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Von Thomas Leppert
Zum Wochenausklang haben sich die Anleger vorsichtiger positioniert. Zum einen ist die Situation in Nordkorea schwer einzuschätzen. Sollte sie am Wochenende eskalieren, könnten die Börsen erst am Montag darauf reagieren. Daneben drängte erneut die Vogelgrippe in Asien in den Vordergrund und belastete vor allem den europäischen Luftfahrtsektor. Nicht zuletzt wurde in den USA ein enttäuschender Arbeitsmarktbericht vorgelegt. Der Dax verlor 2,0 Prozent auf 7.658,75 Punkte und gehört damit zu den größten Verlierern in Europa. Seit Jahresbeginn liegt der Index nur noch knapp im Plus.
Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,4 Prozent auf 2.585 Punkte. Nicht ganz so schwach präsentierten sich die Aktienmärkte in Südeuropa. So legte die Börse in Mailand sogar um 0,6 Prozent zu, Madrid verlor 0,6 Prozent. Möglicherweise kaufen die Investoren die Euro-Peripherie und verkaufen Kerneuropa", meint ein Händler. Dies wäre ein positives Zeichen, denn es könnte bedeuten, dass die Wirtschaft in den Mittelmeerstaaten schon ihren Tiefpunkt erreicht habe.
Eine Enttäuschung lieferte der US-Arbeitsmarktbericht. Mit 88.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen wurde die Markterwartung von 200.000 klar verfehlt. "Das ist die höchste Abweichung seit Dezember 2009", so ein Händler. Zudem handelt sich um den niedrigsten Stellenzuwachs seit neun Monaten
"Der aktuelle Arbeitsmarktbericht bietet nicht das, was die USA und speziell die US-Notenbank sehen möchten", lautet das Fazit von Heinrich Bayer von der Postbank. Einer Abkehr von der ultraexpansiven Geldpolitik sei die USA mit den Daten sicherlich nicht näher gerückt. Der Dollar gab prompt nach, der Euro stieg auf über 1,30 Dollar.
Dagegen verzeichneten die Anleihen kräftige Kursgewinne. Die Renditen der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fielen um vier Basispunkte auf 1,20 Prozent - und damit auf den niedrigsten Stand seit Juli 2012. "Wir werden noch sehr, sehr lange niedrige Zinsen sehen", so ein Marktteilnehmer. Er schließt nicht aus, dass die Renditen bis auf ein Prozent fallen, sollte die Euro-Krise nochmals aufflammen.
Kräftig abwärts ging es mit den Aktien der Fluggesellschaften. So verloren die Papiere von Air France-KLM 7,7 Prozent, Lufthansa 5,2 Prozent und IAG 7,3 Prozent. Berichte, dass es in Asien bei einem neuerlichen Ausbruch der Vogelgrippe Todesfälle gab, lasteten auf der Branche. Auch die Papiere des Touristikkonzerns TUI litten unter der Angst, dass das Interesse an Asienreisen nachlassen könnte, und büßten 4,5 Prozent ein. Der europäische Sub-Index des Sektors Reise und Freizeit stellte mit einem Minus von 3,3 Prozent den mit Abstand größten Verlierer in Europa.
Autowerte wie VW, BMW und Daimler gaben ebenfalls kräftig nach. "Finger weg vom Autosektor" laute eine Konsequenz der Yen-Schwäche, heißt es. Der freie Fall gegen US-Dollar und Euro erleichtere den japanischen Herstellern das Geschäft enorm, sagt Heino Ruland von Ruland Research. "International kämpfen Japaner und Deutsche auf Augenhöhe um Marktanteile." Die Japaner nutzten den immer größeren Währungsvorteil besonders effizient und könnten die Preise für ihre Modelle stärker senken.
Ein Blick auf die Sektoren zeigt, dass allein die Versorger zulegen konnten. Der Sektor-Index schloss mit 0,3 Prozent leicht im Plus.
Ob es in der kommenden Woche eine kräftige Kurserholung geben wird, bleibt fraglich. Am Montag gibt der Aluminiumkonzern Alcoa den inoffiziellen Startschuss zur Berichtssaison in den USA und damit einen ersten Eindruck davon, wie der Jahresauftakt geglückt ist. Die Analysten rechnen im Konsens mit einem Gewinnrückgang gegenüber dem vierten Quartal um 2,4 Prozent, heißt es in einer Studie der LBBW. Schwache Erwartungen lieferten in der Vergangenheit jedoch häufig kein schlechtes Omen. Das Muster der jüngeren Vergangenheit spreche dafür, dass die US-Unternehmen mit den Zahlen zum ersten Quartal 2013 erneut die Erwartungen übertreffen könnten.
. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.585,28 -36,15 -1,4% -1,9 . Stoxx-50 2.641,08 -42,46 -1,6% 2,5 . Stoxx-600 287,13 -4,58 -1,6% 2,7 Frankfurt XETRA-DAX 7.658,75 -158,64 -2,0% 0,6 London FTSE-100 6.249,78 -94,34 -1,5% 6,0 Paris CAC-40 3.663,48 -62,68 -1,7% 0,6 Amsterdam AEX 340,71 -5,82 -1,7% -0,6 Athen ATHEX-20 263,63 -6,96 -2,6% -14,9 Brüssel BEL-20 2.543,90 -35,12 -1,4% 2,8 Budapest BUX 18.056,23 -16,83 -0,1% -0,6 Helsinki OMXH-25 2.285,94 -39,34 -1,7% 3,4 Istanbul ISE NAT. 30 100.534,09 -1452,45 -1,4% 2,9 Kopenhagen OMXC-20 527,08 -8,53 -1,6% 6,2 Lissabon PSI 20 5.679,97 -43,31 -0,8% -0,3 Madrid IBEX-35 7.847,90 -49,50 -0,6% -4,5 Mailand FTSE-MIB 15.250,42 96,40 +0,6% -6,3 Moskau RTS 1.411,09 -8,36 -0,6% -7,6 Oslo OBX 426,36 -7,62 -1,8% 3,9 Prag PX 946,81 -8,46 -0,9% -8,9 Stockholm OMXS-30 1.168,79 -14,22 -1,2% 5,8 Warschau WIG-20 2.346,37 3,73 +0,2% -9,4 Wien ATX 2.326,91 -28,12 -1,2% -3,1 Zürich SMI 7.641,11 -121,54 -1,6% 12,0
DEVISEN zuletzt '+/- % Fr, 8.19 Uhr Do, 17.45 Uhr EUR/USD 1,3025 0,81% 1,2920 1,2860 EUR/JPY 126,5693 1,78% 124,3505 123,6448 EUR/CHF 1,2148 -0,03% 1,2152 1,2162 USD/JPY 97,1235 0,93% 96,2330 96,1280 GBP/USD 1,5328 0,71% 1,5220 1,5191 Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com
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April 05, 2013 12:28 ET (16:28 GMT)
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