Gefahren des Web3 27.12.2022 20:47:00

Molly White: Der Fall FTX ist nichts Ausgewöhnliches am Kryptomarkt

Molly White: Der Fall FTX ist nichts Ausgewöhnliches am Kryptomarkt

• Gefahren des Web3 liegen in der Technologie
• FTX-Debakel keine Ausnahme, sondern die Regel
• Molly White als einflussreichste Kritikerin von Bitcoin und Co.

Die US-Amerikanische Softwareentwicklerin Molly White hat Web3 in den Medien bereits mehrfach als leeres Versprechen bezeichnet, das vorgebe das Finanzwesen zu revolutionieren. Eine Zukunft zu versprechen, ohne eine Gegenwart anzubieten, sei allerdings wie "Schecks ausstellen, die man nicht einlösen kann, und dass in der Zwischenzeit eine Menge Leute den Kopf hinhalten müssen", schreibt sie in einem Essay.

Die Gefahren des Web3 sieht die Kritikerin vor allem in der missbräuchlichen Nutzung der Technologie - sowohl bezogen auf kriminelle Transaktionen als auch den Schutz der Privatsphäre bereits getätigter Überweisungen auf der Blockchain, die jederzeit von jedem eingesehen werden könnten.

In einem Essay auf ihrer Website beschreibt Molly White, wie sie sich dem Web3 angenähert hat und immer wieder feststellen musste, dass dort Versprechen und Realität meilenweit auseinanderklafften: Völlig unkritisches Marketing aalglatter Manager; Web3-Verlage, die den Zugang zu Lehrbüchern einschränken, um von den Kunden mehr Geld zu verlangen; NFT-Plattformen, die sich auf die Fahnen schreiben, die Künstler fair zu entlohnen, aber in Wirklichkeit gestohlene Kunstwerke ebendieser Künstler verkaufen oder volatile Stablecoins. All diese Fälle dokumentiert White in ihrem ständig aktualisierten "Grift-Counter".

FTX-Pleite veranschaulicht Gefahren im Krypto-Sektor

Daher verwundert es nicht, wenn die bekannte Krypto-Skeptikerin, die sich selbst auf ihrer Homepage als "absoluten Alptraum" bezeichnet, nun das Debakel FTX-Insolvenz gegenüber CoinDesk weniger als "Anomalie" als vielmehr als "illustrativ" für den Krypto-Sektor bezeichnet. Anders ausgedrückt: FTX sei nicht die Ausnahme, sondern bestätige die Regel. Im Interview sagte die langjährige Wikipedia-Autorin, sie wolle mit ihrer Arbeit nicht die Zukunft der Krypto-Branche zerstören. Diese Kritik käme lediglich von Krypto-Investoren oder Firmenfürsprechern, die selbst Geld verlören, wenn ihre Krypto-Projekte scheiterten.

"Und Projekte, die versprachen, Sicherheit und Renditen für die Krypto-Bestände der Menschen zu bieten, wurden in einer Reihe von kaskadenartigen Fehlschlägen zerstört, die dazu führten, dass die Gelder der Menschen, die sie dringend brauchten, entweder komplett verschwunden oder gesperrt waren, während das Konkursverfahren lief", sagte Molly White in einer mit "Is Web3 Bullshit?" überschriebenen Rede auf dem Web Summit in Lissabon.

Einfluss in der Krypto-Branche

Die Zeitschrift CoinDesk hat wie in jedem Jahr seit 2014 eine Liste mit den 50 einflussreichsten Persönlichkeiten in der Krypto-Branche veröffentlicht: Die weltweit bekannte Krypto-Kritikerin landet auf Platz drei der "Most Influential 2022" - mit der Begründung, dass sie 2022 mehr recht als unrecht hatte.

Redaktion finanzen.at

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