Gemischte Wirtschaftsnachrichten aus den USA sorgen für Aufmerksamkeit bei Marktteilnehmern. Unter anderem kletterte der Konsumklimaindex kletterte deutlich nach oben, die Arbeitsmarktdaten fielen positiv aus, die US-Industrieproduktion stieg stärker als erwartet ebenso die Kapazitätsauslastung. Allerdings sorgte der Anstieg der US-Verbraucherpreise für Überraschung, die die Akteure nicht gut verdauen. "So schnell, wie das Inflationsgespenst vorgestern aufgetaucht war, so schnell wurde es gestern wieder an das warme Plätzchen hinter den Ofen geschickt", kommentieren die Volkswirte der HSH Nordbank. Die "Panik" der Marktakteure nach den US-Erzeugerpreisen sei also umsonst gewesen. Gleichzeitig hätten die Wirtschaftsdaten jedoch gezeigt, dass die US-Notenbanker keine Gedanken auf Deflationsgefahren verschwenden müssten, sondern sich vielmehr mit der Vorbereitung der Beendigung der sehr expansiven Geldpolitik beschäftigen können.
In der Eurozone hält Griechenland weiter die Bond- und Devisenmärkte in Atem. "Nachdem am Mittwoch auch noch die Rating-Agentur Standard & Poor's die Bonität des Landes von A- auf BBB+ herabgestuft hatte, brachen alle Dämme", berichtet Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Die Regierung sitze zwischen den Stühlen, da sich in der Bevölkerung massiv Widerstand in Form eines möglichen Generalstreiks gegen die geplanten Sparmaßnahmen formiere. "Die Marktteilnehmer werden sich in den kommenden Tagen und Wochen also weitere Gedanken zu den strukturellen Ungleichgewichten in der Eurozone machen", vermuten die HSH-Analysten. Mit der Standard & Poor's-Maßnahme werde deutlich, dass die Ratingagentur von den Maßnahmen zur Eindämmung der fiskalpolitischen Probleme, die von der griechischen Regierung vorgeschlagen wurden, nicht sonderlich überzeugt sei. Die griechische Bevölkerung scheine diese Einschätzung zu teilen, denn die Streiks in Griechenland sind nur ein Vorgeschmack auf das, was wohl noch kommen wird. "Diese Entwicklung spricht dafür, dass sich die Marktteilnehmer über kurz oder lang mit anderen Euroländern beschäftigen werden, die ähnliche strukturelle Probleme aufweisen wie Griechenland."
In diesem Umfeld, das insgesamt nicht gut für die Eurozone zu bewerten ist, wie man am Wertverlust des Euro gegenüber dem US-Dollar sehen kann, erscheinen Investoren Bundesanleihen als sicherer Hafen. "Dass der Euro in diesem Zusammenhang gegenüber dem US-Dollar an Boden verliert, ist daher auch nicht weiter verwunderlich", kommentiert Brunner. Der Renditeabstand einer zehnjährigen griechischen Staatsanleihe zur vergleichbaren Bundesanleihe stieg innerhalb der vergangenen Woche um 45 Basispunkte von 210 auf 255 Basispunkte. "Noch stärker war der Anstieg im vierjährigen Bereich um 52 Basispunkte auf aktuell 282", wie Brunner meldet.
Neues Geld vom Staat
Der letzte 12-Monatstender der EZB mit 96,6 Milliarden Euro wurde diese Woche von den Banken in Anspruch genommen, was wiederum den Geldmarkt beflügelte. Der Eonia-Satz fiel auf 0,343 Prozent. "Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Tendern ist der Zinssatz nicht mehr 1 Prozent fix sondern an die Leitzinsentwicklung gekoppelt", erklärt Brunner. Wie die Market Maker von der HypoVereinsbank vermuten, scheint das Geld aus dem Tender noch schnell investiert worden zu sein. Anleger investierten kurz vor Jahresende noch in kurzlaufende Renten-ETFs wie den iShares eb.rexx Money Market -ETF (WKN A0Q4RZ) und den iShares eb.rexx Government Germany 1,5-2,5 (WKN 628947).
Der in letzter Zeit angeschlagen wirkende Bund-Future konnte am Donnerstag die wichtige Marke von 123 wieder nach oben durchbrechen und notiert aktuell bei 123,47. Auch diese Entwicklung wir sicherlich von dem Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit gestützt. Eine zehnjährige Bundesanleihe rentiert heute zur Mittagszeit bei 3,13 Prozent.
Verlockungen aus der Ägäis
Anleger scheinen sich durch die Ereignisse in Griechenland nicht schrecken zu lassen. "Wir haben zunächst durchaus Verkäufe bei griechischen Staatsanleihen beobachtet: Doch nun steigen Privatanleger wieder ein", berichtet Gregor Daniel von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Gekauft wurde z. B eine bis 2018 laufende Anleihe, die mit 4,6 Prozent verzinst ist (WKN A0TVAF). Das Papier wirft derzeit eine Rendite von 5,44 Prozent ab. Wie die Skontroführer der Hellwig Wertpapierhandelsbank melden, hätten Privatinvestoren bei griechischen Staatsanleihen vor allem auf länger laufende Papiere gesetzt. So wurde eine bis 2040 laufende Anleihe gekauft (WKN A0LMFU). Das Papier notiert derzeit bei 77 Prozent mit einer Rendite von 6,27 Prozent. Oder ein 2026 fälliges Papier (WKN A1APQ5), das eine Rendite von 6,21 Prozent verspricht.
Verkauf bei Versicherern
Die Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank konnten diese Woche Verkäufe bei Allianz- und Münchener Rück-Anleihen beobachten. Die Allianz-Anleihe (WKN A DX0V) ist ohne Laufzeitbegrenzung und weist derzeit eine Rendite von 5,39 Prozent auf. Das Papier der Münchener Rück (WKN A0N4EX) hat eine Mindestanlagesumme von 50.000 Euro und ist ebenfalls nicht laufzeitbegrenzt.
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© 18. Dezember 2009/ Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)