Die DEAG Deutsche Entertainment AG platziert eine Anleihe mit einem Volumen von bis zu 25 Mio. Euro. Der Erlös aus der Anleiheemission soll das geplante interne und externe Wachstum in den Kernmärkten finanzieren und gleichzeitig die Finanzierungsstruktur optimieren. Wachstumspotenzial sieht CFO Ralph Quellmalz neben den Bereichen Rock/Pop und Classics & Jazz auch in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions, Family-Entertainment und Ticketing, wie er im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.
BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Eckpunkte Ihrer Anleiheemission.
Quellmalz: Die Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und somit grundsätzlich ein klassisches Format. Die auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen mit einem Nennbetrag von je 1.000 Euro werden in Deutschland und Luxemburg öffentlich angeboten und können während des Angebotszeitraums vom 22. Oktober bis voraussichtlich 26. Oktober über „Direct Place“ der Deutschen Börse AG gezeichnet werden. Der jährliche feste Zinssatz liegt innerhalb der Zinsspanne von 5,25% bis 6,00% und wird am Ende des Angebotszeitraums festgelegt. Anschließend ist geplant, die Anleihe in den Handel im Open Market der Deutsche Börse AG einzubeziehen. Hervorzuheben ist zudem ein umfangreiches Paket an Investorenschutzklauseln, das über den Marktstandard hinausgeht und viele Details berücksichtigt, die für Investoren wichtig sind. Zu nennen wäre hier unter anderem eine Begrenzung der Aufnahme von Fremdverbindlichkeiten, eine umfangreiche Negativerklärung sowie Garantien der wichtigsten deutschen Tochterunternehmen.
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleiheemission verwenden?
Quellmalz: Der Erlös aus der Anleihe soll das geplante interne und externe Wachstum der DEAG in den Kernmärkten finanzieren und gleichzeitig unsere Finanzierungsstruktur optimieren. Neben soliden Wachstumsaussichten in Rock/Pop und Classics & Jazz sehen wir ausgezeichnete Potenziale in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions, Family-Entertainment und Ticketing. Das umfasst die Ausweitung etablierter, profitabler Formate, die Einführung neuer Formate sowie die selektive Nutzung attraktiver M&A-Opportunitäten.
BOND MAGAZINE: Welche wichtigen Trends sehen Sie im Bereich Live Entertainment?
Quellmalz: Die Trends spiegeln sich in unseren fünf Geschäftsfeldern wider. Neben den Events in unseren Kerngeschäftsfeldern Rock/Pop und Classics & Jazz bieten wir heute in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions und Family-Entertainment auch Veranstaltungen wie die sehr erfolgreichen Weihnachtsformate „Christmas Garden“ mit schätzungsweise rund 350.000 Besuchern in diesem Jahr oder „Disney on Ice“ mit über 150.000 verkauften Tickets im Jahr 2017 an. Zudem haben wir uns durch die Beteiligung an der TimeRide GmbH frühzeitig im Bereich VR-Live-Entertainment positioniert. Die Virtual Reality-Zeitreise ist erstmalig seit dem vierten Quartal 2017 am Standort Köln aktiv. Hier macht der Besucher virtuell eine Stadtrundfahrt durch das Köln des frühen 20. Jahrhunderts. Die Resonanz mit rund 40.000 verkauften Tickets in den ersten drei Monaten war hervorragend und dieses Format lässt sich ausgezeichnet skalieren, sprich weiter ausbauen. Unseren erstklassigen Content vermarkten wir seit 2014 zusätzlich in unserem fünften Geschäftsfeld Ticketing über die DEAG-eigene Plattform MyTicket. MyTicket zeichnet sich dabei dadurch aus, dass die Plattform stetig hochattraktiven Content aus dem eigenen Haus bekommt. Aber auch die Attraktivität von MyTicket für Dritt-Content nimmt insgesamt stetig zu. Die Anzahl der über MyTicket vertriebenen Tickets wollen wir in Zukunft fortlaufend erhöhen.
BOND MAGAZINE: Sie haben über ihre 100%ige Tochter DEAG Classics AG von der Schweizer Ringier AG 50% der Anteile an der The Classical Company AG (Schweiz) übernommen und halten künftig 100% an der Gesellschaft. Welche Strategie steckt dahinter?
Quellmalz: Die Transaktion ist ein weiterer Schritt, Minderheiten sukzessive zu reduzieren unter anderem mit dem Ziel, die Strukturen im DEAG-Konzern insgesamt noch klarer zu machen und damit auch für Kapitalmarktinvestoren die Attraktivität zu erhöhen. Bereits in den vergangenen Monaten hatte DEAG Minderheitenanteile in den Geschäftsfeldern Classics & Jazz sowie Ticketing konsequent abgebaut. Gleichzeitig ist es für die DEAG eine ausgezeichnete Gelegenheit, das Auslandsengagement im Geschäftsfeld Classics & Jazz, das von langfristig angelegten, exklusiven Künstlerbeziehungen und guter Visibilität geprägt ist, zu verstärken. Potenziale aus Synergien sowie Eventtransfers zwischen den jeweiligen Gesellschaften können zudem noch effektiver genutzt werden als in der Vergangenheit.
BOND MAGAZINE: Wie sind Sie international aufgestellt?
Quellmalz: Unsere Kernmärkte sind Deutschland, Großbritannien und die Schweiz. Insbesondere in Deutschland und Großbritannien bieten sich uns viele Möglichkeiten, um weiter profitabel zu wachsen. Unser Fokus liegt daher mittelfristig gesehen ganz klar auf diesen beiden Ländern.
