Devisen-Trader-Kolumne 18.10.2016 11:13:54

USD/JPY: Was für eine Wende nach oben spricht!

Kolumne

Der Wechselkurs des US-Dollars zum Yen fiel seit Anfang Januar zeitweise um 17 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende 2013, auch der Euro gab zum Yen um etwa 15 Prozent nach. Am Devisenmarkt sind das bedeutende Kursbewegungen! Dabei schien noch Ende 2015 alles klar: Die US-Notenbank erhöht langsam den Leitzins und die Bank of Japan tritt weiter aufs geldpolitische Gaspedal. In der Logik der Wechselkurse bedeutet das Aufwertungsdruck auf den Dollar, da dieser durch die höheren Zinsen für Anleger - relativ - attraktiver wird.

Trendumkehr bei USD/JPY?

Doch es kam anders: Die US-Notenbank erhöhte den Leitzins nach der ersten Anhebung im Dezember 2015 nicht weiter, nicht zuletzt wegen der vielen Krisen, von denen die Weltwirtschaft gebeutelt wurde (Ölpreisabsturz, China-Turbulenzen, Brexit). In Japan auf der anderen Seite wurden die Grenzen der expansiven Geldpolitik sichtbar: Der zu Anfang 2016 ins Negative abgesenkte Leitzins kann nicht weiter reduziert werden und auch die Anleihekäufe stoßen wie in Europa an ihre Grenzen, denn die Bank of Japan beherrscht bereits jetzt 43% des japanischen Anleihemarktes. Die zu Jahresbeginn bestehenden Erwartungen verkehrten sich folglich teilweise ins Gegenteil. Gerade für viele Hedge-Fonds war dies die Einladung auf eine Aufwertung des Yens zu setzen. Und was kommt jetzt, wird der Yen noch stärker? Ich denke nicht. Im Gegenteil: Es besteht auch mittelfristig die Chance auf eine Trendumkehr und einen Anstieg von USD/JPY und EUR/JPY. Denn die grundsätzliche Differenz zwischen einer US-Notenbank, die an Zinserhöhungen denkt, und einer noch für Jahre der extrem expansiven Geldpolitik verschriebenen Bank of Japan bleibt bestehen.

Die Charttechnik

Nach dem Brexit-Votum der Briten im Juni ist die Nachfrage nach Yen als sicherem Anlagehafen nochmals gestiegen. USD/JPY erlebte nach dem Bruch der Unterstützung bei 106,30 JPY einen weiteren Abwärtsschub bis zur runden Marke bei 100,00 JPY. Diese Marke wurde in den letzten Monaten mehrfach als Unterstützung bestätigt. Mehr als eine Bodenbildung ist das aber noch nicht, zu stark war die Abwärtsbewegung seit Jahresbeginn. Erst ein Anstieg über die Widerstandszone zwischen 105,50 und 106,50 JPY würde mittelfristig die Tür zu einer weiteren Kurserholung öffnen.

Der Autor erklärt, dass weder er noch eine mit ihm verbundene Person im Besitz von in der Analyse erwähnten Finanzinstrumenten ist und dass keinerlei Interessenkonflikt besteht.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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