12.09.2014 17:12:47

WOCHENAUSBLICK: Dax-Aussichten bleiben bescheiden

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussichten am schwächelnden deutschen Aktienmarkt sind laut Experten auch in der neuen Woche bescheiden. Mangels Unternehmensnachrichten dürfte der Fokus der Anleger weiter auf Konjunkturdaten und deren Einfluss auf die Geldpolitik der großen Notenbanken gerichtet sein. Am Freitag wird wohl der "Hexensabbat" genannte große Verfallstermin für Bewegung sorgen, an dem Terminkontrakte auf Aktien und Indizes auslaufen.

Zudem stehen wichtige politische Termine auf der Agenda - vor allem das Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands, aber auch Landtagswahlen in den Bundesländern Thüringen und Brandenburg. Ebenfalls Beachtung verdienen die Gouverneurs- und Kommunalwahlen in Russland, erstmals unter Beteiligung der annektierten Krim-Halbinsel. Sie gelten als wichtiger Stimmungstest für die Politik von Kremlchef Wladimir Putin in Krisenzeiten - insbesondere nach weiteren europäischen und US-amerikanischen Sanktionen gegen Russland.

'DAX NACH DRAGHI NICHT VIEL ZU BIETEN' - SORGE ÜBER USA

"Nach dem Rückenwind durch EZB-Präsident Mario Draghi hatte der Dax zuletzt nicht mehr viel zu bieten", schrieb Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Damit erinnerte er an die nur kurzlebige Kursrally beim deutschen Leitindex, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in der ersten Septemberwoche überraschend die Zinsen gesenkt und Wertpapierkäufe angekündigt hatte. Zuletzt waren die Aktienbörsen wegen Sorgen über eine schon frühe Zinswende in den USA und die weltpolitischen Krisenherde wieder etwas abgerutscht.

"In der nachrichtenarmen Zeit zwischen Anfang September und Anfang Oktober müssen schon besondere Impulse her, um den Markt zu treiben", so Saurenz weiter. Diese könnten von der Erkenntnis kommen, dass die Ängste vor verfrühten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed vielleicht doch unbegründet seien. Sorgen machten allerdings die hohen Aktienkurse im amerikanischen Technologiesektor. "Die Bewertungen bei Facebook, Apple oder Twitter laufen aus dem Ruder", warnte der Experte. Allein für Apple könne ein Anleger - in der Marktkapitalisierung absteigend - 23 der 30 Dax-Unternehmen kaufen. Die Börsenampel sieht Saurenz in den USA daher auf gelb mit Tendenz zu rot, in Europa dagegen wegen der günstigeren Bewertungen auf grün.

UKRAINE-KONFLIKT SPIELT KEINE GROSSE ROLLE MEHR

"Die Korrektur der US-Börsen lässt weiter auf sich warten, doch wenn sie kommt, wird das auch den Dax nicht unberührt lassen", meint Händlerin Sarah Brylewski vom Broker Ayondo. Die Apple-Euphorie sei ein Warnsignal, "dass die Investoren im spekulativen Modus sind und die Märkte sich bei den Bewertungen auf eine Übertreibung zubewegen". Der Anfang Oktober geplante Börsengang des Modehändlers Zalando zeige, dass aktuell viele Unternehmen die gute Stimmung für einen Sprung auf das Parkett nutzten, und der Ukraine-Konflikt spiele nur noch eine untergeordnete Rolle. Wichtiger seien derzeit die Maßnahmen der Notenbanken.

Die zentralen Ereignisse der neuen Woche seien die Tagung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend und tags darauf das schottische Unabhängigkeits-Referendum, meint Investmentanalyst Werner Bader von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Angesichts der gut laufenden amerikanischen Wirtschaft sähen viele die Zeit für konkretere Aussagen zur weiteren Zinspolitik gekommen. Deren Straffung würde die fast nahe ihrer Rekordniveaus notierende Wall Street "wohl auf dem falschen Fuß erwischen". Beim erwarteten Kopf-an Kopf-Rennen zwischen Anhängern und Gegnern einer schottischen Unabhängigkeit werde entscheidend, welche Seite ihre Anhänger besser mobilisieren könne.

ANGST VOR SCHOTTLAND-REFERENDUM

"Unsere größte Sorge besteht darin, dass Investoren und Unternehmen dem Land den Rücken kehren, weil ein unabhängiges Schottland deutlich weniger attraktiv ist, als es als Teil des Vereinten Königreichs derzeit ist", schreibt Azad Zangana, Europa-Volkswirt beim britischen Vermögensverwalter Schroders. Frank Engels, Leiter Portfoliomanagement Renten bei der Fondsgesellschaft Union Investment, befürchtet bei einer schottischen Abspaltung von Großbritannien "fundamentale Unsicherheit - und zwar für einen langen Zeitraum".

Aus Konjunktursicht sollten sich die Blicke primär auf bereits am Samstag anstehende Industrie- und Einzelhandelsdaten aus China sowie eine Reihe von US-Konjunkturkennziffern richten. Außerdem stehen am Dienstag die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten auf der Agenda, welche das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelt.

NUR WENIG UNTERNEHMENSNACHRICHTEN

Unternehmensnachrichten bleiben wohl Mangelware. Schon am Sonntag findet eine Pressekonferenz des Rückversicherers Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) beim Branchentreffen in Monte Carlo statt. Am Montag äußert sich der Softwarekonzern SAP (SAP SE) zu seiner Cloud-Strategie. Tags darauf könnten Aussagen des Reisekonzerns Thomas Cook zur Geschäftsentwicklung die Aktien des deutschen Konkurrenten TUI bewegen und zur Wochenmitte Quartalszahlen von FedEx die Titel der Deutschen Post (Deutsche Post). Am Donnerstag findet eine Kapitalmarktveranstaltung von Merck Serono (Merck) statt, der Sparte des Pharma- und Chemiekonzerns mit patentgeschützten Medikamenten./gl/men/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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