31.10.2012 10:53:59

Börse Stuttgart legt EUWAX-Gold auf: Käufer können sich Barren kostenlos liefern lassen

Kiel (www.fondscheck.de) - Die ersten Barren sind eingelagert: Ende September hat die Börse Stuttgart Securities GmbH ohne großes Aufsehen ein neues Wertpapier für Privatanleger emittiert, das den Preis eines 100 Gramm schweren Goldbarrens in Euro abbildet, so die Experten vom "ZertifikateAnleger".

Das so genannte EUWAX-Gold (ISIN DE000EWG0LD1/ WKN EWG0LD) verbriefe den Anspruch auf Lieferung des Edelmetalls und werde vollständig vom Emittenten mit Gold unterlegt. Vier Wochen nach dem Start habe die Börse Stuttgart bereits rund 51 Kilogramm platzieren können - Gold im Gegenwert von mehr als 2,1 Millionen Euro. Würden sich die Hoffnungen der Herausgeber erfüllen, könnte es bis zum Jahresende die zehnfache Menge sein.

"Mit dem EUWAX-Gold gehen wir konsequent auf die Bedürfnisse privater Anleger ein, die gerade in der andauernden Staatsschuldenkrise an Investmentmöglichkeiten in Gold interessiert sind", sage Christoph Lammersdorf, Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Stuttgart. Es gehe um Marktanteile in einem offenbar lukrativen Segment: Gold auf Platz eins, Gold auf Platz zwei und auch auf Platz drei - die Umsatzstatistik bei den so genannten Exchange Traded Commodities (ETCs) in Deutschland zeige überdeutlich, welcher Basiswert in diesem Handelssegment dominiere.

ETCs sollten Privatanlegern einen einfachen Weg bieten, um an der Entwicklung auf Rohstoffmärkten teilzuhaben. Gold-ETCs würden in Deutschland derzeit gut eine Handvoll Anbieter verkaufen. Die größten Umsätze habe zuletzt das Xetra-Gold von Deutscher Börse Commodities erzielt. Dem Platzhirschen erwachse nun ein neuer Konkurrent. Die größere Auswahl freue Anleger. Doch worin würden sich EUWAX- und Xetra-Gold unterscheiden?

Bei beiden Produkten handle es sich juristisch um Inhaberschuldverschreibungen. Damit trage der Anleger neben dem Kurs prinzipiell auch das Emittentenrisiko. Um letzteres zu umgehen, seien beide Wertpapiere mit Gold hinterlegt. Die Börse Stuttgart lagere 100 Prozent des Gegenwertes in Gold beim Partner Prosegur ein. Das Xetra-Gold sei zu 95 Prozent durch Barren in den Tresoren von Clearstream gedeckt. Die restlichen fünf Prozent seien Lieferansprüche gegen die Umicore AG in Hanau.

Käme es bei einem der beiden Emittenten zur Insolvenz, habe der Besitzer der jeweiligen Schuldverschreibung als Gläubiger ein - wie es heiße - nachrangiges Recht auf das Vermögen des Emittenten. Da sowohl die Deutsche Börse Commodities als auch die Börse Stuttgart Securities GmbH einzig mit dem Ziel des Edelmetallhandels gegründet worden seien, solle die physische Hinterlegung die Ansprüche komplett decken können.

Beide Wertpapiere würden dem Käufer das Recht auf Lieferung von Gold verbriefen. Ob er dieses Recht nutze, bleibe ihm überlassen. Die Börse Stuttgart bewerbe ihr neues Wertpapier als "ersten börsengehandelten Goldbarren", da sich dessen Preis am Weltmarktpreis eines Kleinbarrens von 100 Gramm Gold orientiere. Das heiße, für den Gegenwert von einem 100-Gramm-Goldbarren würden Anleger 100 Wertpapiere benötigen. Das sei für eine mögliche Lieferung wichtig, denn diese erfolge ausschließlich in 100-Gramm Barren oder ganzen Vielfachen davon.

