11.04.2014 17:38:30

Zentralbanken bitten um Nachsicht für ABS

   Von Hans Bentzien

   Nach dem Regulierungsfuror im Gefolge der Finanzkrise kommt das einer Vollbremsung gleich: Europäische Zentralbank (EZB) und Bank of England (BoE) wollen, dass Baseler Ausschuss und Versicherungsaufsicht EIOPA die Änderungen an den Eigenkapital- und Liquiditätsregeln für Asset-backed Securities (ABS) erneut lockern. Sie hoffen, dass Verbriefungen damit für Banken wieder interessanter werden und die Kreditvergabe im Euroraum wieder belebt wird.

   Verbriefen bedeutet nämlich: Eine Bank stückelt und verkauft von ihr vergebene Kredite an Investoren. Damit bekommt sie Spielraum dafür, neue Kredite zu vergeben. Neue Kredite wären in der aktuellen Lage sehr erwünscht, denn das Volumen ausstehender Unternehmenskredite im Euroraum liegt unter Vorjahresniveau. Und eine schrumpfende Kreditvergabe gilt als Deflationsrisiko.

   Der ABS-Markt in der Eurozone ist aber nur noch ein Schatten seiner selbst. Seit 2009 hat sich das Volumen ausstehender ABS um ein Drittel auf rund 1.500 Milliarden Euro verringert. Und während bis zum Beginn der Finanzkrise nahezu alle Papiere an Endkunden abgesetzt werden konnten, bleiben die Papiere heute nahezu vollständig in der Bilanz der emittierenden Bank, die sie als Sicherheit an die EZB weitergereicht hat.

   Nach Einschätzung der EZB leidet das Verbriefungsgeschäft einerseits unter der vor allem in Südeuropa schwachen Konjunktur, die sowohl das Vertrauen der Investoren in derartige Produkte, als auch die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten (zu den aktuellen Konditionen) beeinträchtigt. Außerdem gibt es derzeit genug andere billige Refinanzierungsmöglichkeiten. Andererseits sieht die Zentralbank aber auch strukturelle Hindernisse, und die sollen nun angegangen werden.

   Und als eines dieser Hindernisse hat die EZB die Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen identifiziert. "Zwar sehen die im Dezember 2013 veröffentlichten Konsultationspapiere von Baseler Ausschuss und EIOPA zu den Verbriefungsregeln eine weniger strenge Behandlung als bisher vor, aber die darin enthaltenen Kapitalanforderungen könnten immer noch als zu hoch angesehen werden, vor allem für qualitativ hochwertige ABS, verglichen mit anderen Wertpapierklassen", heißt es in dem Papier von EZB und BoE.

   Ein ähnliches Probleme sehen die Zentralbanken in der Behandlung von Verbriefungen im Rahmen der geplanten Liquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio - LCR). Während die Zentralbanken für diesen Punkt ihrer Vorstellungen einen Adressaten haben - die Aufsichtsbehörden - sieht es beim anderen strukturellen Hindernis nicht so gut aus: Es ist die Rolle, die Kreditratings bei Verbriefungen spielen.

   So fordern Ratingagenturen bei schwacher Konjunktur und gegebenem Rating eine höhere Kreditverbesserung. Das macht die Verbriefung teuerer und damit weniger attraktiv für Banken. Außerdem zieht die Herabstufung eines Länderratings indirekt eine schlechtere Bonität von Verbriefungen nach sich. Für manche Länder haben die Ratingagenturen ABS-Ratings direkt an das Länderrating gekoppelt. Laut EZB und BoE kann auf diese Weise eine aus konjunkturellen Gründen erschwerte Kreditvergabe die Konjunktur zusätzlich bremsen.

   Ändern können die Behörden daran wohl kaum etwas, denn die Marktteilnehmer bedienen sich bei Verbriefungen freiwillig der Dienste von Ratingagenturen. Sogar die EZB selbst akzeptiert ABS als Sicherheit in Repo-Geschäften nur ab einem bestimmten Mindestrating.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   DJG/hab/sgs

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   April 11, 2014 11:06 ET (15:06 GMT)

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