09.05.2017 12:35:00
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ETF Securities: Währungsausblick 2017
Das Pfund Sterling ist nach wie vor die am stärksten unterbewertete Währung der G10-Staaten. Der japanische Yen dürfte sich abschwächen. Der US-Dollar wird von der gemäßigten Rhetorik der US-Notenbank und niedrigeren Realzinsen unter Druck gesetzt. Der Euro profitiert von einer quantitativen Lockerung der EZB.
Der Devisenmarkt war von einer taktischen Positionierung geprägt. Ausschlaggebend hierfür war die politische Unsicherheit in den USA und Europa, die in den vergangenen Monaten immer wieder auf- und abebbte. Wir gehen davon aus, dass die Unsicherheit nachlassen wird und damit auch die Volatilität leicht zurückgeht. In einem günstigeren Umfeld dürften die strategischen Trends erneut von den Fundamentaldaten angetrieben werden – wobei der Fokus insbesondere auf der Politik der Zentralbanken liegt.
Der „Carry“ hat seinen Preis
In „Taper Tantrum 2.0?“ gingen wir der Frage nach, was in den großen Volkswirtschaften für ein „Tapering“ spricht. Wir sind jedoch der Ansicht, dass immer mehr Gründe für eine breit angelegte geldpolitische Straffung sprechen. Anleger sollten sich jedoch nicht zu früh über ein Comeback von Carry-Trades freuen. Unseres Erachtens hat das Niedrigzinsumfeld nicht dazu geführt, dass sich Carry-Trades in den G10-Staaten als Währungsstrategie etabliert haben. Darüber hinaus gibt es nach wie vor hohe Währungsschwankungen, weshalb Carry-Trades kein überzeugendes Risiko-/Rendite-Profil bieten – denn der „Carry“ hat seinen Preis.
Von nur fünf Währungen mit positivem Carry hat lediglich der australische Dollar in den vergangenen sechs Monaten eine positive Gesamtrendite erzielt. Der japanische Yen dürfte jedoch nach wie vor als Finanzierungswährung dienen, denn wir gehen davon aus, dass die Bank of Japan ihr Programm der quantitativen und qualitativen Lockerung im Jahr 2017 expansiv fortsetzen wird. Entsprechend sind wir der Ansicht, dass die laufenden Anreize der japanischen Zentralbank dafür sorgen werden, dass die Renditen niedrig bleiben und inländische Gelder auf der Jagd nach Rendite gezwungenermaßen ins Ausland fließen. Diese Kapitalabflüsse werden den japanischen Yen letztendlich nach unten treiben – aber erst nach einer gewissen Aufwertung im zweiten und dritten Quartal 2017.
Momentum-Strategie ohne Überzeugungskraft
Da die Volatilität auf den Devisenmärkten trotz einer gewissen Mäßigung nach wie vor historisch hoch ist, fehlt der Momentum-Strategie eine überzeugende Grundlage. Die Volatilität auf dem Währungsmarkt hat zwar nachgelassen, jedoch nicht in dem Ausmaß, das man erwarten würde, wenn man sich die Entwicklung auf anderen Märkten, wie den Aktien- oder Rohstoffmärkten, anschaut. Daher überrascht es nicht, dass nur wenige G10-Währungen in unserer Heatmap starke Indikatoren für eine MomentumStrategie aufweisen. Da die politische Unsicherheit langsam abklingt, insbesondere in der Eurozone, könnte die Volatilität jedoch weiter zurückgehen. Wir rechnen damit, dass dies 2017 der Fall sein wird, und die Anleger ihren Fokus dann erneut auf die Politik der Zentralbank richten.
Drosselung und Straffung
Eine Drosselung ist nicht dasselbe wie eine Straffung (bei der die Zinssätze angehoben werden). Der gegenwärtige Aufschwung hält zwar seit vielen Jahren an, aber da sich diese Entwicklung schrittweise vollzieht, waren die geldpolitischen Entscheidungsträger nicht dazu gezwungen, die Zinsen aggressiv zu erhöhen. In den G10-Staaten hat bislang nur die US-Notenbank die Zinsen angehoben. Wir gehen davon aus, dass die Bank of England nachzieht und die Zinsen 2017 erhöhen wird. Sie dürfte jedoch nicht ihre bilanziellen Konjunkturanreize aus der Volkswirtschaft abziehen.
Die Inflation kletterte im Februar auf 2,3 Prozent und damit auf das höchste Niveau, das in Großbritannien seit September 2013 verzeichnet wurde (sowie über die Zielvorgabe der BOE). Deshalb erwarten wir, dass die Zentralbank die Zinssenkung rückgängig machen wird, die sie aufgrund des Brexit im dritten Quartal 2016 vorgenommen hat. Mit dieser weiteren geldpolitischen Lockerung sollte die britische Volkswirtschaft vor den Folgen des Brexit geschützt werden – die sich bislang jedoch noch nicht bemerkbar gemacht haben. Folglich gehen wir davon aus, dass das Pfund Sterling davon profitiert, wenn die Renditedifferenzen im Zuge der Zinserhöhungen der BOE kleiner werden, insbesondere deshalb, weil sich der Rückgang des Pfund Sterling im zweiten Halbjahr 2017 nicht mehr so stark auf die Preise auswirken wird. Das Pfund Sterling ist nach wie vor die am stärksten unterbewertete Währung der G10-Nationen. Darüber hinaus sind die Anleger so pessimistisch positioniert wie noch nie, und da sich das Pfund Sterling seinem gleitenden 200-TageDurchschnitt nähert, könnte die Währung eine Aufwertung erfahren, wenn Short-Positionen aufgelöst werden.
Niedrige Realzinsen setzen US-Dollar unter Druck
Der US-Dollar bewegt sich allmählich wieder im Einklang mit fundamentalen Renditedifferenzen. Der US-Dollar-Index dürfte mit einem Wert von unter 100 wieder auf festeren Füßen stehen. Die geringen Unterschiede bei den Realrenditen werden jedoch dafür sorgen, dass die Währung schwach bleibt. Aufgrund des steigenden Inflationsdrucks dürfte die USNotenbank im späteren Jahresverlauf dazu gezwungen sein, eine restriktivere Rhetorik und Vorgehensweise zu verfolgen. Wenn die US-Notenbank eine straffere Geldpolitik betreibt, als dies der Markt erwartet, wird der US-Dollar bis zum Jahresende 2017 wieder den Boden wettmachen, den er im ersten Halbjahr verloren hatte.
Bis dahin rechnen wir damit, dass der Euro zu den größten Nutznießern gehört, wenn die EZB geldpolitisch eine neutralere Haltung einnimmt. Ohne drohende Deflation gibt es kaum Bedarf für weitere Anreize. Die Inflation hat ihren höchsten Stand seit Januar 2013 erreicht. Präsident Draghi ließ verlauten, dass „im Hinblick auf weitere Maßnahmen keine Dringlichkeit geboten ist“. Bei einer Verringerung der Geldmenge (Abbau der Anreize) dürfte sich der Euro in den kommenden Monaten wieder auf 1,10 erhöhen.

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