindestens acht Jahre dabei sei).

Das Kriterium solle sicherstellen, dass sich die Investmentstrategie nicht grundlegend verändert habe. Als letztes Auswahlkriterium sei der Zugang für Privatanleger festgelegt worden. Die Mindestanlagesumme für einen Fonds habe 10.000 Euro nicht überschreiten dürfen. Leider habe der Tweedy Brown International Value Fund (ISIN LU0076398568/ WKN 988568) diese Hürde gerissen, da die erforderliche Mindestanlagesumme 25.000 Euro betrage. Auch der First State Street Asia Pacific (ISIN GB0030183890/ WKN 765846) sei derzeit für Neuanleger nicht zugänglich.

In Märkten mit starken Kursschwankungen könnten nach Meinung der Experten Stockpicker eine Basis für steigende Märkte liefern. Aber auch Market Timer und konservative Dividendenstrategien könnten sich behaupten.

Es gebe 27 Aktienfonds aus dem deutschen Fondsuniversum, die die oben beschriebenen Kriterien erfüllen würden. Das Angebot reiche von einem finnischen Aktienfonds über Globale Aktienfonds bis hin zu Sektorfonds. Die Performance der Fonds sei im Vergleich zu ihrer Kategorie untersucht worden. Eine absolut negative Performance sei daher möglich. Die Experten würden drei Fonds aus unterschiedlichen Kategorien vorstellen.

Der ING (L) Invest Euro High Dividend (ISIN LU0127786605/ WKN 666312) werde seit Auflage im März 1999 von Nicolas Simar verwaltet. Es würden Unternehmen aus der Eurozone mit einer hohen Dividendenrendite ins Portfolio gekauft. Anleger, die Ende 1999 in den Fonds 10.000 Euro investiert hätten, hätten ihr Kapital auf 15.000 erhöhen können. Ein durchschnittlicher Fonds dieser Kategorie könne heute 11.000 Euro aufweisen. Der Fonds habe in der Baisse von 2000 bis 2002 zu den besten seiner Kategorie gehört. Auch seit Jahresbeginn finde man den Fonds unter dem ersten Fünftel seiner Kategorie nach Rendite.

Diese Performance lasse sich natürlich nicht durch das Kleben an der Benchmark erreichen. Deshalb verwundere es nicht, dass man im letzten vorhandenen Portfolio vergebenes nach einer Nokia, E.ON, Siemens oder Daimler suche, die im 330 Aktien umfassenden MSCI EMU zusammen ein Gewicht von 10% hätten. Ende Dezember sei zum Beispiel der spanische Telekommunikationskonzern Telefonica mit 1,5% im Fonds gewichtet gewesen. Im MSCI EMU habe das Unternehmen in den letzten drei Monaten aber durchschnittlich einen Anteil von 2,7% gehabt. Seit Anfang des Jahres sei die Position ausgebaut worden, so dass Telefonica Ende Februar schon ein Gewicht von 3% im Fonds gehabt habe.

Die Hälfte der im Portfolio enthaltenen Unternehmen stufe man als Mega-Large Caps ein. Dazu sei eine Marktkapitalisierung von über 26 Mrd. Euro nötig. Der Fonds finde sich in der Morningstar Stylebox im Standardwerte Value Bereich wieder. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11, mit den erwarteten Gewinnen als Grundlage, verdeutliche die günstig bewerteten Aktien im Portfolio. Wir mögen die verhältnismäßig günstigen Verwaltungsgebühren von 1,2% pro Jahr, so die Experten von "Morningstar". Auch die Total Expense Ratio (TER) von 1,5% halte sich in Grenzen.

