Japanischer Yen - Ethereum - Kurs (JPY - ETH)
Rechtsstreit |
01.10.2022 23:20:00
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Gerichtsverfahren wegen Bankbetrug und Geldwäsche: Richterin fordert Einsicht in Bilanzen von Tether
• Richterin fordert Einsicht in Bilanzen
• Tether zeigt sich zu Kooperation bereit
Ist Tether wirklich durch Reserven gesichert?
Tether (USDT) ist die nach Marktkapitalisierung gewichtet drittgrößte Kryptowährung und folgt damit auf Bitcoin und Ether. Im Gegensatz zu den beiden Krypto-Größen handelt es sich bei Tether allerdings um einen Stablecoin, der an den US-Dollar gekoppelt ist. Dies bedeutet, dass die Reserven von Tether Limited, dem Unternehmen hinter dem Coin, einen stabilen Kurs von einem Tether zu einem US-Dollar garantieren. Ob dies aber tatsächlich der Realität entspricht, wurde zuletzt immer wieder angezweifelt. Der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge steht Tether immer wieder in der Kritik, nicht über ausreichend Vermögenswerte zu verfügen, um den Wechselkurs im Verhältnis 1:1 aufrecht zu erhalten. Bei einer derzeitigen Menge von knapp 68 Milliarden USDT-Token müsste das Unternehmen dahinter also über Reserven im Höhe von etwa 68 Milliarden US-Dollar verfügen. Zwar zeigt sich Tether auf seinem Webauftritt transparent und listet das gesamte Vermögen sowie alle Verbindlichkeiten auf, die Echtheit dieser Belege werden jedoch immer wieder angezweifelt.
Tether soll Bitcoinkurs aufgebläht haben
Die Probleme bei Tether sind jedoch deutlich weitreichender: Bereits 2019 wurde das Unternehmen gemeinsam mit der Kryptobörse und Schwester Bitfinex verklagt. So sollen beide Manipulation am Kryptomarkt betrieben haben, wie es in der in New York eingereichten Klageschrift heißt. "Die von Tether, Bitfinex, Crypto Capital und ihren Führungskräften begangenen Straftaten umfassen Bankbetrug, Geldwäsche, monetäre Transaktionen aus spezifizierten ungesetzlichen Aktivitäten, das Betreiben eines nicht lizenzierten Geldübermittlungsgeschäfts und Betrug per Überweisung", ist dort zu lesen. Die Kläger David Leibowitz, Benjamin Leibowitz, Jason Leibowitz, Aaron Leibowitz und Pinchas Goldshtein sprachen von einem Gesamtschaden in Höhe von einer Billion US-Dollar.
So sollen die Unternehmen einerseits fälschlicherweise behauptet haben, dass der USDT eins zu eins durch Reserven in US-Dollar gedeckt ist, andererseits soll Bitfinex den Tether-Coin verwendet haben, um in den damals schwächeren Bitcoin zu investieren, was den Preis des Krypto-Urgesteins künstlich aufgebläht habe.
Vorlage von wichtigen Finanzdokumenten angeordnet
Nun kommt Bewegung in den Fall: Am 19. September 2022 forderte Richterin Katherine Polk Failla vom Bezirksgericht der Vereinigten Staaten für den südlichen Bezirk von New York die Vorlage von zahlreichen Dokumenten von Tether, darunter Hauptbücher, Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen sowie Cash-Flow-Rechnungen. Auch Informationen, die den Handel oder die Übertragung von Kryptowährungen durch Tether bescheinigen, wurden angefordert, wie aus einem Schreiben hervorgeht. Darüber hinaus soll Tether Details über Konten bei Bitfinex sowie den Mitbewerbern Poloniex und Bittrex offenlegen.
Vorgehen "unglaublich übertrieben" und "unangemessen belastend"
CoinDesk zufolge wollten die Anwälte von Tether die Herausgabe zunächst blockieren und sprachen von "unglaublich übertriebenen" und "unangemessen belastenden" Maßnahmen, Failla hält die Dokumente aber für entscheidend, um die Reserven des Unternehmens zu beurteilen: "Die in den Transaktionsausschreibungen angeforderten Dokumente scheinen sich auf einen der Hauptvorwürfe der Kläger zu beziehen: dass die B/T-Beklagten Cyptocommodities-Transaktionen mit ungedeckten USDT durchgeführt haben und dass diese Transaktionen ‚strategisch geplant waren, um den Markt aufzublähen‘."
