Devisen-Trader-Kolumne 22.12.2015 10:32:18

EUR/CHF: Die Schweizer Notenbank will den Franken schwächen! Gelingt das?

Kolumne

Der Euro reagierte daraufhin mit einem Kursanstieg und nicht mit dem befürchteten Ausverkauf. Der Wechselkurs zum Franken blieb relativ stabil. Die SNB war daher nicht gezwungen bei ihrer eigenen Sitzung am 10. Dezember nachzulegen und den Leitzins weiter in den negativen Bereich zu senken, um eine Aufwertung des Franken zu verhindern. Mit minus 0,75 Prozent auf Sichteinlagen hat die Schweiz ohnehin bereits jetzt weltweit das niedrigste Zinsniveau.

Mit Devisenmarktinterventionen gegen eine Aufwertung des Franken

Aber die Negativzinsen haben sich seit dem "Frankenschock" im Januar als probates Mittel zur Stabilisierung des Wechselkurses bewährt. Das Parken von "Hot Money" in der Schweiz und eine dadurch ausgelöste weitere Aufwertung konnten verhindert werden. Auch nutzt die SNB den Aufkauf von Devisen - wirft also praktisch Franken auf den Markt, um eine Aufwertung zu verhindern. Die Interventionen am Devisenmarkt entsprechen in ihrer Wirkung den Anleihekäufen der EZB. Die SNB kann trotz aller Kritik diese Maßnahmen rechtfertigen, denn nicht nur die Notenbanker selbst, die meisten Devisenexperten sehen den Franken auf diesem Niveau als überbewertet an. Dazu kommt, dass der starke Franken den Schweizer Unternehmen arg zu schaffen macht. Die Wirtschaft dürfte 2016 mit 1,0 Prozent wachsen - das ist weniger als die Eurozone (+1,6%).

Fazit

EUR/CHF gab nach der EZB-Sitzung Anfang Dezember etwas nach, blieb aber im Intervall zwischen 1,0750 und 1,1000 CHF. Damit scheint auch die Schweizerische Notenbank zufrieden, die vermutlich in turbulenten Phasen auch einen etwas tieferen Wechselkurs akzeptieren würde. Mittelfristig will die SNB aber einen schwächeren Franken - und das wird gelingen. EUR/CHF dürfte in den nächsten Monaten einen neuen Angriff auf den Widerstand bei 1,1000 CHF unternehmen.

Der Autor erklärt, dass weder er noch eine mit ihm verbundene Person im Besitz von in der Analyse erwähnten Finanzinstrumenten ist und dass keinerlei Interessenkonflikt besteht.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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