FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Verunsicherung in Frankreich hat die Kurse deutscher Bundesanleihen am Donnerstag spürbar nach oben getrieben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future kletterte bis zum Nachmittag um 0,78 Prozent auf 131,87 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen betrug 2,46 Prozent.

Die anstehenden Wahlen zur französischen Nationalversammlung bestimmten erneut das Geschehen an den Anleihemärkten. Demnach ist laut neuen Umfragen die Zustimmung für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf den niedrigsten Stand seit Ende 2018 gefallen. Der drohende Wahlsieg der französischen Rechtsnationalen trieb die Renditen französischer Staatsanleihen nach oben. Die Rendite zehnjährige Anleihen stieg auf 3,17 Prozent. Die Differenz (Spread) zu deutschen Bundesanleihen zum Schlusskurs ist die höchste seit dem Jahr 2017.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hatte am Sonntag überraschend Neuwahlen für die Nationalversammlung angekündigt. Diese sollen schon am 30. Juni und 7. Juli stattfinden. Grund für die Ansetzung ist der deutliche Sieg des rechtsnationalen Rassemblement National (RN) bei der Europawahl. Die Partei von Marine Le Pen hat teure Wahlversprechen gemacht und steht der EU skeptisch gegenüber.

Zuletzt hatte die Ratingagentur S&P Global Ratings (vormals Standard and Poor's) die Kreditwürdigkeit von Frankreich herabgestuft. Am Dienstag hatte sich die Ratingsagentur Moody's die Wahlen eine Gefahr für die Haushaltskonsolidierung und die Bonität Frankreichs bezeichnet. Im Zuge der Verunsicherung stiegen auch die Renditen italienischer Anleihen.

Die am Nachmittag veröffentlichten US-Wirtschaftsdaten hatten bereits zuvor die Anleihekurse gestützt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der vergangenen Woche deutlich stärker gestiegen als erwartet. Ein schwächerer Arbeitsmarkt dämpft tendenziell die Lohnentwicklung. Dies erleichtert der US-Notenbank Fed die Inflationsbekämpfung. Zudem sind im Mai auch die Erzeugerpreise im Jahresvergleich weniger stark gestiegen als erwartet. Diese wirken sich auch auf die Inflation insgesamt aus.

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch nur noch eine Leitzinssenkung in diesem Jahr signalisiert. Zuvor hatte sie noch drei in Aussicht gestellt. Die im Mai unerwartet etwas gesunkene Inflationsrate in den USA hatte die Einschätzung der Fed offenbar kaum geändert. US-Notenbankchef Jerome Powell sagte, dass man mehr solcher Daten sehen wolle, bevor man die Zinsen senken werde. Zinssenkungen belasten tendenziell eine Währung./jsl/men