14.11.2018 23:03:43
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielfeld) zum CDU-Vorsitz
Bielefeld (ots) - Jens Spahn konnte nicht anders. Im Rennen um den
CDU-Vorsitz muss der Bundesgesundheitsminister an Boden gewinnen,
sonst geht er beim Bundesparteitag in Hamburg am 7. Dezember
chancenlos in die Abstimmung. Derzeit deutet vieles auf einen
Zweikampf zwischen Friedrich Merz und Annegret Kramp-Karrenbauer hin.
Und wenig spricht dafür, dass sich daran etwas ändert. Spahn muss
also angreifen, wenn er den Trend drehen und es in die Stichwahl
schaffen will. Aus seinen Worten klingt Enttäuschung. Der
Münsterländer ist enttäuscht darüber, dass die Parteivereinigungen,
die er als Basis zu haben glaubte, mehrheitlich nicht hinter ihm
stehen, sondern hinter Merz. Das trifft sogar auf die Junge Union zu,
die eigentlich als Spahn-Fanclub gilt. Und auf CDU-Politiker, die er
in vielen Wahlkämpfen unterstützt hat und die jetzt ihrerseits Merz
unterstützen. Was den beiden CDU-Männern gemein ist: Sie sind
konservativ, und sie sind Westfalen. Und da hört es auch schon auf.
Merz ist Marktwirtschaftler, während Spahn als Gesundheitsminister
die Sozialpolitik für sich entdeckt hat und mit der Erhöhung der
Pflegebeiträge den Fürsorgestaat ausbaut. Wenn man so will, treffen
da Ludwig Erhard und Norbert Blüm aufeinander. Dass der 38-Jährige
Annegret Kramp-Karrenbauer wegen ihrer Haltung zur Ehe für alle
angreift, ist aus persönlichen Gründen nachvollziehbar.
Politisch-strategisch allerdings nicht. Besonders in der
ostwestfälischen CDU weiß man, dass die Durchsetzung der Ehe für alle
so kurz vor der Bundestagswahl zwei Direktmandate gekostet hat.
Nämlich dort, wo viele Russland-Deutsche leben: in Bielefeld und im
Kreis Minden-Lübbecke. Jens Spahn ist so konservativ, wie Guido
Westerwelle liberal war. Homosexuelle werden im politischen Geschäft
wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht geschont - schon gar nicht
vom linken Milieu, das sich als sicherer Hort für Minderheiten aller
Art begreift, aber beim politischen Gegner keine Rücksicht nimmt. Ob
Spahn, der wegen seines Ehrgeizes nicht besonders sympathisch wirkt,
aus der Position des Außenseiters ein Überraschungssieg gelingen
kann, hängt von seinen Auftritten bei den acht Regionalkonferenzen
ab - die erste ist heute in Lübeck - und von der Choreographie des
Parteitags ab. In der Messe Hamburg können sich Eigendynamiken
entwickeln, die niemand vorhersagen kann. Da geht es um die
Reihenfolge, in der die Kandidaten ihre Reden halten, und Stimmungen
im Saal. Und die können wuchtige Rhetoriker wie Merz und Spahn eher
steuern als die sachliche, aber nicht unemotionale
Kramp-Karrenbauer. Die Saarländerin ist die Kandidatin des
Establishments, der Sauerländer der Kandidat der Parteibasis. Wessen
Kandidat will der Münsterländer sein?
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Dominik Rose Telefon: 0521 585-261 d.rose@westfalen-blatt.de
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