02.01.2014 20:14:59
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Westfalen-Blatt: zum Thema Fiat/Chrysler
Bielefeld (ots) - Als Techniker ist Ferdinand Piëch über jeden
Zweifel erhaben. Und als Stratege hat er im Lauf der Jahrzehnte die
Konkurrenz - auch die im eigenen Haus - mehr als nur einmal düpiert.
Der Patriarch des VW-Konzerns war es auch, er einstmals anmerkte,
dass, wenn sich zwei Schwerkranke gemeinsam ins Bett legen, das
Siechtum nur noch schneller vonstatten gehe. Gedankenspiele dieser
Art gab es auch, als der Chef des hochverschuldeten Fiat-Konzerns,
Sergio Marchionne, 2009 den Einstieg beim von der Insolvenz bedrohten
US-Autobauer Chrysler bekanntgab. Marchionne bot technisches
Know-how, nachdem zuvor der Staat und damit der amerikanische
Steuerzahler bei Chrysler wie auch bei General Motors helfend
eingesprungen war. Es war ein gelungener Schachzug des Fiat-Chefs.
Denn mit der Erholung des amerikanischen Marktes kam auch das von
Altlasten befreite Unternehmen Chrysler mit den Marken Jeep, Dodge
und Ram zu neuen Kräften, verkaufte wieder Autos - mit Gewinn. Allein
im dritten Quartal 2013 konnten 464 Millionen Dollar auf der
Habenseite verbucht werden. Der Umsatz lag bei 17,6 Milliarden
Dollar. Zahlen, von denen Fiat mit seinen Tochter-Marken Alfa Romeo,
Lancia und Abarth nur träumen kann. Denn das Europageschäft dümpelt
weiter vor sich hin. Zwar lassen die Prognosen für 2014 Hoffnung bei
allen Autobauern auf eine leichte Verbesserung aufkeimen. Doch die
italienischen sind ähnlich wie die französischen Hersteller so tief
im dunklen Umsatzkeller angekommen, dass schon mehr als ein paar
Stufen überwunden werden müssen, um wieder ans helle Tageslicht zu
kommen. Helfen bei dem mühsamen Weg zurück zu höheren Umsatz- und
damit Renditewerten könnte das inzwischen prall gefüllte Konto von
Chrysler. Dort sollen inzwischen etwa zwölf Milliarden Dollar liegen.
Geld, auf das Marchionne nach der Komplettübernahme jetzt vollen
Zugriff hat. Dass er für den noch fehlenden Minderheitsanteil gerade
einmal 4,35 Milliarden Dollar an den Gesundheitsfonds der
nordamerikanischen Autogewerkschaft zahlen musste, zeigt das
Geschick, mit dem der Fiat-Chef verhandelt hat. Zumindest in diesem
Bereich hat er seine Hausaufgaben bestens gemacht. Ob das allerdings
ausreicht, um die sportliche Tochter Alfa wieder zu altem Glanz zu
verhelfen und Fiat aus der Talsohle zu führen, ist fraglich. Der
Versuch, den Lancia-Verkauf in Europa wieder anzuschieben, indem
Chrylser-Modelle mit Lancia-Emblem verziert wurden, ist bereits
gescheitert. Um die Kunden zu überzeugen, müssen Qualität und Preis
stimmen. Opel ist hier auf einem guten Weg zurück, um verloren
gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Marchionnes neues Druckmittel
gegenüber dem italienischen Gewerkschaften, Produktionen in die USA
auszulagern, dürfte sich hingegen bei der Qualitätssteigerung kaum
als hilfreich erweisen.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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