02.05.2013 18:06:32
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Deutsche Anleihen dick im Plus - EZB erwägt neue geldpolitische Wege
Die Aussicht auf sinkende Leitzinsen im Euroraum hatte die Renditen an den Anleihemärkten im Währungsraum bereits in den letzten Tagen stark fallen lassen. Gegen Mittag war es dann soweit: Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte den Leitzins, zu dem Banken sich gegen Sicherheiten Geld bei ihr leihen können, um 0,25 Prozentpunkte auf 0,50 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Gründung der Währungsunion. Kurz vor dem Zinsentscheid hatte Frankreich sich noch rund vier Milliarden Euro zum Rekordniedrigzins von 1,81 Prozent für zehn Jahre am Anleihemarkt leihen können.
Um das Problem der stockenden Kreditvergabe der Geschäftsbanken im Euroraum zu lösen, könnte die EZB künftig zu noch drastischeren Maßnahmen greifen. Die Notenbank sei "unvoreingenommen", den Einlagenzins auch unter die derzeitige Marke von null Prozent zu senken, sagte Draghi. Auch technisch sei die EZB darauf vorbereitet. Allerdings bekräftigte Draghi die Position der Notenbank, dass negative Einlagenzinsen auch unbeabsichtigte Nebenwirkungen entfachen könnten. Für die Banken würde das bedeuten, dass sie künftig Parkgebühr für die hohen Summen an überschüssiger Liquidität entrichten müssten, die sie bei der EZB horten. Die Notenbank würde damit neue Wege beschreiten und entsprechende Wagnisse eingehen.
Am Vormittag waren die als besonders sicher gehandelten deutschen Anleihen noch unter Druck geraten. Der Grund: Die Krisenländer Italien, Spanien und Griechenland konnten bei der finalen Ausgabe des Einkaufsmanagerindex für den Euroraum positiv überraschen, wie neue Daten zeigten. Auch die Werte aus Deutschland waren etwas weniger enttäuschend als in der ersten Schätzung. Investoren am Anleihemarkt reagierten erleichtert auf die Zahlen. Insgesamt sank der Index im Vergleich zum Vormonat zwar von 46,8 auf 46,7 Zähler. Der Rückgang fiel aber geringer aus als am Markt erwartet worden war./hbr/bgf