08.02.2018 18:29:46
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MÄRKTE EUROPA/Aktien und Anleihen schwach - Anleger nervös
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa sind mit der Schwäche der Wall Street am Nachmittag nochmals unter Druck geraten und haben am Donnerstag tief im Minus geschlossen. Die Verunsicherung der Investoren war unverändert hoch. Seit den Verwerfungen zum Wochenstart ist keine Ruhe eingekehrt. Dies könnte auch die kommenden Tage und Wochen so bleiben. Denn momentan findet ein Umbruch statt. Die Zeiten der ultralockeren Geldpolitik sind definitiv vorbei, nun muss das Wirtschaftswachstum zeigen, dass es nicht am Tropf der Notenbanken hängt. Diese Phase kann sicher holprig werden, da sie nicht linear verlaufen wird. Fakt ist, dass diese Entwicklung bei gleichzeitig steigenden Zinsen stattfinden wird.
Der DAX verlor 2,6 Prozent leichter bei 12.260 Punkten. Im Tief notierte der deutsche Leitindex mit 12.187 Zählern auf einem neuen Jahrestief. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 2,2 Prozent auf 3.377 Punkte nach unten. Am Mittag hatte die Bank von England (BoE) die Markteilnehmer überrascht. Wie erwartet hatte sie die Leitzinsen einstimmig unverändert belassen, allerdings gab sich die Notenbank wesentlich falkenhafter als zuletzt. So signalisierte sie einen steileren Zinspfad als bisher, die Inflation solle zudem schneller durch geldpolitisches Gegensteuern gedrückt werden. Dies erwischte einige Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß, das Pfund schoss in der Folge über 1,40 Dollar nach oben.
Aber nicht nur in Großbritannien stiegen in der Folge die Zinsen. Auch die Bundesanleihen standen über die gesamte Kurve unter Abgabedruck, die Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren rentierten zwischenzeitlich bei 0,80 Prozent. Dies war fast doppelt so hoch wie zu Beginn des Jahres.
Versicherungssektor im Blick - Softbank erwägt Einstieg bei Swiss Re
Das Interesse der Softbank am Schweizer Rückversicherer Swiss Re lenkte den Blick auf den Sektor, die europäischen Versicherer notierten im Schnitt 1 Prozent im Minus. Mit Aufschlägen von 2,1 Prozent gehörten Swiss Re zu den Gewinnern. Die Aktie profitierte von Verhandlungen über einen Softbank-Einstieg. Der japanische Mischkonzern könnte bis zu ein Drittel des Kapitals übernehmen, hieß es. Das Volumen könnte dabei bei mehr als 10 Milliarden Dollar liegen. "Das ist zunächst einmal ein Knaller, auch für den Kurs", so ein Marktteilnehmer. Unklar war, welche Absichten die Japaner verfolgten. Sie könnten technologisches Know-how in den Rückversicherer einbringen und diesen für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters stärken.
Nach Zahlenausweis hielten sich Zurich Insurance mit einem Abschlag von nur 0,4 Prozent wacker. Damit profitierte der Kurs von einem Aktienrückkaufprogramm über 1 Milliarde Dollar. Zudem will Zurich Insurance erstmals seit längerem die Dividende erhöhen. Commerzbank schlossen nach Zahlenvorlage 2,4 Prozent schwächer, nachdem sie lange Zeit des Tages im Plus notiert hatten. Die Commerzbank hatte das erste von zwei deklarierten Übergangsjahren mit einem kleinen Gewinn abgeschlossen. Dieser fiel sowohl auf Quartals- als auch auf Jahressicht höher aus als von Analysten erwartet. Zu den Verlierern im DAX gehörten Lufthansa mit einem Minus von 5,2 Prozent - hier belastete eine Abstufung auf "Reduce" durch Kepler.
Das enttäuschende Abschneiden der Polysilicon-Sparte dämpfte die Stimmung für Wacker Chemie. Die übergeordneten Geschäftszahlen lägen zwar im Rahmen der Erwartungen, hieß es. Der Polysilicon-Bereich habe mit einem EBITDA von 65 Millionen Euro die Gewinnerwartung von 82 Millionen allerdings deutlich verfehlt. Wacker Chemie gaben um 5,9 Prozent nach.
Starker Auftragseingang treibt Heideldruck
Positiv strich Baader Helvea in dem Zahlenwerk von Heidelberger Druck vor allem den Auftragseingang heraus. Dieser sei im dritten Quartal 2017/18 um 16 Prozent auf 678 Millionen Euro gestiegen. Dem stehe eine Konsensschätzung von 609 Millionen Euro entgegen. Zudem gab es an der Börse die Sorge, dass das Unternehmen den Ausblick kassieren könnte, was nicht geschah. Heideldruck gewannen 5,4 Prozent.