Xetra-Gold bilde ebenso den Goldpreis pro Gramm ab. Eine Lieferung könne bereits ab einem Gramm beantragt werden. Der Anleger habe je nach Höhe der Einlage die Wahl zwischen Kleinbarren (ein Gramm bis ein Kilogramm) und Standardbarren (10,9 Kilogramm bis 13,3 Kilogramm).

Hierin liege ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Produkten. Die Börse Stuttgart erhebe für die Lieferung von EUWAX-Gold innerhalb Deutschlands keine Gebühren. Nur, wenn der Käufer den Liefertermin unvermittelt platzen lasse, müsse er für den zweiten Lieferversuch zahlen. Der Antrag zur Auslieferung werde über die Depot führende Bank gestellt. Käufer könnten sich das Gold beispielsweise nach Hause bringen lassen oder zum Bankschließfach.

Die Antragstellung sei bei Xetra-Gold vergleichbar. Allerdings: Die Kosten der Lieferung - zum Beispiel für Formung, Verpackung, Versand und Transportversicherung - würden dem Anleger in Rechnung gestellt. Bei einem Barren zu einem Kilogramm seien das als Richtwert knapp 300 Euro, die Höhe könne jedoch variieren.

Management- und Verwahrungskosten würden beim EUWAX-Gold nicht anfallen. Beim Xetra-Gold erhebe der Emittent monatlich eine Gebühr in Höhe von 0,025 Prozent von der Depot führenden Bank.

Ein Gramm Xetra-Gold sei heute für 42,56 Euro zu haben gewesen. Der Ankaufskurs habe nur minimal darüber gelegen: Die Geld-Brief-Spanne (Spread) habe lediglich 0,02 Prozent betragen. Das Gramm EUWAX-Gold habe heute 43,25 Euro gekostet und sei damit um rund 1,6 Prozent teurer als das Xetra-Gold gewesen. Zurückgekauft habe die Börse Stuttgart die Schuldverschreibung zu 43 Euro. Der Spread habe damit 0,581 Prozent betragen. In Punkto Geld-Brief-Spanne schneide der Newcomer also deutlich schlechter ab.

Die unterschiedlichen Bedingungen würden deutlich machen: Die potenzielle Auslieferung sei beim EUWAX-Gold offenbar mehr als nur der Sonderfall. "EUWAX Gold richtet sich vor allem an Anleger, die Positionen in Gold als langfristiges Investment sehen und mit dem Gedanken spielen, sich Gold auch ausliefern zu lassen", sage Rupertus Rothenhäuser, Leiter des Bereichs Sales & Marketing bei der Börse Stuttgart.

Damit werde das neue ETC auch zur Alternative für den Direktkauf von Gold. Händler wie Proaurum oder Degussa würden den Versand von Goldbarren an Privatanleger anbieten. Der 100-Gramm-Kleinbarren habe heute bei Proaurum 4.322 Euro zuzüglich Versandkosten von 19 Euro gekostet. Doch auch beim Handel mit realem Gold sei der Spread eine entscheidende Größe. Dieser könne mit der Menge des Goldes variieren und vor allem deutlich über dem Spread der ETCs liegen.

Anleger, die Goldbarren oder Münzen erwerben würden, sollten die Gebühren für die Verwahrung zum Beispiel bei der Hausbank beachten. Diese würden sich summieren, je länger das Edelmetall gehalten werde.

Wer noch unschlüssig sei, ob er Gold tatsächlich als Barren im Tresor haben möchte, könnte den Vorteil des EUWAX-Goldes schätzen: Anleger würden zunächst nur das Recht auf Lieferung erwerben. Verwaltungs- oder Lagergebühren würden damit nicht anfallen. Würden Käufer die Option in Anspruch nehmen, würden sie für die Lieferung nicht extra zahlen. Nachteilig seien im Vergleich zum Xetra-Gold der höhere Spread und möglicherweise die vorgegebene Stückelung. Auch Xetra-Gold könne man sich liefern lassen, allerdings zu höheren Kosten. (Ausgabe 22 vom 30.10.2012) (31.10.2012/fc/a/f)

Fondsfinder

Fondsname:
Fondsgesellschaft:
Fondsart:
 
Ausgabeaufschlag:
Mindestalter:
Währung:
Jahresperformance:
Volumen:
Sortieren nach:
Suchen