Selbstbewusster Gründer |
19.01.2020 16:45:00
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Wird es eng für Beyond Meat und Impossible Foods? - Chinesisches Startup Zhenmeat startet durch
• Gespräche mit Investoren über Geldspritze in Höhe von zwei Millionen US-Dollar
• Zhenmeat-Gründer sieht Wettbewerbsvorteile gegenüber US-Konkurrenz
Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis finden immer mehr Abnehmer - vor allem in Asien. Laut Schätzungen von The Good Food Institute wuchs das Volumen dieses Marktsegments allein in China im Jahr 2018 um 14,2 Prozent auf 884 Millionen US-Dollar. Kein Wunder also, dass die beiden US-amerikanischen Branchengrößen Impossible Foods und Beyond Meat einen Markteintritt im lukrativen Reich der Mitte planen - schließlich lag das Marktvolumen in den USA 2018 mit geschätzten 684 Millionen US-Dollar deutlich tiefer.
Doch die heimische Konkurrenz schläft nicht. Zahlreiche chinesische Unternehmen haben es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, einen Fleischersatz auf pflanzlicher Basis zu entwickeln. Eines davon ist das Startup Zhenmeat aus Peking, das pflanzliches Rinder- und Schweinehackfleisch aus Erbsenprotein herstellt und im vergangenen Herbst mit seinen Mondkuchen - gefüllt mit dem pflanzlichen Hackfleisch - in China für Aufsehen sorgte. Chinesische Medien bezeichneten Zhenmeat laut der Nachrichtenagentur "Reuters" in der Folge bereits als die chinesische Antwort auf Beyond Meat. Nun will das chinesische Startup wachsen und weiter expandieren und dafür bei Investoren frisches Geld einsammeln.
Zhenmeat will mit frischem Kapital Produktion ausbauen
Zhenmeat-Gründer Vince Lu gab gegenüber "CNBC" an, das Unternehmen würde sich in "aggressiven Gesprächen" mit internationalen Investoren befinden. Interesse kommt dabei offenbar sowohl von Geldgebern aus den USA und Europa, da diese bereits mit diesem Marktsegment vertraut seien, als auch von Investoren aus China, die zunehmend auf den Markt mit pflanzlichem Fleisch und dessen Potenzial aufmerksam werden würden, wie Lu im Interview mit "Blooomberg" sagte. Insgesamt will das Startup zwei Millionen US-Dollar einsammeln, um seine Expansion in China voranzutreiben und die steigende Nachfrage zu befriedigen. In der Vergangenheit konnte sich Zhenmeat laut "CNBC" bereits Kapitalspritzen in Höhe von 720.000 US-Dollar sichern.
Mit dem Geld will Zhenmeat laut "Bloomberg" vor allem seine Produktionskapazitäten ausbauen. So nannte Gründer Vince Lu ein ausreichend hohes Produktionsvolumen als wichtigste Aufgabe für das Startup, das in Zukunft gerne mit einem in China bekanntem Partner wie etwa einer großen Restaurantkette zusammenarbeiten würde. Bislang sieht das Geschäftsmodell von Zhenmeat vor, dass das Unternehmen pflanzliches Hackfleisch herstellt und dieses an Restaurants und Nahrungsmittelkonzerne liefert, die es dann weiterverarbeiten. Bei den Mondkuchen, die Zhenmeat im vergangenen Jahr an Endverbraucher verkaufte, handelte es sich offenbar um eine einmalige PR-Aktion, um die eigene Bekanntheit zu steigern - und um zu testen, wie das Pflanzenfleisch in der Bevölkerung ankommt. Denn in China würde zwar viel Tofu gegessen, dieses gelte aber eher als billiger Fleischersatz, so Zhenmeat-Gründer Lu gegenüber "Bloomberg". Er wolle daran arbeiten, diese Wahrnehmung zu ändern.
Chinesischer Markt bietet Potenzial
Wie Lu gegenüber "Bloomberg" angab, habe der Ausbruch der afrikanischen Schweinepest im vergangenen Jahr dazu geführt, dass Fleischalternativen eine höhere Aufmerksamkeit erfahren hätten. In China wird weltweit am meisten Schweinefleisch gegessen, durch den Ausbruch der Krankheit hat sich der Schweinebestand jedoch um die Hälft reduziert. Dadurch - und durch den Handelskonflikt mit den USA - sind die Preise für Schweinefleisch enorm gestiegen - was natürlich pflanzliche Fleischalternativen umso attraktiver macht.
Für den Markt mit pflanzenbasiertem "Fleisch" sieht Lu in China daher großes Potenzial - sofern in der Bevölkerung tatsächlich das Bewusstsein ankommt, dass es sich nicht um einen billigen Ersatz, sondern eine wirkliche Alternative handelt. Er hält es für möglich, dass in der nahen Zukunft der Konsum von richtigem Fleisch um zehn bis 15 Prozent sinken könnte - weil die Menschen stattdessen zu den veganen Alternativen greifen. Als Grundlage für diese, wie er selbst im Interview mit "Bloomberg" zugab, durchaus ambitionierte Schätzung zog Lu einen Vergleich zu Kuhmilchprodukten heran. Diese seien in China bereits zu 15 Prozent durch Pflanzenmilch ersetzt worden. Sollte das auch beim Fleisch gelingen, wäre das in Bezug auf die möglichen Umsätze "eine sehr große Sache".
Keine Angst vor der Konkurrenz
Vor den größeren und in mehreren Märkten bereits etablierten US-Konzernen Beyond Meat und Impossible Foods hat der Zhenmeat-Gründer derweil keine Angst, auch wenn diese einen Markteintritt in China planen. So hat Beyond Meat bereits angekündigt, ab Ende 2020 auch in China produzieren zu wollen, während Impossible Foods auf der CES in Las Vegas vor kurzem chinesische Gerichte präsentiert hat, in denen der neue Schweinefleisch-Ersatz des Unternehmens zum Einsatz kam. Doch Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft, und so steht Lu dem geplanten Einstieg der beiden Konzerne auf dem chinesischen Markt durchaus positiv gegenüber. Er begrüße deren Pläne, da so das Bewusstsein für pflanzenbasiertes Essen in China erhöht werde, sagte Lu im "Bloomberg"-Interview.
Außerdem ist sich Vince Lu sicher, dass sein Startup mehrere Wettbewerbsvorteile gegenüber den großen Playern aus den USA besitzt. "Wir analysieren den Geschmack hinter Schweinefleisch und setzen darauf, um uns von unseren Mitbewerbern aus den USA zu unterscheiden", so Lu. Als chinesisches Unternehmen kenne und bediene Zhenmeat außerdem gezielt den Geschmack der Chinesen, die bei ihren Gerichten andere Zubereitungsmethoden nutzen und andere Texturen erwarten als zum Beispiel US-Amerikaner. "Eine weitere Sache, die uns einzigartig macht, ist, dass wir unsere Produkte auf die chinesische Küche zugeschneidert haben. Also können chinesische Köche und chinesische Kunden sehr viele chinesische Gerichte aus unserem Hackfleisch machen, wie zum Beispiel Dumplings", sagte der Zhenmeat-Gründer gegenüber "Bloomberg".
Doch auch, wenn sich Vince Lu sehr selbstbewusst gibt: Beyond Meat und Impossible Foods müssen wohl dennoch keine Angst vor dem neuen Konkurrenten haben - zumindest nicht außerhalb von China. Denn Zhenmeat hat noch keine Pläne, die über den heimischen Markt hinausgehen. Auch für Gedanken über einen möglichen Börsengang sei es noch viel zu früh, sagte Lu.
Redaktion finanzen.at
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