Tether will nun doch kooperieren
Mittlerweile hat auch Tether selbst offenbar eingesehen, dass an der richterlichen Anordnung kein Weg vorbeiführt. "Die Anordnung, die […] in dem Fall mit dem Titel ‚In Re Tether and Bitfinex Crypto Asset Litigation‘ erlassen wurde, ist eine routinemäßige Offenlegungsanordnung und untermauert in keiner Weise die unbegründeten Ansprüche der Kläger", heißt es in einer Pressemitteilung von Seiten Tethers. "Wir hatten uns bereits bereit erklärt, Dokumente vorzulegen, die ausreichen, um die Reserven von USDT zu belegen, und dieser Streit betraf lediglich den Umfang der vorzulegenden Dokumente." So arbeite man "wie immer" mit den Behörden zusammen, um den Rechtsstreit zeitnah zu beenden.
Weitere Klage zur Einsicht in Dokumente
Wie CoinDesk weiter berichtet, läuft derzeit eine weitere Klage im Zusammenhang mit Tether und Informationen zu den US-Dollar-Reserven des USDT-Token. So hat iFinex, das Mutterunternehmen von Tether und Bitfinex, im August 2021 beim Obersten Gerichtshof des Bundesstaates New York eine Petition eingereicht, die verhindern soll, dass das Krypto-Portal auf Dokumente der Generalstaatsanwaltschaft von New York (NYAG) Zugriff hat, welche Aufschluss über Tethers Barmittel geben könnten. Die Nachrichtenseite berichtete in der Vergangenheit immer wieder über Tethers Barreserven und forderte dazu Details an - offenbar sehr zum Missfallen des Token-Betreibers. Im Januar 2022 reagierte das Portal und schloss sich dem Gerichtsverfahren zwischen der Generalstaatsanwaltschaft und Tether an. "Das öffentliche Interesse an der Offenlegung der angeforderten Informationen überwiegt bei weitem jedes private Interesse, das [Tether] haben könnte", schrieben die Verantwortlichen von CoinDesk in einem Memorandum, das dem Gericht vorgelegt wurde.
Tether reagiert auf "Falschinformationen" des Wall Street Journal
Darüber hinaus schoss Tether Ende August auch gegen einen Artikel des Wall Street Journal, der sich ebenfalls mit den angeblichen Reservemitteln des Unternehmens beschäftigte. "Am 25. August überstiegen die gemeldeten Vermögenswerte in Höhe von 67,7 Mrd. USD die Verbindlichkeiten in Höhe von 67,5 Mrd. USD nur um 191 Mio. USD, wie auf der Website des Unternehmens zu lesen ist", schrieb das Medium dazu am 27. August 2022. "Das bedeutet, dass ein Rückgang der Aktiva um 0,3 % Tether technisch insolvent machen könnte - eine Entwicklung, die nach Ansicht von Skeptikern das Vertrauen der Anleger erschüttern und zu einem Anstieg der Rückzahlungen führen könnte." Dies scheint Tether jedoch nicht gepasst zu haben. In einem Blogartikel reagierten die Verwalter der Token prompt und bezeichneten die Einschätzung des Wall Street Journal als "Falschinformation". "Die Annahme, dass unser Geschäft unrentabel ist, ist falsch", hieß es von Seiten des Unternehmens. "Laut unserem Bericht über die konsolidierten Reserven hat Tether nie Eigenkapital ausgewiesen, obwohl es seit mehreren Jahren profitabel ist. Derselbe Bericht wurde von wichtigen Interessengruppen als angemessen erachtet und von der NYAG akzeptiert." So wolle das Blatt die Arbeit Tethers diskreditieren, die zu einer "transparenten und ehrlichen Kommunikation mit der Öffentlichkeit" beigetragen habe.
Redaktion finanzen.at
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