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Volatilitätsabsicherung? |
04.07.2021 16:52:00
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Absturz des Titanium-Tokens mit Folgen: Strengere Regulierung für Stablecoins?
• Tether wegen Falschaussagen im Visier der Behörden
• Forderungen nach stärkerer Regulierung
Stablescoins als Absicherung gegen Kursstürze
Wer in Kryptowährungen investiert, muss in der Regel mit starken Kursschwankungen rechnen. Allen voran das Krypto-Urgestein Bitcoin war zuletzt immer wieder von einer hohen Volatilität geprägt und fiel innerhalb von drei Monaten von seinem Rekordhoch bei mehr als 64.000 US-Dollar im April auf unter 30.000 US-Dollar in diesem Monat. Mittlerweile konnte sich die nach Marktanteil größte Kryptowährung wieder oberhalb der 36.000er-Marke einpendeln. Weniger Volatilität soll hingegen durch Stablecoins erreicht werden. Dabei handelt es sich ebenfalls um Internetwährungen, deren Preis hingegen an eine nationale Währung oder einen Währungskorb geknüpft ist. So wird etwa Tether im Verhältnis eins zu eins zum US-Dollar gehandelt.
Titanium-Crash reißt Stablecoin mit sich
Dass eine Investition in Stablecoins Anleger dennoch nicht vor Verlusten schützt, zeigten die jüngsten Entwicklungen um die Kryptowährung Titanium. Die verhältnismäßig kleine Cyberdevise stürzte kürzlich von mehr als 60 auf fast null US-Dollar ab. Zwar handelt es sich bei Titanium nicht um einen Stablecoin, bei IRON hingegen schon. Einen Teil seiner Sicherheiten hat IRON in Titanium angelegt, weswegen es auch hier zu Kurseinbrüchen kam. "Wir haben den ersten Banken-Run der Krypto-Geschichte erlebt", kommentieren die Entwickler des Stablecoins die jüngsten Geschehnisse auf ihrem Internetauftritt.
Tether im Kreuzfeuer der Behörden
"2017 waren die Stablecoins noch klein. Doch heute sind sie ein wichtiger Teil des Krypto-Ecosystems", zitiert die Deutsche Welle den Blockchain-Experten Joseph Edwards. So liegt Tether etwa mit einer Marktkapitalisierung von 62,4 Milliarden US-Dollar auf dem dritten Platz der größten Kryptowährungen (Stand vom 01. Juli 2021). Vonseiten der Entwickler habe es lange Zeit geheißen, dass jeder angelegte US-Dollar auch mit eigenen Bargeldbeständen gedeckt sei, so der Auslandsrundfunk weiter. Dies sei so aber nicht der Fall gewesen, wie sich nun herausgestellt hat. Die Entwickler mussten wegen Falschaussagen eine Millionenstrafe bezahlen, infolge derer die Generalstaatsanwaltschaft den Handel mit Tether in New York untersagte. Nun befinden sich die Macher hinter dem Stablecoin auch in der Verpflichtung, quartalsweise über ihre Anlagen zu berichten, berichtet die Deutsche Welle. Außerdem behalte sich das Unternehmen hinter dem Coin vor, Auszahlungen der Währung zu verzögern, wenn es an Liquidität mangle oder die Reserven aufgebraucht seien. "Tether gibt keine Gewährleistung darüber ab, ob Tether Coins, die auf der Website gehandelt werden können, zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft auf der Website gehandelt werden können", erklärt Kryptojournalistin Amy Castor laut dem Netzwerk.
Falsche Glaubwürdigkeit?
Kritik an den vermeintlich wertstabilen Kryptowährungen kam zuletzt auch von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). "Stablecoins versuchen, Glaubwürdigkeit zu importieren, indem sie durch reale Währungen gedeckt sind", heißt es im Jahresbericht der Organisation. "Als solche sind sie nur so gut wie die Führung, die hinter dem Versprechen der Absicherung steht. Sie haben auch das Potenzial, die Liquidität des Geldsystems zu fragmentieren und die Rolle des Geldes als Koordinationsinstrument zu beeinträchtigen. In jedem Fall sind Stablecoins in dem Maße, in dem die angebliche Absicherung konventionelles Geld betrifft, letztlich nur ein Anhängsel des konventionellen Geldsystems und kein Game Changer." Letztendlich fasst das Institut zusammen, dass Kryptowährungen - und damit auch Stablecoins - in einem Umfeld, in dem Zentralbanken im Zentrum einer starken Transformation stehen, eher konträr zum Gemeinwohl wirken.
Beobachtung soll zunehmen
Und auch der Präsident der Boston Federal Reserve Bank, Eric Rosengren, hält es für notwendig, die zunehmende Nutzung von Stablecoins zu beobachten, da dadurch die Risiken einer Finanzkrise im weiteren Verlauf minimiert werden könnten, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. Ansonsten sei die Erholung des Arbeitsmarkts bedroht und es könne zu einem weiteren wirtschaftlichen Abschwung kommen. "Der Grund, warum ich über Tether und Stablecoins gesprochen habe, ist, wenn man sich ihr Portfolio ansieht, sieht es im Grunde wie ein Portfolio eines erstklassigen Geldmarktfonds aus, aber vielleicht riskanter," zitiert PYMNTS.com den Vorsitzenden. "Ich mache mir Sorgen, dass der Stablecoin-Markt, der derzeit ziemlich unreguliert ist, während er wächst und ein wichtiger Sektor der Wirtschaft wird, dass wir ernst nehmen müssen, was passiert, wenn sich Menschen von dieser Art von Instrumenten sehr schnell distanzieren." Konkrete Vorschläge, um den Markt um Tether & Co. zu regulieren, wurden aber nicht genannt.
Digitale Zentralbankwährung als Lösung?
Vor allem die Geschehnisse um Tether könnten für einen weiteren Umgang mit Stablecoins aber wegweisend sein, glaubt Kryptoexperte Philipp Sandner. Zwar sei derzeit noch Vertrauen der Anleger gegenüber der Cyberdevise vorhanden, sodass man nicht von einem zweiten Wirecard-Skandal sprechen könne, wie der Branchenkenner im Interview mit der Deutschen Welle verrät, der Fokus der Behörden auf Tether und Konsorten werde sich aber in Zukunft erhöhen. Und auch Analysten könnten Stablecoins kritischer betrachten. Sollte Tether also tatsächlich eine Betrugsmasche verheimlichen wollen, würde das Vertrauen in den Sektor enorm leiden, so Sandner.
Abhilfe schaffen könnte aber die Einführung von staatlichen Kryptowährungen, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt. Während einige Staaten bereits eine digitale Zentralbankwährung vorbereiten, steht eine entsprechende Variante des Yuan schon in den Startlöchern - weswegen die Volksrepublik Kryptogrößen wie den Bitcoin auch deutlich unter Druck setzt. Vorerst bleibt aber abzuwarten, wer am Ende die Nase vorn haben wird: gängige Kryptowährungen, Stablecoins oder digitale Zentralbankwährungen.
Redaktion finanzen.at
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