Risikobegrenzung |
09.03.2013 15:00:00
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Aktienfonds und der richtige Mix gegen Abstürze
Es ist ein unbarmherziger mathematischer Fakt: Wer als Anleger im Abschwung 50 Prozent verliert, muss im nächsten Aufschwung 100 Prozent gewinnen, um wenigstens wieder bei null zu sein. Auch Fondsmanager kennen diese einfache Rechnung. Und sie würden sicher Folgendes unterschreiben: Wer langfristig besser sein will als der breite Markt, sollte in Abschwungphasen nicht zu viel verlieren. Denn große Verluste sind nur schwer wieder aufzuholen.
Soweit die Theorie. In der Praxis schaffen es allerdings die meisten Profis nicht, die Verlustrisiken zu minimieren. So kommt die unabhängige Ratingagentur Scope in einer aktuellen Analyse zu dem ernüchternden Ergebnis: Bei zahlreichen Fonds hat das Risikomanagement in den vergangenen Jahren versagt. Die Berliner untersuchten, wie die in Deutschland zugelassenen Fonds der Kategorie „Aktien Global“ und „Aktien Europa“ in den zurückliegenden drei und fünf Jahren abgeschnitten haben. Insgesamt nahmen sie 665 Produkte unter die Lupe. Stichtag war der 31. Jänner.
Das Ergebnis: Knapp 75 Prozent der weltweit anlegenden Aktienfonds weisen in den vergangenen drei Jahren einen höheren maximalen Verlust aus als ihr Vergleichsindex MSCI World. Im Fünf-Jahres-Zeitraum waren es immerhin knapp zwei Drittel der Fonds. Ähnlich fiel das Resultat bei Aktienportfolios mit Schwerpunkt Europa aus: Dort erzielten über drei Jahre rund 70 Prozent und über fünf Jahre knapp 49 Prozent der Fonds einen maximalen Verlust, der höher war als der des Vergleichsindex MSCI Europa.
Die Defensivschwächen der Aktienportfolios bleiben nicht ohne Folge für die Rendite: Nur 10,6 Prozent der globalen Fonds konnten über fünf Jahre ihre Benchmark schlagen, über drei Jahre waren es sogar nur magere 5,9 Prozent. Eine bessere, wenngleich nicht glorreiche Erfolgsquote haben europäische Aktienfonds: 28 Prozent (über fünf Jahre) bzw. 22,8 Prozent (über drei Jahre) schafften eine Mehrrendite gegenüber ihrem Vergleichsindex.
Das schwache Abschneiden der meisten Fonds wirft die grundsätzliche Frage auf, inwieweit die Mehrzahl der Fondsmanager die Gebühren wert ist, die Anleger für ihre Dienste bezahlen. Denn das sollte schließlich der Nutzen eines aktiv gemanagten Fonds sein: besser zu sein als der breite Markt, dessen Wertentwicklung sich Anleger heutzutage kostengünstig via Indexfonds ins Depot holen können.
Stabil dank starker Marken
Zum Glück zeigt die Scope-Analyse neben viel Schatten auch die Lichtblicke der Fondsbranche: Aktienportfolios, die in der Vergangenheit große Abstürze vermieden und eine ordentliche Mehrrendite erzielt haben. Bei den globalen Produkten sticht deutlich der Morgan Stanley Global Brands hervor. Er schaffte über fünf Jahre ein Plus von mehr als 57 Prozent, während der MSCI World lediglich um gut 20 Prozent zulegen konnte. Über drei Jahre gehört er ebenfalls zu den Top-Fünf-Fonds.
Damit korrespondiert, dass das Portfolio auch im Hinblick auf den maximalen Verlust über beide Zeiträume jeweils zu den besten zehn Prozent der Vergleichsgruppe zählt. Diese starke und stabile Wertentwicklung ist auch dem Anlagefokus des Fonds zu verdanken: Der Global Brands investiert weltweit in Unternehmen, die über etablierte und starke Markennamen verfügen und damit auch in Krisenzeiten Preissetzungsmacht besitzen. Im Portfolio sind zu 70 Prozent Konsumgüterhersteller wie Nestlé, Unilever oder British American Tobacco. Mit diesen defensiven Titeln steuerte der Fonds exzellent durch die Marktturbulenzen der vergangenen Jahre.
„Konsumwerte sind gut gelaufen, aber das ist keine Garantie für die Zukunft“, sagt Sasa Perovic, der die Scope-Analyse erarbeitet hat. Vorsichtige Anleger sollten ihr Augenmerk daher eher auf Fonds richten, die explizites Risikomanagement betreiben. Darunter fällt zum Beispiel der Europa-Aktienfonds Invesco Pan European Structured Equity. Er schaffte über die vergangenen fünf Jahre ein Plus von knapp 34 Prozent, während der MSCI Europe nur um 6,6 Prozent zulegen konnte. Und während der breite Index einen Rückschlag von 45 Prozent in dieser Zeit erfuhr, waren es beim Invesco-Fonds lediglich 30 Prozent. Auch in der Drei-Jahres-Betrachtung belegt der Fonds einen Spitzenplatz in puncto Ertrag und Risikokontrolle.
Hinter dem Erfolg steckt die Erkenntnis der Fondsmanager Michael Fraikin und Thorsten Paarmann, dass schwankungsstarke Aktien keinen Mehrwert bringen, egal wie man sie gewichtet. Also suchen die beiden jene europäischen Titel, die weniger schwanken als der Gesamtmarkt. Wie attraktiv eine Aktie ist, bestimmen sie mit Risiko- und Ertragsprognosen, die auf einem computergestützten Modell gründen.
Mit seinem strukturierten Vorgehen zählt der Fonds zu jener Gruppe, die bei einem Investment zunächst das Risiko betrachtet und erst im zweiten Schritt auf den Ertrag abzielt. „Die Schlacht bei Fonds wird zunehmend auf der Risikoseite geführt“, sagt Scope-Analyst Perovic. Denn bis große Verluste wieder aufgeholt sind, haben sich vielleicht schon zahlreiche Anleger aus einem Fonds verabschiedet.
Investor-Info
Top-Fonds
Die besten Verlustbegrenzer
Die Tabelle listet globale und europäische Aktienfonds mit der besten Wertentwicklung über die vergangenen fünf Jahre auf, die gleichzeitig in puncto Verlustbegrenzung zu den besten zehn bis 20 Prozent der Vergleichsgruppe gehören.
Invesco Pan European Structured Equity
Stabile Wertentwicklung
Im Invesco-Fonds stecken rund 30 Jahre Entwicklungsarbeit. Mittels eines systematischen, computergestützen Ansatzes suchen die Fondsmanager nach attraktiven europäischen Aktien mit einem unterdurchschnittlichen Marktrisiko, sprich einer geringeren Schwankungsbreite als der Gesamtmarkt. Indexschwergewichte sind daher oft nicht im Portfolio vertreten. In Abschwungphasen verliert der Fonds daher weniger als die Konkurrenz. So kann er auch den MSCI Europe deutlich hinter sich lassen und trägt seit Ende 2012 zu Recht die FondsNote 1.
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