Kündigung des Abkommens? |
02.07.2020 18:17:00
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Wirecard-Aktie sackt weiter ab: Geschäftspartner wie Softbank auf dem Rückzug - Fünf Wirecard-Tochtergesellschaften insolvent
Anders als der Name vermuten lässt, ist Softbank keine Bank, sondern eine Holding, die sich unter Regie ihres Chefs Matayoshi Son rund um den Globus an Startups und Zukunftstechnologien beteiligt. Softbank wollte Wirecard unter anderem beim Markteinstieg in Japan und Südkorea behilflich sein.
Darüber hinaus waren Geschäftspartnerschaften von Wirecard mit mindestens sechs Firmen angedacht, in die Softbank investiert hat: der südostasiatische Fahrdienst Grab, der US-Mobilfunkanbieter Sprint, der ebenfalls in den USA ansässige Mobilfunkdienstleister Brightstar, die Autohandelsplattform Auto1 und die Tourismusplattform GetYourGuide, beide in Deutschland ansässig, sowie die indische Hotelkette Oyo. Grab, Auto1 und GetYourGuide bestätigen auf Anfrage, dass keine Zusammenarbeit mit Wirecard mehr geplant ist, die drei anderen Unternehmen ließen Anfragen unbeantwortet.
Softbank wollte außerdem 900 Millionen Euro in Wirecard investieren, mit der Option, in fünf Jahren wichtiger Aktionär zu werden. In dem japanischen Unternehmen wurden jedoch kurze Zeit später Bedenken wach, nachdem die britische "Financial Times" mehrfach über Bilanzfälschungsverdacht bei Wirecard berichtet hatte. Softbank hatte die angekündigten 900 Millionen Investition in Wirecard daher nicht mehr mit Geld des hauseigenen Vision Fund finanziert, sondern mit Hilfe externer Geldgeber. Von daher drohen Softbank nach den Angaben auch keine finanziellen Verluste.
Unterdessen haben nach der Muttergesellschaft Wirecard AG nun fünf Tochterfirmen Insolvenz angemeldet. Wie das Münchner Amtsgericht am Donnerstag mitteilte, ist auch für diese fünf Firmen der Rechtsanwalt Michael Jaffé als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.
Alle fünf Töchter sind wie die Wirecard AG im Münchner Vorort Aschheim ansässig, dabei handelt es sich um Firmen, die Dienstleistungen und Software für die Muttergesellschaft anbieten, Dazu zählen etwa die Vertriebs- und Marketinggesellschaft Wirecard Global Sales und die Softwarefirma Wirecard Issuing Technologies.
Wirecard hatte Anfang vergangener Woche mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, wenige Tage später folgte der Insolvenzantrag. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den zunächst zurückgetretenen und später vom Aufsichtsrat nachträglich fristlos gefeuerten Vorstandschef Markus Braun und andere Manager.
Nach Wirecard-Skandal setzt Aldi Süd auf Konkurrenz
Der Einzelhandelsriese Aldi Süd schränkte seine Geschäfte mit dem Konzern mittlerweile deutlich ein und setzt nun auf einen Konkurrenten. "Die Abwicklung von Kreditkartenzahlungen bei Aldi Süd erfolgt seit 1. Juli über die Payone GmbH. Die Zusammenarbeit mit der Wirecard Bank AG beschränkt sich seitdem auf das Geschäft mit der Aldi Geschenkkarte", teilte Aldi Süd mit. Für die Kunden habe das keine Veränderungen mit sich gebracht. Zuvor hatte das Branchenportal "Finanz-Szene" darüber berichtet. Payone ist ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Sparkassen und des französischen Ingenico-Konzerns.
Wirecard steckt tief in einem Skandal um mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Aktuell läuft zudem ein vorläufiges Insolvenzverfahren und es sieht danach aus, dass der Konzern in seine Einzelteile zerlegt und verkauft werden könnte. Was davon dann bei den Aktionären hängen bleiben könnte, gibt Spielraum für reichlich Spekulationen, wie die wilden Kursausschläge zeigen. Nachdem der Skandal im Juni ans Tageslicht gekommen war, hatten die Papiere bis zu rund 99 Prozent an Wert verloren.
Bafin-Chef verweist auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten bei Wirecard
Bafin-Präsident Felix Hufeld hat angesichts der Kritik an seiner Behörde im Wirecard-Bilanzskandal auf begrenzte Handlungsmöglichkeiten der Finanzaufsicht hingewiesen. "Das Problem ist: Wen beaufsichtigen wir?", sagte Hufeld bei einer im Internet übertragenen Konferenz am Donnerstag. Technologiedienstleister und Technologieunternehmen, die keine Finanzinstitute seien und nicht von Finanzaufsichtsbehörden beaufsichtigt würden, verschmölzen immer mehr mit Bankdienstleistungen und Bankinstituten. "Und das ist natürlich jenseits des speziellen Falles Wirecard eine viel größere Herausforderung, die wir überall sehen", sagte Hufeld.
"Und das wirft in der Tat Fragen auf, die ich in den letzten zwei Jahren oft gestellt habe, und die wir auf einer regulatorischen, also politischen Ebene, adressieren müssen", sagte der Bafin-Chef. Dies sei Teil der großen Menge an Hausaufgaben, die zu erledigen seien. Formal war die Bafin nur für einen Teil des Wirecard-Konzerns zuständig: die Wirecard Bank. Anfang vergangener Woche hatte Hufeld die Vorgänge rund um Wirecard als "Schande" bezeichnet und sich zugleich selbstkritisch zur Rolle der Aufsicht geäußert: "Wir sind nicht effektiv genug gewesen, um zu verhindern, dass so etwas passiert."
Deutsche Bank erwägt finanzielle Unterstützung für Wirecard Bank
Die Deutsche Bank will der Wirecard Bank nach dem Bilanzskandal des Mutterkonzerns Wirecard möglicherweise finanziell unter die Arme greifen. "Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte", sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher am Donnerstag auf Nachfrage. Der Konzern sei dazu in Abstimmung mit der Finanzaufsicht Bafin, dem vorläufigen Insolvenzverwalter von Wirecard und der Wirecard Bank selbst.
Wie genau die Deutsche Bank eine solche Unterstützung gewähren würde und um welche Größenordnung es sich handelt, wollte der Sprecher nicht sagen.
Aktien von Wirecard brechen erneut ein
Wirecard-Aktien haben ihre seit Tagen üblichen Kurskapriolen am Donnerstag mit einem deutlichen Einbruch via XETRA fortgesetzt. Auf der Handelsplattform XETRA verloren die Papiere am Donnerstag 35,42 Prozent auf 3,10 Euro.
(Dow Jones / dpa-AFX)
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