Der Pro Fonds (Lux) Emerging Markets Acc (ISIN LU0048423833/ WKN 973026) sei 1994 aufgelegt und seitdem von Gottfried Heller betreut worden. Der Fonds schlage seine Kategorie und den MSCI Emerging Market (EM) seit Dezember 1999 deutlich. Um das Risiko breiter zu streuen, dürfe das Management auch Aktien aus den Hauptmärkten ins Portfolio kaufen. Es erstaune deshalb nicht, das derzeit Berkshire Hathaway, Warren Buffets Investment Holding, mit 4% das größte Gewicht im Portfolio habe.

In der Länderaufteilung sei China nicht vertreten. Im MSCI EM habe China ein Gewicht von 14%. Polnische Unternehmen seien mit 14% im Fonds gewichtet, während diese im MSCI EM nur 2% ausmachen würden. Für die Länderauswahl sei Keppler Asset Management verantwortlich. Sie basiere auf einem quantitativen Ansatz. Anhand von Unternehmenskennzahlen werde beurteilt, ob ein Land aus dem MSCI EM Universum "günstig" oder "teuer" sei. Stehe die Ländergewichtung, würden die Aktien nach Value-Kennzahlen gepickt. Keppler Asset Management sei auch für die Länderauswahl des Global Advantage Emerging High Value Fund (ISIN LU0047906267/ WKN 972996) zuständig, der in den Krisenzeiten ebenso zum oberen Drittel seiner Kategorie gezählt habe.

Ein Wermutstropfen am Pro Fonds Emerging Markets seien seine zur Kategorie relativ hohen Verwaltungsgebühren von 2% im Jahr. Auch die TER von 2,6% sei nicht ohne. Allerdings gehöre der Fonds im Zeitraum (12/1999 bis 4/2008) zu den vier besten seiner Kategorie (umfasse ca. 440 Fonds) nach Rendite.

Klaus Kaldemorgen sei seit 1994 für den DWS Vermögensbildung I (ISIN DE0008476524/ WKN 847652) verantwortlich. Das Vermögen werde thematisch und weltweit in Blue Chips angelegt. Themen wie der Aufbau der Infrastruktur in den Schwellenländern oder der globale Energiehunger würden sich in der Sektorgewichtung ablesen lassen. Energiewerte hätten mit 15% ein überdurchschnittliches Gewicht. Schlumberger, ein Unternehmen das Dienstleistungen für Öl-Explorationsunternehmen und Ölproduzenten anbiete, sei mit 4% die größte Position. Vor sechs Monaten habe der Anteil nur 2,8% und das bei einem höheren Aktienkurs betragen. Das Fondsmanagement scheine, von der Story des Unternehmens überzeugt zu sein. Aber auch der Anteil von Gazprom zeige, dass Kaldemorgen weiter an das Energiethema glaube.

Mit der Allianz und der Münchener Rück habe er zwei deutsche Schwergewichte im Portfolio. Auch historisch habe der Fonds ein starkes Deutschland-Gewicht, was in den letzten Jahren sicherlich geholfen habe. Gleiches gelte für das Untergewicht von US-Aktien im Vergleich zum MSCI World. Der zur Kategorie vergleichsweise hohe Anteil des Gesundheitssektors von 13% spreche für eine teilweise defensive Ausrichtung. Auch die hohe Cash-Quote von 14% zeige eine abwartende Haltung des Managements bezüglich der Marktentwicklung.

Die Verwaltungsgebühr von 1,45% pro Jahr sei in der Kategorie üblich. Einerseits sei der Fonds wegen seiner oft hohen Cashquote nichts für Anhänger einer Investitionsquote von 100%. Andererseits sei diese hohe Cashquote in fallenden Märkten die Performancequelle. Der Fonds habe bereits gezeigt, dass er als Basisinvestment für Privatanleger geeignet sei. Klaus Kaldemorgen gebe vorübergehend sein Mandat aus privaten Gründen ab, bleibe aber für die Investmentstrategie (Investitionsgrad und Themenauswahl) verantwortlich. (Ausgabe vom 11.04.2008) (14.04.2008/fc/a/f)

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