04.07.2017 23:33:56
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Westfalen-Blatt: zu Peter Tauber
Bielefeld (ots) - Normalerweise ist Peter Tauber als
CDU-Generalsekretär nicht mehr zu halten. Angela Merkel müsste ihn
entlassen oder ihm den Rücktritt nahelegen. Und zwar so schnell wie
möglich - wenn in elf Wochen nicht gewählt würde. »Wenn Sie etwas
Ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.«
Wer in dieser Funktion unmittelbar nach der Präsentation des
Wahlprogramms seiner Partei so eine Aussage macht, ist für den Job
ungeeignet. Solch einen Fehler macht ein Generalsekretär nicht. Und
Tauber ist nicht zum ersten Mal auffällig geworden. Es gab die
Mobbingvorwürfe aus seinem hessischen Heimatwahlkreis, die angebliche
Affäre mit der Berliner CDU-Frau Jenna Behrendts und die deftige
Beleidigung der Gegner von Merkels Flüchtlingspolitik. Taubers Satz
steht im Raum - und vor allem im Netz. Sein Versuch einer
Entschuldigung ist ziemlich halbgar. Nun ist die Kanzlerin nicht
dafür bekannt, sich von Ministern, Staatssekretären oder anderem
politischen Personal spontan zu trennen. Ob Karl-Theodor zu
Guttenberg, Annette Schavan oder Hans-Peter Friedrich - die
Rücktritte in der Ära Merkel waren zähe Angelegenheiten. Und manche
in der CDU hätten lieber andere gehen sehen, allen voran die
umstrittene deutsch-türkische Integrations-Staatsministerin Aydan
Özuguz (SPD). Man kann der Ansicht sein, dass Taubers Twitter-Fauxpas
keine weiteren Folgen hat und der CDU nicht schadet. Erstens hat der
Generalsekretär nicht mehr so viel zu sagen, weil Kanzleramtsminister
Peter Altmaier den Wahlkampf verantwortet. Und zweitens vergehen
Aufregung und Empörung nach skandalösen Tweets in der Regel relativ
schnell - so wie beim SPD-Bundesvize Ralf Stegner, der die
Facebook-Managerin Sheryl Sandberg mit der mutmaßlichen
NSU-Terroristin Beate Zschäpe verglich. Man kann aber auch der
Ansicht sein, dass die SPD den Fehler nutzen könnte. Welch eine
Steilvorlage für Martin Schulz und seinen bislang nicht zündenden
Gerechtigkeitswahlkampf. In der Mitte der Gesellschaft hat die
Kampagne bislang nicht verfangen, weil es in keinem Land
vergleichbarer Größe sozial so gerecht zugeht wie bei uns. Daran
ändern auch Taubers Worte nichts, aber sie machen eines deutlich: Die
Volksvertreter in Berlin und Brüssel sind weit weg von den
Alltagsproblemen normaler Leute. Wenn Tauber den umständlich
klingenden CDU-Wahlslogan »Für ein Deutschland, in dem wir gut und
gerne leben« vorstellt, wen meint er dann mit »Wir«? Diese Frage
drängt sich nach seiner Einlassung auf. Peter Tauber hat das Amt des
Generalsekretärs bekommen, um die CDU jünger, weiblicher,
ausländischer und urbaner zu machen. In diesen Tagen ist er Schulz'
bester Wahlhelfer.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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