Zinssenkungsfantasien: Rekordnachfrage nach Staatsanleihen in Europa

Am Dienstag waren Investoren bemüht, das aktuell erhöhte Zinsniveau für einen längeren Zeitraum zu sichern und haben für eine rekordhohe Nachfrage gesorgt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, waren Gebote für Staatspapiere aus Belgien und Großbritannien so hoch wie noch nie. Bei einer Versteigerung von italienischen Staatspapieren wurde ebenfalls eine ungewöhnlich hohe Nachfrage verzeichnet.

Wie aus den Bloomberg-Daten weiter hervorgeht, haben im Tagesverlauf Primärmarkt Staatspapiere in einem Volumen von mindestens 43,2 Milliarden Euro den Besitzer gewechselt. Demnach wurde das bisher bestehende Rekordvolumen eines Handelstages aus dem vergangenen Jahr übertroffen.

Bei einer Versteigerung von belgischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren wurden Angebote in einem Volumen von 72 Milliarden Euro angegeben, wie die Agentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise berichtete. Da die Versteigerung nur mit einem Volumen von 7 Milliarden Euro angesetzt wurde, waren die neuen Papiere mehr als zehnfach überzeichnet. Aktuell werden belgische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren am Markt mit einer Rendite von 2,77 Prozent gehandelt.

Wie aus Bloomberg-Daten weiter hervorgeht, zeigte sich bei einer Auktion britischer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 20 Jahren ebenfalls eine rekordhohe Nachfrage. Hier waren die neuen Papiere 3,6-fach überzeichnet.

Eine ungewöhnlich hohe Nachfrage zeigte sich laut dem Bloomberg-Bericht auch bei einer Versteigerung von italienischen Staatspapieren mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Wie es ebenfalls unter Berufung auf Kreise-Informationen hieß, seien Bestellungen in einem Volumen von 90 Milliarden Euro verzeichnet worden. Zuletzt hatte es bei einer Auktion vor vier Jahren eine noch stärkere Nachfrage gegeben.

Derzeit sind Investoren bemüht, sich Staatsanleihen zu einem erhöhten Zinssatz zu sichern, bevor die Leitzinsen im weiteren Verlauf des Jahres gesenkt werden. Nachdem die US-Notenbank Fed und Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen zuletzt stabil gehalten haben, wird in den kommenden Monaten mit sinkenden Leitzinsen gerechnet. Auch bei der britischen Notenbank gehen Experten davon aus, dass der Höhepunkt im aktuellen Zinszyklus erreicht ist.

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FRANKFURT (dpa-AFX)

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