Pernod Ricard zogen um 2,1 Prozent an. Der Getränkehersteller hatte die Prognose angehoben. Statt mit 3 bis 5 Prozent rechnete Pernod Ricard nun im laufenden Geschäftsjahr mit 4 bis 6 Prozent Wachstum. Im Vorfeld der Zahlen hatten Spekulationen über eine Wachstumsabschwächung den Kurs belastet.
Thomas Cook gaben nach Geschäftszahlen um 3,9 Prozent nach. ETX Capital verwies zur Begründung auf Margendruck bei den Zielen in Spanien, der an den Gewinnen nage. Darüber hinaus seien die Aussichten aber günstig, weil die Buchungszahlen für die Urlaubsregionen Türkei und Ägypten wieder anziehen sollten. Die Fluglinien-Tochter profitiere zudem vom Kollaps der beiden Konkurrenten Monarch und Air Berlin.
Die australische Bank Macquarie und die dänischen Pensionskassen PFA, PKA und ATP wollen das dänische Telekomunternehmen TDC kaufen. Auch wenn der Preis des Gebots nicht bekannt ist, haussierte die Aktie um knapp 18 Prozent. TDC machte, was in einem solchen Fall häufig getan wird und verwies darauf, dass die Höhe des Gebots nicht in dem Interesse der Aktionäre liege - also zu niedrig sei. Allerdings zeigte sich das Unternehmen gegenüber Gesprächen im Interesse der Aktionäre offen. Mit Aussicht auf ein höheres Gebot oder sogar einen Bieterwettkampf kam Musik in die Aktie.
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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
stand absolut in % seit
Jahresbeginn
Euro-Stoxx-50 3.377,30 -77,22 -2,2% -3,6%
Stoxx-50 3.025,67 -44,63 -1,5% -4,8%
Stoxx-600 374,03 -6,10 -1,6% -3,9%
XETRA-DAX 12.260,29 -330,14 -2,6% -5,1%
FTSE-100 London 7.162,47 -116,95 -1,6% -5,3%
CAC-40 Paris 5.151,68 -104,21 -2,0% -3,0%
AEX Amsterdam 526,12 -10,23 -1,9% -3,4%
ATHEX-20 Athen 2.133,00 -24,50 -1,1% +2,4%
BEL-20 Brüssel 3.911,96 -79,93 -2,0% -1,7%
BUX Budapest 38.875,93 -822,17 -2,1% -1,3%
OMXH-25 Helsinki 3.959,19 -92,97 -2,3% +1,1%
ISE NAT. 30 Istanbul 139.822,09 -1508,37 -1,1% -0,8%
OMXC-20 Kopenhagen 961,24 -7,74 -0,8% -6,2%
PSI 20 Lissabon 5.441,07 -63,08 -1,2% -0,2%
IBEX-35 Madrid 9.756,30 -220,60 -2,2% -2,9%
FTSE-MIB Mailand 22.466,60 -519,58 -2,3% +5,2%
RTS Moskau 1.210,69 -31,84 -2,6% +4,9%
OBX Oslo 729,67 -3,55 -0,5% -1,8%
PX Prag 1.117,32 +0,66 +0,1% +3,6%
OMXS-30 Stockholm 1.519,77 -31,38 -2,0% -3,6%
WIG-20 Warschau 2.406,48 -35,19 -1,4% -2,2%
ATX Wien 3.398,48 -109,94 -3,1% -0,6%
SMI Zürich 8.763,11 -211,90 -2,4% -6,6%
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:18 Mi, 17:39 % YTD
EUR/USD 1,2242 -0,09% 1,2287 1,2281 +1,9%
EUR/JPY 133,13 -0,66% 134,72 134,41 -1,6%
EUR/CHF 1,1465 -0,83% 1,1589 1,1583 -2,1%
EUR/GBP 0,8795 -0,43% 0,8829 1,1302 -1,1%
USD/JPY 108,74 -0,58% 109,63 109,43 -3,5%
GBP/USD 1,3919 +0,34% 1,3915 1,3883 +3,0%
Bitcoin
BTC/USD 8.232,56 +4,94% 8.084,00 7.967,18 -42,69
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 60,81 61,79 -1,6% -0,98 +0,6%
Brent/ICE 64,78 65,51 -1,1% -0,73 -2,2%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.320,40 1.318,47 +0,1% +1,93 +1,4%
Silber (Spot) 16,45 16,38 +0,4% +0,07 -2,9%
Platin (Spot) 977,35 980,55 -0,3% -3,20 +5,2%
Kupfer-Future 3,09 3,09 +0,0% +0,00 -6,4%
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
February 08, 2018 12:30 ET (17:30 GMT)