BOND MAGAZINE: Was bedeutet der Brexit für Ihre Aktivitäten in UK?
Quellmalz: Die Situation in Großbritannien sehen wir für die DEAG nach wie vor positiv. Welche Auswirkungen der anstehende „Brexit“ letzten Endes haben wird, wird man abwarten müssen. Aus unserer Erfahrung heraus können wir jedoch berichten, dass gerade das Geschäftsfeld Live Entertainment ein sehr emotionales Produkt ist, das als höchst individuelles Erlebnis eine überdurchschnittlich hohe Entkopplung von volkswirtschaftlichen Entwicklungen aufweist. Die Nachfrage ist also weniger von der aktuellen konjunkturellen Lage, sondern vielmehr von der jeweiligen Attraktivität des Events abhängig. Alles in allem sehen wir uns mit unserem Top-Content sehr gut aufgestellt und beabsichtigen auch in Großbritannien weiter zu wachsen.
BOND MAGAZINE: Welchen Anteil von Tickets verkaufen Sie über die eigene Plattform MyTicket und welchen Anteil am MyTicket-Umsatz wird mit Tickets anderer Veranstalter erzielt?
Quellmalz: Wie viele Tickets wir über unsere eigene Plattform verkaufen, ist immer abhängig von der jeweiligen Veranstaltung, für die das Ticket erworben wird. Grob kann man sagen, dass wir 24% bis 86% der Tickets über unsere eigene Plattform MyTicket verkaufen. Tickets anderer Veranstalter erzielen ca. 20% des Umsatzes von MyTicket. Der Verkauf der Tickets über die konzerneigenen Ticketing-Plattformen bietet uns stetig steigendes zusätzliches Ertragspotenzial. Dabei bietet unser attraktiver Content weitere Wachstumspotenziale für das Ticketing-Geschäft. Wir sind von den guten Zukunftsaussichten für unsere Ticketing-Aktivitäten überzeugt.
BOND MAGAZINE: Der Bundesgerichtshof hat CTS Eventim kürzlich eine Gebühr für das Selbstausdrucken von Tickets verboten. Welche Erlösmodelle hat MyTicket und welche Extragebühren berechnen Sie?
Quellmalz: Die Ticketing-Plattform der DEAG berechnet seit Beginn keine Gebühren. Dies sehen wir als einen klaren Wettbewerbsvorteil an.
BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen sehen Sie Wachstumspotenzial und in welchen Bereichen sehen Sie sich einem harten Wettbewerb ausgesetzt?
Quellmalz: Neben soliden Wachstumsaussichten in Rock/Pop und Classics & Jazz sehen wir ausgezeichnete Potenziale in den Geschäftsfeldern Arts+Exhibitions, Family-Entertainment und Ticketing. Das umfasst die Ausweitung etablierter, profitabler Formate, die Einführung neuer Formate sowie die selektive Nutzung attraktiver M&A-Opportunitäten. Im Geschäftsfeld Family-Entertainment verfügen wir über einen attraktiven Content mit etablierten Formaten, die ein vielversprechendes Angebot für 2018 und darüber hinaus bieten. Die DEAG kann hier von einer breiten und zuverlässigen Zielgruppe, der Internationalisierung durch Lizenzmodelle sowie steigenden Ticketverkäufen – vor allem auch im Vertrieb über die eigene Ticketing-Plattform – profitieren. Mit Veranstaltungsformaten wie „Disney on Ice“ treffen wir den Nerv der Zeit. 2017 konnten für „Disney on Ice“ beispielsweise rund 150.000 Tickets verkauft werden – Tendenz steigend. Bis 2020 sind 360.000 verkaufte Tickets nach unserer Einschätzung möglich. Sehr gute Wachstumschancen sehen wir zudem auch bei Arts+Exhibitions. Sehr erfolgreiche Veranstaltungsformate wie „Christmas Garden“ planen wir sukzessive auf weitere Standorte auszubauen. Profitale Wachstumsmöglichkeiten eröffnen zudem etwa das Sommerformat „Potsdamer Schlössernacht“ oder auch unsere Beteiligung an der TimeRide GmbH, einem Anbieter im Bereich Virtual Reality (VR) Entertainment
BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Anleihe am Laufzeitende zurückzahlen?
Quellmalz: Grundsätzlich wollen wir die Mittel mehrheitlich in die Skalierung von bestehenden Formaten investieren und selektiv M&A-Opportunitäten wahrnehmen. Mit der Thesaurierung von Erträgen aus diesen Investitionen und dem bestehenden Geschäft planen wir, die Verschuldungen konsequent zu reduzieren. Darüber hinaus verfügen wir als gelistetes Unternehmen mit langjährigen Bank- und Kapitalmarktbeziehungen über vielfältige Möglichkeiten einer (teilweisen) Refinanzierung. Ob dies Eigen- oder Fremdmittel, Bankkredite oder eine neue Anleihe umfasst, können wir ihnen heute noch nicht zuverlässig beantworten.
BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.fixed-income.org/
Eckdaten der DEAG-Anleihe 2018/23
Emittentin | DEAG Deutsche Entertainment AG |
Kupon | 5,25% - 6,00% |
Zeichnungsfrist | 22.10.-26.10.2018 |
Laufzeit | 31.10.2023 (5 Jahre) |
Emissionsvolumen | 25 Mio. Euro |
Stückelung | 1.000 Euro |
ISIN / WKN | DE000A2NBF25 / A2NBF2 |
Segment | Open Market, Börse Frankfurt |
Sole Lead Manager | IKB Deutsche Industriebank AG |
Internet |
Quelle: fixed-income.org - Die Plattform für Investoren und Emittenten am Anleihenmarkt.